Liste des Grauens bei Aktienfonds

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Liste des Grauens bei Aktienfonds

 
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Mit Scope stellt erstmals eine Ratingagentur eine Reihe der schlechtesten Produkte vor

von Daniel Eckert und Holger Zschäpitz

Berlin - Aktienfonds sind in Deutschland wieder salonfähig. Wie die jüngsten Branchenstatistiken zeigen, war der Juli mit Zuflüssen von knapp 1,5 Mrd. Euro der beste Monat seit November 2002. Da trifft es sich gut, daß die Ratingagentur Scope erstmals eine Liste mit den schlechtesten Produkten erstellt hat, die der WELT exklusiv vorliegt. Schließlich läßt sich auf diesem Gebiet schon dadurch viel Geld sparen, daß man lernt, die Spreu vom Weizen zu trennen. Außerdem wäre es wenig förderlich für die deutsche Aktienkultur, wenn Anleger in großen Massen wieder in die falschen Fonds strömten.

"Zwischen den Aktienfonds der verschiedenen Kategorien gibt es gewaltige Unterschiede", sagt Alexandra Merz, Analystin bei der Fondsrating-Agentur Scope. Der Investment-TÜV hat sämtliche in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Produkte, knapp 2000 Fonds, auf Herz und Nieren geprüft. Im Vordergrund stand dabei die Frage, welche Werte der Fondsmanager zusätzlich zur Entwicklung an den Märkten erwirtschaftet oder vernichtet hat.

Der Prüfbericht offenbart ein interessantes Muster: Unter den schlechtesten Produkten finden sich fast ausschließlich Nordamerika-Fonds sowie Fonds, die auf Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT) setzten. Vereinzelt finden sich darunter auch sogenannte Nachhaltigkeitsfonds, also Investments in ökologisch und sozial vorbildliche Unternehmen.

Der mit Abstand größte Wertvernichter ist laut Scope der Dit-Softwarefonds, der seit Ende 2001 knapp 61 Prozent an Wert eingebüßt hat. Besonders deprimierend: Nach Berechnung der Scope-Experten gehen allein 39 Prozent der Verluste auf schlechtes Fondsmanagement zurück. Das ist der Betrag, den der Fonds hinter der von Scope aufgestellten Benchmark rangiert. Auch auf Platz zwei und drei finden sich mit dem Metzler Wachstum International und dem Invesco GT Technology Produkte aus dem Segment Technologie und Telekommunikation.

Ernüchternd für Tausende von Sparkassenkunden: Auch das einstige Schlachtschiff der Deka-Gruppe, der Deka TeleMedien, ist auf der Flop-Liste ganz oben angesiedelt. Auch nach einem Verlust von 40,2 Prozent - die Hälfte davon geht aufs Konto des Fondsmanagements - ist das Produkt noch beachtliche 1,2 Mrd. Euro schwer. Noch verheerender gestaltet sich die Bilanz seit März 2000. Dann liegt der Fonds 72 Prozent im Minus. "Um Verzerrungen auszuschließen, setzt unsere Untersuchung bewußt erst Ende 2001, also nach dem Platzen der New-Economy-Blase und nach dem 11. September ein", sagt Scope-Analystin Merz.

Auffällig ist auch das schlechte Abschneiden des mit großen Vorschußlorbeeren bedachten SEB Invest ÖkoLux. Allein durch das mehr oder weniger geschickte Agieren des Fondsmanagers wurden in den letzten vier Jahren 25,9 Prozent der Anlegergelder vernichtet. Unter den roten Laternen finden sich darüber hinaus illustre Branchenfonds wie der Dit Multimedia, der UBS Biotech und der Dit Logistics & Services. Interessant aber auch: Bei den Schlechten der Schlechtesten findet sich kaum ein Deutschland-Fonds. "Hier sind die Manager zu Hause und kennen sich daher bei den Investments besser aus", so Merz.

Auch andere Branchenkenner sehen Länderfonds, deren Management nicht vor Ort sitzt oder alternativ über keinen einheimischen Berater verfügen, kritisch. "Einen guten Nordamerika-Fonds kann man nur schwer von Deutschland aus managen", sagt Winfried Walter, Asset Manager bei Albrech & Cie. in Köln. Das gilt um so mehr für Themenfonds, etwa Biotech-Produkte. Walter: "Hier muß man nicht nur am Zentrum des Geschehens sitzen, sondern auch das nötige Fachwissen mitbringen oder sich zumindest einkaufen." Als Vorzeigefonds gilt unter Experten der Pictet Biotech. Dank des externen Beraterstabs ist er einer der besten seiner Art.

Doch häufig sind nicht die Fondsmanager allein für das schlechte Abschneiden verantwortlich, sondern auch die Politik der Investmentgesellschaften. "Bei vielen Wachstumsfonds wurde am Tiefpunkt der Aktienmärkte die Strategie gewechselt", sagt der Freiburger Fondsexperte Edgar Mitternacht, "vorher durften die erfolgsverwöhnten Manager machen, was sie wollen. Danach mußten sie das Portfolio mit defensiveren Werten bestücken, um die Risiken zu minimieren." Unerwünschte Folge: Auf dem Weg nach oben blieb die Performance deutlich hinter der Benchmark zurück.

Gegen solche Strategiewechsel haben Anleger wenig Handhabe. Immerhin können sie sich bei der Investmentgesellschaft erkundigen, wo der Fonds gemanagt wird und ob ihm externe Expertise zur Verfügung steht.  


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