die sind, die nun
zusammenklappen wie ein Kettenraucher nach dem 400-Meter-Lauf. Genau
die ... andere, weniger im Fokus stehende Rohstoffe sind weit weniger von dem Crash
betroffen. Zufall? Ha!
Immer feste druff!
Nein, das Ziel liegt ja auf der Hand: Wenn ich genug finanzielle Marktmacht habe ... und das
haben die „Kursmacher“, d.h. die beteiligten Hedge Funds, Fonds und Banken im
Eigenhandel ... kann ich die Kurse in den Märkten, die ich mit meinem Kapital beherrschen
kann, dorthin bringen, wo ich will. Wenn Sie mit 5.000 Kontrakten Short gehen, wo
üblicherweise auf 1-2% rauf und runter nur 2.000 Kontrakte im Markt liegen, bestimmen Sie,
wo es langgeht. Da ist es zunächst völlig egal, ob die Nachfrage nach diesem Rohstoff auf
niedrigerem Niveau plötzlich so weit steigt, dass der Kurs eigentlich wieder steigen müsste.
Denn zu der Nachfrage am Spotmarkt muss es erst auch entsprechendes Angebot geben.
Und da kommt die Psychologie ins Spiel:
Wer will denn gerne größere Bestände zu solch eingebrochenen Kursen VERkaufen, wenn
er nicht muss UND die Rahmenbedingungen eigentlich für einen stetigen Aufwärtstrend
sprechen? Da kommt also möglicherweise weniger Ware an den Markt als gewünscht. Auf
der anderen Seite stehen die potenziellen Käufer: Natürlich könnten diejenigen, die sich z.B.
Gold unter 800 in größeren Mengen sichern wollen, auch 10-20 Dollar höher gehen, um ihr
Gold zu bekommen. Aber ... würden SIE das tun, wenn Sie zwar wissen, dass dieser
Kursrutsch eigentlich verkehrt ist, aber dennoch jeden Morgen neue starke Verluste auf dem
Kursmonitor sehen? Da wird einem das „nichts wie rein in Gold und Silber“ reichlich vergällt.
Das ist ein markanter Unterschied zu Öl, Gas und Nahrungsmitteln. Die MÜSSEN ja an den
Markt, denn weder Käufer noch Verkäufer können sich sagen „dann kaufe ich halt nächsten
Monat“. Nur bei den Edelmetallen ist der Anlageaspekt ein Vielfaches höher als der Bedarf
nach tatsächlicher Ware für die Unternehmen. Und ich bekomme den Eindruck, dass genau
das der Grund ist, weshalb dieser Crash der Edelmetalle weit brutaler ausfällt als bei den
anderen Commodities. Denn genau das macht diese Baisse aus:
Die Kursmacher agieren ja nicht behutsam auf der Shortseite. Sie WOLLEN ja massiv
fallende Kurse, um sich hier eine weitere goldene Nase zu verdienen. Behutsam wird nur
eingedeckt, um die Kurse dadurch nicht zu sehr nach oben zu treiben ... bisher. Dieses
Agieren mit der Brechstange höhlt die Nerven der anderen Marktteilnehmer aus. Sie fühlen
sich (und sind) gegen diese riesigen Kapitalmengen machtlos. Und wer greift dann noch
freiwillig ins fallende Messer. Die Long-Kauforders werden immer und immer weniger ... und
räumen so den Weg für noch schneller noch weiter fallende Kurse frei. Und, natürlich,
springen die Day-Trader auf diesen Zug mit auf. Wenn sie im Windschatten der großen
Kursmacher auf der Short-Seite einen guten Schnitt machen können ... warum auch nicht!
Und immer wieder heißt es so morgens früh, um 10, 17 und 20 Uhr: Immer feste druff!
Das „Rauskommen“ ist das Problem
Aber es mehren sich erste, kleine Indizien, dass die großen Adressen langsam ans
Kassemachen denken. Es ist ja das selbe Problem wie zuvor im Mai, als die Edelmetalle und
Energierohstoffe immer weiter und weiter nach oben getrieben wurden: Damals wurde - auch
mit der Brechstange - Long gegangen, so jeder Widerstand der Anleger nach und nach
gebrochen und diese, ganz am Schluss, mit wildesten Kurszielen wie Öl 200 und Gold
1.500 in die Long-Positionen getrieben. Denn diese Kursmacher sind ja nun mal keine
Dummköpfe ... Sie wissen ganz genau:
Je riesiger ihre Positionen nach einem starken Kursimpuls sind, desto problematischer wird
es, da wieder herauszukommen. Und nur dann sind die Buchgewinne ja auch echte
Gewinne. Was bedeutet: Im Future komme ich nur aus meinen Shortpositionen heraus,
indem ich Long gehe und mich damit neutral stelle. Bei 140 im Öl Short, bei 110 Long ... ich
bin aus dem Schneider ... und die Differenz, mein Gewinn, ist gesichert. Ganz einfach? Nein,
eben nicht! Denn dazu müssen natürlich genug Short-Orders als Gegenpart zu den Long-
Orders vorhanden sein. Fehlen die, weil ein schlauer Hedge Fund-Manager nicht bemerkt
hat, dass er als letzter wie ein Irrer jeden Tag viermal Short geht, kann er diese Long-
Kontrakte nur zu viel höheren Kursen einsammeln. Und je größer seine Position und je
später er damit anfängt, desto schwieriger wird es. Denn wir reden hier ja nicht von einem
großen Hedge Fund. Wenn solche Spielchen erst mal losgehen, machen ALLE mit, die das
Geld dazu haben. Und nun stellen Sie sich vor:
Gold ist unter 800 gefallen. Das hatte niemand in diesem für Gold eigentlich positiven Umfeld
auf der Rechnung ... und gerade deshalb war es ja auch so leicht, das zu erreichen. Man war
sich der Mithilfe entsetzter Anleger sicher, denen man vorher erzählt hatte, Gold werde
immer weiter steigen. Aber jetzt steht das Edelmetall auf einem derart niedrigen Niveau, dass
alle, die dieses Baisse-Spiel mitgemacht haben, wissen: Wir alle sitzen auf riesigen
Gewinnen. Wir alle müssen Long gehen, um diese Gewinne auch einzufahren. Und wir alle
wissen nicht, wann und wo einer von uns anfängt, einzudecken.
WENN das passiert, können die anderen die Kurse weiter drücken, wenn es sich nur um
einzelne Eindeckungen handelt, d.h. wenn, sagen wir, zwei von 20 Kursmachern versuchen
wollen, ihre Short-Positionen zu schließen. Aber: Ich kann nicht in die Köpfe der anderen
Spieler sehen. Vielleicht drücken die nicht weiter, sondern fangen auch an, einzudecken?
Und wie soll ich dann noch zu guten Kursen aus meinen eigenen, riesigen Baisse-Positionen
herauskommen?
Denn wenn die Eindeckungen erst richtig losgehen, wechseln die Day-Trader mit die
Fronten. Die gehen dann auch flugs Long. Am Spotmarkt hofft man, der Crash sei vorbei und
all diejenigen, die sich bisher zurückgehalten haben, wollen gleichzeitig Gold kaufen ... aber
die Kursmacher mit ihren Baisse-Positionen brauchen SHORT-Orders, die ihrem Wunsch
nach Long-Käufen entgegenstehen, um ihre Shortpositionen schließen zu können. Aber
wenn die Eindeckungen erst mal losgehen, will, wie beschrieben, kein Mensch mehr Short-
Positionen eingehen. Dann kommt es zu einer so genannten „Short Squeeze“ (to squeeze =
ausquetschen): Wer irgendwie aus den Shortpositionen rauswill, muss jeden Kurs
akzeptieren, wo noch Short-Orders dagegenhalten. Das führte am Aktienmarkt zu diesen
wilden Rallyes nach starken Kurseinbrüchen ... und das wird es bei den Rohstoffen in Kürze
auch ... es sei denn:
Die Psycho-Maschine läuft
Es sei denn, sie SORGEN dafür, dass genug Short-Orders im Markt sind, wenn sie
eindecken wollen. Hinter diesen Milliardenpositionen steht ja nicht irgendwer, sonder große
Investmenthäuser und Banken. Denken Sie an das Gebrüll von Öl 150, 200 und was weiß ich
noch wo Ende Juni ... vor allem von Goldman Sachs, zufällig auch der größte Hedge Fund-
Betreiber der Welt. Das lockte viele von denen, die immer und immer wieder – basierend auf
Verstand und Logik – auf einen Kursrückgang im Öl gesetzt hatten, am Schluss entnervt auf
die Long-Seite ... und brachte so genau die Gegenpositionen, die die Kursmacher
benötigten, um aus IHREN Long-Positionen herauszukommen. Denn eines funktioniert
immer wieder: Wenn die Anleger oft genug daneben liegen, hält sich ein Teil völlig raus ...
und der andere wechselt dorthin, wo es am sichersten scheint: Zum Trend, zur Masse.
Diesmal wird das Spielchen genauso betrieben, und erneut mit Erfolg. Damals schien die
sichere Seite Long zu heißen, heute gaukelt man den Akteuren vor, bei Short sei man genau
richtig. Ohne Scham faseln die, welche das Öl vor anderthalb Monaten noch an Silvester bei
200 sahen, heute von 80 Dollar. Bei Gold wird von 700 gesprochen, bei Silber von 10 Dollar.
Diese Kursziele werden immer so gesetzt, dass es sich für den, der ihnen auf den Leim geht,
auch noch zu lohnen scheint, eine entsprechende Position einzugehen. Öl bei 80? Na, da
kann ich doch noch Short gehen!
Aber das ist möglicherweise noch nicht genug, fürchte ich. Denn diesmal sind die Positionen
noch riesiger als bei der Hausse zuvor. Schließlich können die Kursmacher die zuvor
eingefahrenen Gewinne diesmal auch noch ins Rennen werfen. Also könnte ich mir
vorstellen, dass auch noch ein zweites Mittel genutzt wird: Trendbrüche.
Erinnern wir uns dazu an den Mai, als die Aktienmärkte wichtige Widerstände und
Trendlinien nach heftiger Rallye nach oben brachen, OBWOHL sich die
Rahmenbedingungen immer weiter zuspitzten. Die so genannten Experten überschlugen
sich mit Lobpreisungen ob der Wende, „Dax bei 8.000“ wurde wieder aus dem Schrank
geholt und alles war’s zufrieden. Vor allem die Hedge Funds, die auf Rallye gespielt hatten
und so durch diese markanten Kaufsignale fröhlich und heil aus ihren Long-Positionen
wieder heraus kamen. Weniger zufrieden waren die, die darauf hereingefallen waren und
plötzlich sahen, dass die mitten in einer Bullenfalle getappt waren. Das könnte uns nun
eventuell ebenfalls blühen.
Trendbrüche als gezieltes Ausstiegsmittel
Es ist noch völlig offen, ob das so auch hinhauen wird – aber ich vermute, dass es versucht
wird. Sehen Sie sich mal die längerfristigen Charts auf Wochenbasis von Euro/Dollar, Öl und
Gold an:
Alle drei liegen nahe an mittel- bis langfristigen Aufwärtstrendlinien, Öl sogar zusätzlich an
seinem 200 Tage-Durchschnitt. Zugleich sprechen die Rahmenbedingungen nicht gerade für
eine Trendumkehr bei Euro/Dollar und Gold. Bei Öl zwar schon, aber wenn die anderen
Rohstoffe und Euro/Dollar erneut ansteigen würden, kann ich mir nicht vorstellen, dass Öl
gegen diesen Sog fällt. UND auf Tagesbasis sind die markttechnischen Indikatoren bereits
dermaßen überverkauft, dass man glatt die Ohren anlegt. Sogar im Wochenchart ist das
Momentum bei allen drei schon deutlich zurückgekommen. Zeit also, ans sichern der Baisse-
Gewinne zu denken.
Mir fällt auf, dass außerhalb der üblichen, oben genannten Zeitpunkte nur geringer
Abwärtsdruck aufkommt, meist steigen die Kurse sogar an. Dieses Phänomen beobachte ich
bei Öl bereits seit einer Woche, Euro/Dollar und Gold folgten kurz darauf. Das erweckt bei
mir den Eindruck, als würden die ersten schon heimlich, still und leise anfangen
einzudecken. Zugleich wird in konzertierter Aktion zu den bestimmten Terminen wieder drauf
gehauen, um zum britischen und zum US-Closing im Minus zu liegen und so das Momentum
weiter schwungvoll nach unten weisen zu lassen (damit niemand auf dumme Gedanken
kommt, vorzeitig einzudecken).
Die selbe Tour lief zuvor bei steigenden Kursen, gerade bei Öl war das auffällig gewesen.
Vielleicht reichen diese unauffälligen Eindeckungen und die bearishe Kursziel-Propaganda ja
bereits aus, um die großen Spieler ihre Baisse-Gewinne einfahren zu lassen. Sollte dies so
kommen, könnten wir bereits in wenigen Tagen wieder wie von Geisterhand steigende Kurse
sehen, wenn die eindecken, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten.
Wenn aber nicht, erwarte ich das Mittel Bärenfalle, d.h. die gezielten Angriffe an diese drei im
Chart sichtbaren, markanten Aufwärtstrendlinien. Dann wohl im frühen Handel in Asien,
sodass die Europäer bereits vor vollendeten Tatsachen stehen. Das wäre dann das Signal,
dass dieser Kursrutsch vorbei wäre. Sicher, das klingt grotesk: Ein Verkaufssignal als
Zeichen, dass der Abwärtsimpuls endet. Aber diese Trendbrüche würden ja gezielt herbei
geführt, denn:
Hier würden zahllose Stop-Loss-Verkäufe auftreten, viele Day-Trader Short gehen. Der
Druck würde kurzzeitig unterhalb dieser Trendlinien immens stark sein. Und was brauchen
die Kursmacher, um ihre riesigen Baisse-Positionen einzudecken, sprich Long zu gehen,
ohne die Kurse dadurch selbst zu weit nach oben zu treiben? Eben. Verkaufsdruck!
Danach wäre es wahrscheinlich aber plötzlich vorbei. Die Kurse stünden kurzzeitig still. Wer
auf das Verkaufssignal hin Short ging, ist es nun. Andere fragen sich anhand der bullishen
Rahmenbedingungen und dem dann ja erst recht total überverkauften Niveau, ob sie sich
das wirklich antun sollen. Sprich: Wer Short gehen wollte, ist das auch bereits. Wer somit nun
seine Shortpositionen eindecken will - d.h. Long gehen muss – hat Mühe, dann noch einen
Gegenpart zu finden, der an seiner statt Short gehen will, was bedeuten würde: Kaum ist der
Trendbruch vollzogen und die Kursmacher lachend ausgestiegen, kommt die „Short
Squeeze“ – wie beim Öl im Juli der Kurseinbruch ... die Bärenfalle hat zugeschnappt.
Es kann nicht mehr lange dauern
Egal, ob nun das Mittel des Trendbruchs genutzt wird oder nicht, ich bin der Meinung, dass
dieser Kurseinbruch der Rohstoffe seinem baldigen Ende zugeht. Und ich vermute, dass es
eher eine Frage von Tagen denn von Wochen ist. Die Rahmenbedingungen sind und bleiben
immens negativ. Die heutigen US-Produzentenpreise
für Juli und die übel ausgefallenen Neubaubeginne und Neubaugenehmigungen unterstreichen
dies ein weiteres Mal. Die Aktienmärkte gehen sogar
TROTZ fallender Ölpreise wieder in die Knie (und werden entsprechend heftiges Terrain,
wenn Öl nun auch noch wieder steigen sollte) und die momentan kurzzeitig plötzlich wieder
in Mode gekommenen Anleihen sind keine dauerhafte Basis, um sein ganzes Kapital zu
parken. Gerade an den Edelmetallen geht in meinen Augen in dieser Gesamtlage und auf
diesem Kursniveau kaum ein Weg vorbei. Ich meine:
Wer vorsichtig und behutsam vorgeht und nicht ausgerechnet irgendwelche hochhebeligen
Zockerscheine kauft, die ihm bei einem möglichen letzten Selloff unter die Trendlinien um die
Ohren fliegen, findet bei Gold, Silber, Platin und Palladium, aber auch bei Euro/Dollar, auf
Sicht der nächsten drei bis sechs Monate gute Chancen. Und wer gestaffelt kauft, d.h. eine
Hälfte jetzt und die andere dann, falls die Trendbrüche inszeniert würden, kann die Risiken
noch ein wenig verringern. Kommt dieser letzte Selloff nicht, ist man wenigstens mit der
Hälfte des vorgesehenen Kapitals dabei – immer noch besser, als auf die Baisse-
Sirenengesänge der Analysten hereinzufallen und ausgerechnet jetzt noch Short zu gehen!
(Dazu eine Anmerkung: Einige Leser werfen mir vor, dauernd die Analysten zu
verunglimpfen. Das ist so nicht richtig: Wenn ich mich abfällig über Personen aus diesem
Kreis äußere, dann nur und ausschließlich über diejenigen unter ihnen, die sehr wohl wissen,
dass sie den Anlegern Unsinn erzählen und damit bewusst Nachteile für die ihnen Glauben
schenkenden Anleger hinnehmen ... zu Gunsten von Vorteilen ihrer Arbeitgeber. Man nennt
das auch „die Hausmeinung transportieren“. Viele, viele Analysten leisten harte, redliche und
gute Arbeit. Das sei meinerseits unterstrichen!)
Herzliche Grüße
Ihr
Ronald Gehrt,
www.system22.de/Marktkommentar19.08.pdf
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