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als in früheren Rezessionen...
Financial Advisor Update
Kass: It's Different This Time
By Doug Kass
RealMoney Silver Contributor
9/4/2009 12:35 PM EDT
After some short-term weakness, my friend/buddy/pal, Rich Bernstein, called for an optimistic intermediate-term equity view on CNBC's "Squawk Box" just now. In making his case, he cited that stocks have performed in a substandard fashion over the past 10 years, even in the face of trailing 12-month corporate profits being much higher in 2009 than in 1999.
Sure, stocks are flat for a decade (at best), and earnings are higher than in 1999, but look at what fueled corporate profits and earnings in the interim interval (1999 to present); it was an orgy of debt at every sector in the economy (private and public).
In the last cycle, the hocus-pocus borrowing/lending and 35-1 leverage resulted in the failure of American International Group (AIG) , Fannie Mae (FNM) , Freddie Mac (FRE) , Lehman Brothers and Bear Stearns and also in a historic depression in residential housing. There were real failures of real financial institutions, and many jobs were lost, even outside the financial industry, in an enormously deep recession.
The might of the public sector and the enormity of the monetary and fiscal stimulation speak volumes to the magnitude of our economic woes and to where we might have been headed without government intervention.
By contrast, in 1999-2001, we faced merely the challenge of an era of ludicrous stock speculation. Its subsequent effect was muted on the economy and resulted in a shallow (and technology-weakening) recession.
A consumption binge of unprecedented proportions followed the 2001-2002 downturn, and it took aggregate economic activity back to peak levels.
So, under normal conditions, yes, Rich is right: investors might be more optimistic, as the last decade of stock performance was weak. But this time, following the uniqueness of the last cycle, it was different, as the effect on the real economy has been and will continue to be more pronounced in its effect and duration.
Stated simply, the fuel of leverage will no longer catalyze growth (especially of a housing kind) and the benefits of that leverage will be hard to replace in a world where banks are reluctant to lend, the securitization markets are broken and the shadow banking system is nearly extinct.
Today the only institution that is running at 35-1 leverage (or more) is Uncle Sam! (= USA). And with that, comes challenges anew over the next decade.
At the time of publication, Kass and/or his funds were short AIG, although holdings can change at any time.
Contrade, unten ein Kommentar aus der FTD, der das Problem der Vermögenspreis-Inflationierung anspricht. Fazit: Zentralbanken sollten nicht nur die Preise für normale Güter im Auge behalten, sondern auch Inflation bzw. Blasen bei Assets berücksichtigen.
FTD-Gastkommentar
Bereit machen zur Zinswende
Die Risikobereitschaft der Investoren steigt und die Anzeichen für das Entstehen einer neuen Blase mehren sich - das sollte die Notenbanken alarmieren. Die EZB müsste die Märkte auf einen Kurswechsel vorbereiten.
von Martin W. Hüfner
Martin W. Hüfner ist Chefvolkswirt bei Assenagon Asset Management. Er war viele Jahre Chefvolkswirt beziehungsweise Senior Economist bei der HypoVereinsbank und der Deutschen Bank.
Wenn sich die Mitglieder des EZB-Rats am Donnerstag in Frankfurt zu ihrer turnusmäßigen Sitzung treffen, können sie sich zufrieden auf die Schultern klopfen. Sie haben in den vergangenen Monaten einen guten Job gemacht. Ihre Maßnahmen haben zusammen mit denen der Finanzminister eine weitere Ausdehnung der Rezession und eine Kernschmelze an den Finanzmärkten verhindert. Andererseits sind Inflationsgefahren, die einen Politikwechsel erfordern würden, noch nicht am Horizont erkennbar. Aber ist die Welt wirklich so heil? Müssen die Notenbanker wirklich noch nichts tun?
Nach dem traditionellen Verständnis von Geldpolitik ist es für eine Zinserhöhung bei Weitem zu früh. Hauptaufgabe der Notenbanken ist es, für Preisstabilität zu sorgen. Solange es keine Indizien für einen stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise gibt, muss die Geldpolitik auch nicht aktiv werden. Derzeit ist das tatsächlich der Fall. Die Verbraucherpreise liegen um 0,2 Prozent unter Vorjahr.
Zwar weiß jeder, dass das nicht so bleiben wird. Ab September/Oktober werden die Raten wieder ins Positive drehen. Aber angesichts der schwachen Konjunktur und der großen Unterauslastung der Kapazitäten der Unternehmen ist nicht zu erwarten, dass sich das Bild in absehbarer Zeit grundlegend ändern wird. In der Euro-Zone wird die Inflationsrate aller Voraussicht nach noch bis Ende 2010 unter zwei Prozent liegen.
Das ist aber nur das traditionelle Verständnis. Aus der letzten Krise haben wir gelernt, dass es für Notenbanken nicht reicht, nur auf die Verbraucherpreise zu schauen. Sie müssen ihren Blick vielmehr auch auf die generelle Liquiditätssituation richten, vor allem auch auf die Preise der Vermögensgüter. Hier können sich Ungleichgewichte aufbauen, die später zu erheblichen Problemen in der Realwirtschaft und auf den Finanzmärkten führen können.
Lange Zeit dachte man (vor allem der frühere US-Notenbankchef Alan Greenspan), dass die Geldpolitik solche Blasen nicht verhindern könne. Sie solle sich daher auf die Bekämpfung der Folgen nach dem Platzen der Blase konzentrieren. Inzwischen sind sich die meisten Geldpolitiker aber wohl einig, dass man zumindest versuchen soll, auch das Entstehen von Blasen zu unterbinden.
Anzeichen für das Entstehen einer neuen Blase sind jetzt wieder erkennbar. Die Aktienkurse haben sich seit dem Tiefpunkt im März gemessen am deutschen Aktienindex Dax um mehr als 40 Prozent erhöht. Sie gehen so schnell nach oben, wie sie vorher gefallen sind. In China sind erste Krisenzeichen erkennbar.
Auf den Bondmärkten läuft der Markt für Unternehmensanleihen heiß. Die Emissionen sind teilweise mehrfach überzeichnet. Anleger sind wie zu Zeiten der New Economy vor zehn Jahren auf schnelle Kursgewinne aus. Die Aufschläge auf die Renditen von Staatsanleihen sind deutlich gefallen. Sie entsprechen in einigen Fällen nicht mehr den zugrunde liegenden Risiken. Es ist zu vermuten, dass es zu Kursverlusten kommt, wenn das Gefühl für die Risiken bei einem Anstieg der Insolvenzen wieder zunimmt.
Auf den Devisenmärkten kommt es wie vor der Finanzkrise wieder zu Carry-Trades. Hedge-Fonds verschulden sich in Niedrigzinswährungen und legen das Geld in höherverzinslichen Währungen an. Diesmal sind es nicht so sehr der japanische Yen und der Schweizer Franken, die als Verschuldungswährungen dienen, sondern der US-Dollar.
All das sind letztlich Ausprägungen des gleichen Phänomens: Es gibt zu viel Liquidität auf den Märkten. Diese Liquidität wird aus Risiko- und Eigenkapitalgründen nicht - wie an sich erwünscht und von den Zentralbanken auch beabsichtigt - für eine vermehrte Kreditvergabe verwendet. Sie sucht vielmehr nach Anlagemöglichkeiten auf den Finanzmärkten. Da die Zinsen niedrig sind, gehen die Investoren höhere Risiken ein, um wenigstens noch etwas Rendite zu erzielen. Es gibt wieder den berüchtigten Renditehunger, der in letzter Zeit so oft als Gier kritisiert wurde. Das muss die Notenbanken alarmieren.
Die Geldpolitik steht zwischen Baum und Borke. Auf der einen Seite gibt es noch keine Inflationsgefahren, und die Notenbanken dürfen weder die Konjunktur gefährden noch die Banken in neue Schwierigkeiten bringen. Auf der anderen Seite können sie die Ungleichgewichte bei den Vermögensgütern und die steigende Risikobereitschaft auf den Finanzmärkten nicht ignorieren. Sie dürfen nicht den gleichen Fehler machen, der zur Finanzkrise geführt hat. Jetzt ist es sicher noch zu früh für konkrete Handlungen. Aber es ist Zeit, die Diskussion darüber anzustoßen. Die Märkte müssen auf einen Kurswechsel im Verlauf des Jahres vorbereitet werden. Die Pressekonferenz nach der EZB-Sitzung am Donnerstag wäre der richtige Ort.
Je früher die Notenbanker mit der Kommunikation des Kurswechsels anfangen, umso weniger radikal muss dieser später sein. Umso geringer sind auch die Gefahren für die Konjunktur und die Stabilität der Märkte. Was zu tun ist, wissen alle. Man beginnt mit dem Zurückfahren der Wertpapierkäufe am offenen Markt. Das kann sehr schnell passieren. Es schadet nicht viel. Der nächste Schritt ist eine knappere Liquiditätsversorgung der Banken. In Europa liegen 155 Mrd. Euro in der sogenannten Einlagenfazilität der EZB zu einem Zinssatz von 0,25 Prozent. Das ist Überschussliquidität, die nicht benötigt wird. Auch das Einsammeln dieser Beträge tut nicht richtig weh. Erst in einem letzten Schritt geht es um eine - aber auch dann nur leichte - Anhebung der Zinsen.
www.ftd.de/politik/deutschland/...nde/50005041.html?mode=print
Der aktuelle Comment von Klaus Singer / TimePatternAnalysis
Die Finanzmärkte spielen "V-förmige Erholung", die Stimmung bei den Entscheidungsträgern und sonstigen "Gurus" wird immer besser. Zahlreiche Stimmungsindikatoren verbessern sich - zuletzt ist der ISM-Index der amerikanischen Einkaufsmanager wieder über 50 gestiegen und signalisiert damit Expansion. Gleichzeitig zeigen aber harte Makroindikatoren Ermüdungserscheinungen und die kritischen Stimmen mehren wieder. Wer hat recht?
Die OECD hat jüngst ihre eigenen, aus dem Juni stammenden Prognosen nach oben revidiert. Jetzt wird damit gerechnet, dass die Erholung der Weltwirtschaft früher startet. Für die G7 wird jetzt ein negatives Wachstum in diesem Jahr von 3,7 % erwartet, zuvor hatte man mit minus 4,1 % gerechnet. Für 2010 wird weiterhin mit schwachem Wachstum gerechnet. Die EZB sieht Anzeichen einer Stabilisierung und nachlassendem Deflationsdruck. Für 2009 wird einer Kontraktion des BIP in der Euro-Zone zwischen 4,4 und 3,8 % gerechnet. In 2010 sollen es zwischen minus 0,5 und plus 0,9 % an Wachstum werden. Die Inflationsrate soll 2009 zwischen 0,2 und 0,6 % liegen, 2010 sollen es 0,8 bis 1,6 % werden.
Die US-Wirtschaft nach Einschätzung von Richard Fisher, Präsident der Fed von Dallas, über einen langen Zeitraum hinweg nur schwach wachsen und hohe Arbeitslosenquoten verzeichnen. Die Unternehmen litten unter mangelndem Preisgestaltungsspielraum und schwacher Nachfrage. Sie dürften daher weiter ihre Finanzpläne straffen und Arbeiter entlassen.
Die Banken des Euroraums soll im Zuge der Krise bis Ende 2010 rund 600 Mrd. Euro verlieren, sagt Jürgen Stark, Direktoriumsmitglied der EZB. Bisher sind es rund 300 Mrd. Euro. Die EZB warnt, das Gegenpartei-Risiko in der europäischen Bankenlandschaft sei erheblich. CDS-Kontrakte seien zunehmend in Händen weniger, großer Institutionen (oft anderen Banken) konzentriert. Stark äußerte sich zurückhaltend über die sich anbahnende Konjunkturerholung in der Eurozone: Nach kleineren Finanzkrisen habe es in der Vergangenheit vier bis fünf Jahre gedauert, bis die Wirtschaft zu ihrem Niveau vor der Krise zurückgekehrt sei.
Kenneth Rogoff warnt vor einer neuen Krise, nach der Schuldenkrise stehe ein Kreditkrise an. Die Regierungen hätten sich bei dem Versuch, im Finanzsektor einen Boden einzuziehen, übernommen. Die hierzu aufgenommenen Schulden führten unweigerlich dazu, dass Staaten in massive Probleme kämen. Staatsbankrotte gebe es entweder direkt oder über Inflation.
Nouriel Roubini nennt sieben Gründe für eine schwache U-förmige Erholung. Darüber hinaus gibt Roubini zwei Gründe für einen double-dip an, einen W-förmigen Verlauf. Für "U" spricht: Schwache Beschäftigungslage in den USA, weitergehendes Deleveraging, Schuldenabbau bei den Verbrauchern, weitergehende strukturelle Schwäche im Finanzsektor, schwache Unternehmensgewinne, die Gefahr, dass öffentliche Ausgaben private Investitionen ersetzen, sinkende Wahrscheinlichkeit, dass das US-Handelsbilanzdefizit durch Länder mit Leistungsbilanz-Überschüssen "finanziert" wird (wie früher - Deutschland, China, Japan).
Für "W" spricht nach Roubini: Wenn Politik und Zentralbanken zu früh auf Ausstieg aus ihrer Krisenstrategie gehen, oder wenn sie zu spät aussteigen (dann besteht das Risiko einer Bond-Krise mit stark steigenden Zinsen). Zum zweiten treibt Überschuss-Liquidität die Rohstoffpreise, über die die Kosten der Unternehmen steigen, während gleichzeitig die geringe kaufkräftige Nachfrage (Arbeitsmarkt) den Unternehmen nicht die Möglichkeit gibt, die Kosten zu überwälzen. Die W-Möglichkeit hatte ich in einem Artikel vom 5. Juni 2009 angesprochen.
Robert Shiller haut in dieselbe Kerbe: Er sagt für die nächsten fünf Jahre eine enttäuschende wirtschaftliche Entwicklung voraus. Die erste Welle der Krise sei zwar vorbei, aber analog zur Großen Depression zwischen 1929 und 1941 könnte bald eine weitere folgen.
Die Saison der Quartalsberichte ist mittlerweile gelaufen. Sie fiel besser aus erwartet, weit mehr Unternehmen als im langfristigen Durchschnitt überraschten mit ihrer Gewinnentwicklung positiv. Die Umsatzentwicklung hielt da nicht mit. Und so ist die Entwicklung der Aktienkurse bis jetzt eine reine Expansion des KGV. Z.B. wird die Aktie von Nordstrom, einem soliden amerikanischen Einzelhändler, mit einem KGV von rund 20 gehandelt (bezogen auf die erwarteten Gewinne) bei auch zuletzt nur flacher Umsatzentwicklung.
Die Aktienmärkte in den USA, in Europa und in den Emerging Markets sind technisch klar überkauft. Das ist aber schon seit einigen Wochen so und für sich kein Grund, davon auszugehen, dass nun ein Rückzug ansteht. Mancher Beobachter argumentiert, wir befänden uns am Beginn eines neuen säkularen Bull-Marktes. Zwar sind zahlreiche Indices technisch, bezogen etwa auf die Zuordnung der gleitenden Mittelwerte im kurzen, mittleren und langen Zeitfenster im Bull-Modus. Aber eine solche KGV-Expansion wie aktuell tritt in der Regel nicht am Beginn, sondern eher am Ende eines lang laufenden Bull-Runs auf. Damit handelt es sich meiner Meinung nach um eine Bärenmarkt-Rallye.
Die enorme Liquidität, die die Zentralbanken in den Finanzsektor pumpen, fließt nach wie vor in die Asset-Märkte, nicht in die Güterwirtschaft (siehe Chart!). Daher ist von Güterpreisinflation weiterhin nichts zu sehen - im Gegenteil, die Produzentenpreisindices sind im Juli sowohl in den USA, als auch in Europa kräftig eingebrochen, was mit einer Verzögerung von drei bis sechs Monaten auf die Verbraucherseite durchschlagen dürfte.
Deflationärer Druck besteht weiter: Die Kapazitätsauslastung ist nach wie vor schlecht, schwache Arbeitsmärkte sorgen für geringe kaufkräftige Nachfrage, die Staats-Verschuldung steigt krass. Die Banken haben nach wie vor zu viele faule Papiere in ihren Büchern, die Liquidität, die nicht zum Spekulieren eingesetzt wird, verschwindet in "schwarzen Löchern". Daher bleibt die Kreditvergabe restriktiv, mit den mit Verzögerung steigenden Pleitezahlen wird die Kreditklemme weiter wachsen. Zudem ist ein großer Teil der zuletzt gesehenen Erholung getrieben durch Lager-Normalisierung, nicht durch Konsum.
Jeremy Grantham vom Vermögensverwalter GMO in Boston, hatte Anfang März im WSJ geraten, Aktien zu kaufen. Die faire Bewertung im S6P 500 sah er da bei 880, übrigens der Boden, von dem aus im Juli die Bullen wieder zugriffen. Seit März ist der Index in der Spitze ohne wesentliche Korrektur um über 50 % bis auf 1030 gestiegen. Im Mai sagte Grantham, zwischen 950 und 1050 sei der Index mäßig überbewertet, ein Ausbruch über diesen Bereich mache ihn stark korrekturanfällig.
Der SPX hat nun kürzlich etwas Abstand von seinen Höchstständen genommen und sich bis zu einer bedeutenden Abwärtslinie aus Oktober 2007 (~995) zurückgezogen. Die wurde gestern (vorsichtig) auf ihren Bestand hin getestet. Im späten Handel kam Kaufinteresse auf. Im Vorfeld der heute anstehenden US-Arbeitsmarktdaten wird vorsichtig weiter gekauft. Man erwartet für August Stellenverluste in Höhe von 225.000. Der vor einigen Tagen veröffentlichte ADP-Report legt knapp 300.000 nahe. Sollte diese Zahl nicht überschritten werden, wird das wohl eher bullisch umgesetzt.
Zuletzt führten besser als erwartet ausgefallene Makrodaten eher zu Kursverlusten, weil Anschlusskäufe ausblieben, gestern war (noch zögerlich) wieder das Umgekehrte fest zu stellen.
Hinsichtlich der Volumenverteilung im SPX (siehe Chart!) gibt es seit Anfang März folgende Phasen: Mit Beginn des Bull-Runs startete eine Akkumulationsphase, die am 20. April in Distribution kippte. Die währte, von einer kurzen Unterbrechung Anfang Mai abgesehen, bis Mitte Juli. Dann wurde erneut mit steil steigenden Kursen heftig akkumuliert. Seit 27. August wird erneut "verteilt".
Die spannende Frage ist: Wird die Seitenlinie nun einsteigen und dabei gierig genug sein, damit die Kurse weiter steigen können? Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Der VIX zeigte zuletzt wieder Anzeichen von "Angst" (siehe Chart!), von Euphorie oder "Sorglosigkeit" kann keine Rede sein. Kurzfristiges Ziel an der Oberseite dürfte der Bereich der zuletzt erreichten Hochs bei 1030 im S&P 500 sein, wobei das verlängerte "Labour Day"-Wochenende heute eher für Zurückhaltung sorgen dürfte.
Wie geht es danach weiter? Ich hatte in einem Artikel vom 14.8.2009 ein Szenario entworfen mit Preisziel bei 1150 (+/-50). Diese Zone spielte in den vergangenen Jahren stets eine bedeutende Rolle und stellt etwa die Mitte zwischen den Kursextremen der vergangenen 12 Jahre dar. Als Zeitziel hatte ich damals irrtümlich den Oktober angegeben, richtig ist November. Nicht unwahrscheinlich, dass diesem Schub eine Seitwärtsbewegung zwischen 1030 und 980 vorangeht, in der bestehende bullische Überdehnung abgebaut wird. Entscheidende Bedingung für die Umsetzung dieses Szenarios wäre ein starker Liquiditätszufluss, verbunden mit extremer Euphorie, sprich einem kollabierenden VIX. Die KGV-Expansion würde dann krasse Züge annehmen, die zwangsläufig folgende Korrektur dürfte sehr heftig ausfallen.
Ein Wort zu Gold: Der Preis des Edelmetalls ist in den vergangenen Tagen mit nachgebenden Aktienkursen nach oben ausgebrochen. Gestern wurden in der Spitze fast 1000 Dollar erreicht. Heute wird der kleine Rückwärtsgang eingelegt. An der Unterseite ist eine Abwärtslinie bei rund 973 (siehe Chart!) zu beachten, die von früheren wichtigen Hochs herrührt. Darunter liegt ein statischer Support bei etwa 925. Vom Zyklusgerüst sieht Gold nicht so aus, als würde es jetzt einen nachhaltigen Bruch von 1000 vollziehen können. Die fraktale Ecke der TimePatternAnalysis zeigt rasanten Zufluss in bullische Positionen. Hier wird mit Macht versucht, Gold über 1000 zu drücken.
Wer hat recht? Ich beantworte die Eingangsfrage so: Ein "double dip" erscheint mir am Wahrscheinlichsten - die gegenwärtige Krise löst sich nicht so einfach in Luft auf, wie es uns die Politiker weismachen wollen. Die Aktienmärkte haben eine V-förmige Wirtschaftserholung mit schneller Rückkehr zu den alten Wachstumsraten gespielt, in Kürze werden sie den zweiten Teil des "W" ins Visier nehmen.
Kurzfassung: Wir sahen seit Juli ein Hochzocken der Indizes durch einige wenige große Akteure mit viel Geld von den Zentralbanken. Dies führte erneut zu starken (tendenziell "widernatürlichen") Anstiegen, mit denen Charttechniker vorsätzlich genarrt wurden, die auf die SKS im Sommer gesetzt hatten und short waren. Also eine "inszenierte" Bärenfalle. Nun würde die BigPlayer aber langsam wieder auf "Abladen" umschalten, was sich in den letzten Wochen in versteckter Distribution äußerte. Wenn die Großen nach Bruch wichtiger Unterstützungen alle durch die gleiche Tür wieder rauswollen, um die Zockergewinne zu sichern (ähnlich wie im Herbst 2008 beim Öl), könnte es einen größeren Kursrutsch nach unten geben.
Der aktuelle Marktkommentar von Mittwoch, den 2. September 2009
Das Mirakel der Schulter-Kopf-Schulter-Formationen
Verehrte Leserinnen und Leser,
wir haben in den letzten Wochen allerhand Seltsames zu hören bekommen. Die Versuche, die jüngste Rallye seit Mitte Juli als völlig normal und absolut gerechtfertigt darzustellen, wirkten teilweise direkt kreativ. Nicht zu sprechen von der Argumentation derer, die uns mitteilten, dass der Dax mal so eben ganz entspannt auf 6.200 und höher steigen werde und es nichts, aber auch gar nichts weiseres gäbe, als 55% über den März-Tiefs in Aktien einzusteigen.
Lassen wir mal den Bereich der Prophezeiungen beiseite, denn da gackern wir über ungelegte Eier. Diejenigen, die postulieren, dass der neue Aufschwung längstens begonnen hat, können ebenso wenig absolut sichere Aussagen über die Lage in drei oder sechs Monaten machen wie andere (unter anderem ich), die erwarten, dass wir (mindestens) ein „double dip“ in der Konjunktur erleben, weil die Wirtschaft nach dem Verwelken der finanziellen Sofortmaßnahmen am Unfallort in ein von diesen verborgenes Konsumloch fallen wird, das mit spitzen Pfählen wie einer wackligen Lage in Asien oder einer Welle an Kreditausfällen gespickt ist.
Darüber hinaus ist immer offen, wie die Anleger unter dem Strich auf diese Veränderungen – egal, in welche Richtung – reagieren. Denn es ist nie sicher absehbar, wie viel Erwartungen oder aber Befürchtungen in die Kurse bereits eingepreist waren ... oder ob die Kurse in Wahrheit auf ganz andere Einflüsse reagieren. Bleiben wir daher einfach bei dem, was wir direkt vor Augen haben: die Kurse selbst.
Ich hatte in den vergangenen Wochen ja öfter angesprochen, dass sich mir der Eindruck aufdrängt (das ist defensiv formuliert), dass der letzte, im Dax über 20% umfassende Kursschub nach oben nicht auf einem plötzlichen Impuls kollektiver Zuversicht unter der weltweiten Anlegerschar basierte, sondern auf Aktionen weniger großer Akteure mit Zugriff auf unbegrenzte und zweckungebundene Kreditsummen ohne nennenswerte Zinsbelastung. Nicht nur deshalb, weil sich das verwenden quasi auf der Straße liegender Kredite bei zeitgleicher Erwartung steigender Kreditausfälle für manche Banken wohl angeboten haben könnte. Sondern auch, weil man es an den Kursen sehen konnte. Insbesondere in den ersten zwei Wochen, sprich in der zweiten Julihälfte, wurden die Kurse mit einer derartigen Vehemenz nach oben gedroschen, wie sie – auch von der Ballung der Umsätze auf wenige Minuten her – üblicherweise nicht auftritt.
Und es wurde ja nun wohl nicht ganz zufällig genau dort Vollgas gegeben, wo es am meisten weh tat: Unmittelbar nach Vollendung eines charttechnischen Verkaufssignals in Form einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS-Formation) und zu Beginn der Verfallwoche für Juli-Optionen. Die in diesen Tagen aufgetretenen Umsätze zeugen davon, dass man sich hier der Schützenhilfe durch panisch eindeckende Baissiers ebenso wie durch auf dem Absatz kehrt machende Daytrader versichern konnte. Aber ich habe von Anfang an darauf hingewiesen:
Falls meine Vermutungen richtig wären, dann hätten wir hier eine Rallye vor Augen, die ein konkretes Ziel verfolgt: Neue Käufer mobilisieren, so viel wie möglich dessen, was „unten“ eingesammelt wurde, „oben“ wieder abladen und auf die Shortseite drehen, um erneut einen satten Reibach zu machen. So wie z.B. in 2007 oder im Frühjahr 2008 am Aktienmarkt oder bei Rohöl im Sommer 2008. Das Prozedere wäre also nicht neu. Auch nicht, dass wirklich alles und jeder behauptet, dass diese Bewegungen völlig normal und gerechtfertigt seien und dafür Begründungen liefert, die einem die Schuhe ausziehen. Beispiel:
Das natürliche Schicksal von Schulter-Kopf-Schulter-Formationen. Da las ich in einer charttechnischen Analyse, dass es drei Arten gäbe, wie sich eine SKS-Formation nach Vollendung weiter entwickeln würde. Zwei der drei Optionen waren Kursanstiege. Gut, ich muss gleich vorweg einräumen, dass ich erst seit 20 Jahren Börsianer bin und davon nur 13 Jahre hauptberuflich. Also quasi erst gestern dazugestoßen, während viele dieser Analysten vor 20 Jahren schon alte Hasen waren. In Hasenalter gerechnet. Manche von denen waren da immerhin schon zehn Jahre alt und ich erst 24. Ha! Gut, mal von den Lehrbüchern, die offenbar umgeschrieben wurden, abgesehen, kann ich mich keiner Schulter-Kopf-Schulter-Formation entsinnen, die so nach hinten losging wie die der meisten Aktienindizes Mitte Juli. Also erzählt mir doch bitte keinen vom Pferd!
Ich schlage vor, nicht einfach mit dem Filzstift Linien in Chart zu malen, die die Zukunft vorhersehen sollen, sondern mal zu überlegen, was hinter einer solchen Formation steckt. Und zwar deshalb, weil das Thema bereits in Kürze wieder auf den Tisch kommen könnte. Denn es mehren sich die Indizien, dass die vorgenannten großen Player nun nach und nach (eventuell sogar bereits komplett, das kann man nicht abschätzen) auf die Baisse-Seite wechseln. Wäre dem so, wäre ein kräftiger Ruck nach unten das absolut mindeste, was man erwarten könnte. Ich persönlich würde eher mit einem kapitalen Kursrutsch rechnen, der vielleicht nicht allzu schnell ablaufen, dafür aber umso weiter tragen würde. Kommt es dazu, könnte es ja nun erneut zu einer Trendwendeformation kommen, eventuell auch zu einer neuen SKS-Formation.
Wenn es so käme, müsste der Dax nun in den Bereich 5.150/5.180 zurücksetzen und dort erst mal wieder nach oben drehen. In diese Unterstützung, die darüber hinaus ja bereits vorher eine Unterstützung war (Juni-Hochs), setzte der Dax Mitte August nach einem Anstieg bis 5.480 zurück, drehte wieder nach oben und erreichte mit in der Spitze 5.580 neue Rallye-Hochs ... die für neue Hochs bereits verdächtig wenig über die vormalige 5.480er-Linie zu klettern vermochten. Dahin (5.480) müsste der Dax also noch mal steigen und dann erst unter die 5.170 rutschen (und dann unter klar steigenden Umsätzen), um eine erneute, perfekte Schulter-Kopf-Schulter-Formation zu vollenden. So die grundsätzliche Erwartung (bis auf die der Bullen, die entweder erwarten, dass es jetzt sofort wieder nach oben über 6.000 geht oder aber die Vollendung der SKS-Formation dann wie im Juli die große Rallye bringt). ABER:
Es ist höchst ambitioniert, bereits über eine SKS-Formation zu sinnieren, während wir noch am Kopf „basteln“. Aber es ist darüber hinaus auch keineswegs sicher, dass a) eine rechte Schulter entsteht und b) diese, falls sie kommt, unbedingt bis 5.480 reicht. Immerhin war man bei der großen, umgekehrten SKS-Formation seit Herbst 2008, die nun die angeblich todsichere Wende der Aktienmärkte belegen soll, auch mit einer recht mickrigen rechten Schulter zufrieden. Nein, diese „rechte Schulter“ könnte auch nur 100-150 Punkte nach oben tragen ... oder völlig ausfallen. Denn es ist keineswegs so, dass scharfe Abwärtsbewegungen – auch die von längerer Dauer – zwingend einer Trendwendeformation entspringen müssen! Überlegen wir mal:
Eine SKS-Formation entsteht ja vom psychologischen Bild her wie folgt: Im Zuge eines Kursanstiegs geht den Kursen irgendwann einfach die Luft aus. Es folgt eine völlig normale Korrektur, die aber zu Käufen genutzt wird, weil der Optimismus ausreichend ist, noch mal herzhaft zuzugreifen. So geschehen nach dem ersten Test der 5.150/5.180er-Zone vor zwei Wochen. Das führt die Kurse über das vorherige Hoch hinaus auf neue Höhen. Hier jedoch treten nun erneut Verkäufe auf. Und je knapper das neue Hoch (der Kopf) über dem ersten liegt, desto kritischer muss die Kaufkraft der Bullen eingestuft werden (bzw. desto höher der Wille zu Verkäufen). Dies war der Fall, nachdem der Dax nur 100 Punkte über das 5.480er-Hoch hinauskam. Sollte es nun zu einem erneuten Test des vorherigen Korrekturtiefs bei 5.150/5.180 kommen, zeigt das schon mal, dass kein höheres Zwischentief erzielt wurde als zuvor, d.h. die Aufwärtstendenz bröckelt zusehends. Nun wird, um die rechte Schulter auszubilden, erneut gekauft, weil immer noch viele denken, dass nun Schnäppchen-Niveau erreicht ist. Doch diesmal wird nicht einmal mehr das letzte Hoch erreicht, man wird nervös, steigt aus, die Stimmung kippt und die Bären übernehmen das Steuer ... was zum Bruch des vorher zweimal getesteten Korrekturlevels 5.150/5.180 führen würde. So der normale Ablauf. Nur:
Gesetzt der Fall, diejenigen, die an diesem zweiten Bein der März-Rallye seit Mitte Juli formend und fördern beteiligt waren, sind nun wirklich so weit, auf die Baisse-Seite zu drehen. Und gesetzt der Fall, die ja grundsätzlich keine Meinungen, sondern Tagestrends tradenden Daytrader schlagen sich nun, wenn diese momentan schwächere Tendenz noch ein paar Tage anhält, auf deren Seite ... wer soll dann noch da sein, um den Aktienmärkten eine rechte Schulter zu verschaffen, sprich zum dritten Mal um 5.150 zuzugreifen? Mag sein, dass das durch Shorteindeckungen bewerkstelligt werden würde, so die 5.150/5.180 einigermaßen im ersten Anlauf hält. Aber kann man sich darauf verlassen? Nachdem die Medien gerade in den letzten ein, zwei Wochen lautstark die große Wende ausgerufen haben und viele Privatanleger daraufhin erst jetzt neu eingestiegen sind? Können wir sicher sein, eine rechte Schulter zu bekommen, wenn sich beim erneuten und nun doch für fast alle überraschend schnellen erneuten Anlauf an diese Unterstützungszone (wir sind noch nicht da, an diesem Mittwochmittag, aber zumindest ja für den Moment unterwegs dorthin) nur noch wenig Kapital einer Unmenge vorher mit dem Trend mitgelaufenen Großkapitals gegenüber sieht, das zeitgleich durch den selben Notausgang aus dem Markt will?
Ich meine, dass wir das keineswegs können. Falls wir diese 5.150/5.180 in den kommenden Tagen anlaufen, kann es sehr wohl sein, dass es sehr bald und recht markant nach unten weitergeht. Wir könnten eine „normale“ rechte Schulter sehen, wahrscheinlicher aber wäre entweder eine verkümmerte Variante ... oder sogar, wenngleich ich darauf nichts verwetten würde ... gar keine. Dass aber, wie zuletzt öfter zu lesen, eine SKS-Formation quasi ein Kaufsignal ist ... ist Unfug. Sie ist das Ergebnis einer nach und nach vom bullishen ist skeptische und von dort ins bearishe umschlagenden Stimmung. Und aktuell, nachdem nicht wenige langsam merken, dass die Kurse einen Berg erstiegen haben, dessen Gipfel bereits ein gut Stück tiefer liegt (vielleicht ein neuer Trend in Rezessionen: air-climbing, sprich heiße Luft emporklettern), wäre es nicht überraschend, wenn die skeptische Phase gleich übersprungen wird ... zumal dann, wenn „große Adressen“ nun bereits bereit wären, die Börsen in eine Rutschbahn umzubauen.
Mit den besten Grüßen
Ihr Ronald Gehrt
www.system22.de/marktkommentar.html
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