Fundamental,
Ich nehm dich jetzt mal bei deinem nick, studierst ja auch was Vernünftiges(VWL, galube ich), da haste ja ein bissl Ahnung vom Background.
Der legendäre Bernard Tapie hatte das Spiel schon in den 80er Jahren
betrieben. Wacklige Firmen, die meist wenig Eigenkap. hatten, billigst aufkaufen, möglichst mit eigenen Aktien und wenig Cash zahlen, ein paar Bilanzfüchse für ein paar Wochen reinjagen und ein paar Assets heftig neu bewerten und fertig ist der satte Einmalgewinn auf dem Papier. Buchwerthochschreibungen sind die immer die einfachste und schnellste Möglichkeit, einmalige (in jeder Hinsicht) Gewinne auszuweisen.
IFRS kann man da natürlich gut vorschieben, denn da ist man ja durch entsprechende
Vorschriften gezwungen, per Impairment Test Assets stets marktgerecht in der Bilanz
zu bewerten. Hat der Bilanzfuchs also was erschnuppert, muss die Beute rein in die Zahlen.
(Mit HGB würde Arques wohl kaum funktionieren ..)
Richtige Sanierungen sehen
natürlich anders aus, sind langwierig und besonders kapitalintensiv bei angeschlagenen Firmen.
Buchwertgewinne sind aber leider nicht Cashflowirksam, bringen also kein Geld in die Kasse. der (freie) Cashflow ist ja die entscheidende Größe (natürlich nicht die einzige)
um die Stärke des operativen Geschäfts zu messen.
Also was tun, um Cash zu generieren?
Auf die gekauften Firmen gibt man neue Aktien aus (s. Arquana) und hofft mit den optisch
niedrigen KGV Investoren zu überzeugen und sich frisches Geld vom Kapitalmarkt zu holen. Wenn man vorher mit Aktien bezahlt hat, braucht man auch nicht viel....
Das Geschäftsmodell ist hochriskant, weil ein einziges richtig Faules Ei (i.e. nicht mehr abzuwendende Inso ) das ganze zu Fall bringen kann, oder z. B. eine schlechtere Branchenkonjunkturphase. Aus den Buchwertgewinnen wird dann genauso schnell ein massiver Verlust. Ähnlich schlimm wäre es, wenn die knappe Kapitaldecke durch eine 'echte' Sanierung so angekratzt würde, dass das Ganze System nicht mehr finanzierbar wird- Dominoeffekt. So wie bei den schnellen Gewinnen.
Da müssen die Spieler höllisch aufpassen.
Dennoch kann das Spiel jahrelang weitergehen, solange man für neue Aktien immer Abnehmer findet.
Eine geschickte Werbestrategie ist dabei unerlässlich.
Löw beherrscht das meisterhaft. Für einen kritischen Menschen wie mich sind allerdings die doch recht primitiven Eigenwerbungen auf der Homepage und die peinlichen Lobgesänge von Buchanan ein
deutliches Warnsignal, DASS DIE ES NÖTIG HABEN.
Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die eine oder andere Firma operativ durch Expertenrat gestärkt wird oder sich z.B. Finanzierungskonditionen verbessern lassen.
Bei manchen Familienunternehmen wird halt oft betriebswirtschaftlich arg 'gewurschtelt', Geschäftsprozesse laufen deutlich suboptimal.
Man muss sich aber fragen wie eine relativ kleine Mannschaft einer Beteiligungsholding wie Arques in diesem Aquisitionstakt wirklich nachhaltig in jeder aquirierten Firma
wirken kann.
Tapie war übrigens ein Meister in diesem Spiel (bei adidas-damals auch so ein operativer Wackeldackel- gab er übrigens auch mal ein kurzes Gastspiel) und gestolpert ist er zunächst nicht über seine 'Sanierungskünste' sondern weil er auch unbedingt bei einem Fusßballclub mitmischen und Zahlen fingern musste. Seine Methoden fand der Staatsanwalt dann nicht so gut. Erst danach flog Tapie sein kotteriges Imperium um die Ohren.
Ok, wer sich des Risikos bewusst ist, kann ja ruhig in Arques sein Geld stecken, nur sollte man halt nicht nur auf das optisch niedrige KGV schauen, sondern sich auch klarwerden, wie es zustande kommt und die Risiken verstehen.
Die erst massiven Verkäufe von Löw im Vergleich zu den öffentlichkeitswirksam
gleich in mehreren Adhocs bejubelten Kleinkäufen (im Vergleich zu den Verkäufen) nach dem Kursabsturz sind auch so eine Sache, die eigentlich nachdenklich stimmen sollte.
www.insiderdaten.de + letzte Adhocs lesen.
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