und schreibe, was herausgekommen ist
Mit welchen Tricks Börsenmakler und Banken Kapitalanleger benachteiligen und wie diese sich erfolgreich dagegen wehren können.
Wer Geld verliert, ist in seiner Wortwahl nicht zimperlich: ,Sind die Frankfurter Kursmakler alle noch besoffen?" Betrug durch Börsenmakler." "Stoppt die Makler!" "Kursmakler: Verbrecher der Nation?"
So machen sich erboste Anleger in Intemetboards Luft - das Netz als Ventil für die eigene Ohnmacht. Denn wer den Verdacht hat, seine Aktienorder sei an der Börse zu spät, zu teuer oder zu Unrecht überhaupt nicht ausgeführt worden, hat kaum Möglichkeiten, gegen Börse oder Kursmakler vorzugehen. Wer nicht nachgeben will, landet im telefonischen Bermudadreieck zwischen Bank, Börse und Makler und kapituliert spätestens dann.
Doch nun soll alles besser werden. Seit kurzem gibt es für Beschwerden über Aktienorders eine Anlaufstelle: Die Telefonhotline der Handelsüberwachungsstelle (HÜSt) in Frankfurt (0800/2302023) Die HÜSt ist dafür verantwortlich, dass auf dem Frankfurter Parkett, im Computerhandels-System Xetra und an der Terminbörse Eurex alles korrekt abläuft. Ober Xetra und das Frankfurter Parkett laufen zusammen rund 95 Prozent der Aktienumsätze der deutschen Wertpapierbörsen. Wir bekommen zurzeit 400 bis 450 Anrufe im Monat, sagt HÜSt-Chef Michael Zollweg, Tendenz steigend." Zollweg hat für das Beschwerdetelefon drei neue Leute eingestellt. Viele Anrufer haben Verständnisfragen. Oft werden wir aber auch auf ernsthafte Verstöße aufmerksam gemacht.«
Verspätete Ausführung. Gerade erfahrene Anleger, die im Internet oder mit eigenen Echtzeitsystemen Kurse verfolgen, beschweren sich oft, dass ihre Aufträge vom Makler nicht ausgeführt werden. "Wenn der unten sitzt, Zeitung liest und die Order liegen lässt, greifen wir uns den Makler schon mal" sagt Zollweg. Denn Makler sollten ihre Kurse regelmäßig aktualisieren - nicht erst dann, wenn eine neue Order einläuft, die dann womöglich zum neuen Kurs nicht mehr ausgeführt werden kann.
Oft liegt es aber an der Bank, wenn eine Aktienorder zu spät ausgeführt wird. Banken schieben interne Probleme bei der Orderweiterleitung gern auf die Börse. Wir können dann anhand unserer Protokolle das Gegenteil nachweisen«, kontert Zollweg. Anleger sollten im Zweifel bei den Handelsüberwachungsstellen nachfragen.
Teilausführung Anleger müssen sich oft auch ärgern, wenn ihre Orders nur teilweise oder in Häppchen ausgeführt werden. Der Auftraggeber bekommt dann die gewünschten ioo Aktien nicht auf einen Schlag, sondern zum Beispiel erst 20, dann 50 und dann noch mal 30 Stück. Das kann passieren, wenn nicht genügend Aktien auf dem Markt sind - es gibt aber auch absichtliche Teilausführungen. Verantwortlich dafür sind Makler auf dem Parkett oder die so genannten Betreuen Das sind Banken oder Finanzdienstleister, die in Xetra einen liquiden Handel sicherstellen sollen. Betreuer, die kleinere Kontingente auf eigene Rechnung handeln, verdienen vor allem am ,Spread", der Spanne zwischen Ankaufsund Verkaufspreis. Als ein Anleger mit einer limitierten Order in der Mitte dieses Spreads dazwischenkam, sodass der Betreuer weniger verdient hätte, führte die Betreuerbank in Xetra eine 200-Stück-Order in 20 Tranchen aus. "Dem armen Anleger wurden im Dreisekundentakt jeweils zehn Stück ins Depot gedonnert", erzählt HüSt-Mitarbeiter Stefan Bickelhaupt. Die Betreuerbank hatte offenbar das Gefühl, den Kunden erziehen zu müssen.« Weil Banken Teilausführungen als einzelne Aufträge abrechnen, hätte der Anleger 20-mal die Mindestprovision für eine Order zahlen müssen.
Zusätzliches Ärgernis: Die Banken stellen Anlegern regelmäßig für jede Teilausführung in Xetra auch die Xetra-Gebühren in Rechnung - obwohl sie an die Börse in solchen Fällen nur einmal zahlen müssen. In dem zitierten Fall hatte der Anleger Glück: Das Geschäft wurde storniert und der Betreuer wegen Untreue angezeigt.
Neutralitätspflicht verletzt. Makler müssen Kunden aller Banken gleich behandeln. Das passiert nicht immer. Seit der Discountbroker Consors bei der Maklerfirma Berliner Freiverkehr eingestiegen ist, gilt der Broker selbst als Freimakler. Consors zahlt anderen Maklern deshalb nur noch 15 Prozent der üblichen Courtage. Statt acht Euro bei einer Order von 300 Aixtron-Aktien bekommt der Makler nur noch 1,20 Euro. Den Rest kassiert Consors - der Onhnebroker gibt den Preisvorteil nicht an seine Kunden weiter.
Auch die Deutsche Bank ist mit ihrem Makler DB Broker dem Beispiel von Consors gefolgt. Manchen Maklern sind so zigtausend Euro an Einnahmen einfach weggebrochen", sagt Bickelhaupt. Ihren Ärger lassen sie dann gelegentlich an ihren Kunden aus. Kommt zum Beispiel eine Verkaufsorder, es sind aber keine Käufer da, liegt es im Ermessen des Maklers, ob er die Aktien auf eigene Rechnung abnimmt. Eine Consors-Order kann dann schon mal ein bisschen liegen bleiben.
Ausweichen. Wir haben einen Fall auf Band, wo der Makler gesehen hat dass eine Order von Consors kam und daraufhin die Taxe, -zu der eine Order wahrscheinlich ausgeführt worden wäre, immer wieder hoch genommen hat", berichtet Zollweg. Der Makler wich dem Geschäft regelrecht aus. Ausweichaktionen gibt es nicht nur auf dem Parkett, sondern auch im Handelssystem Xetra, wo Betreuerbanken liquiden Handel nur vortäuschen (siehe Grafik).
Bis vor kurzem waren diese Manipulationen nicht einmal verboten. Auf Intervention der Handelsüberwachung mussten die Computer der Betreuer ("Quote Machines
Text zur Anzeige gekürzt. Gesamten Beitrag anzeigen »