Mittwoch, 23. März 2011
www.n-tv.de/Spezial/...lze-bleibt-moeglich-article2920641.htmlAKW Fukushima geräumt
Kernschmelze bleibt möglich
Das Katastrophen-AKW Fukushima hält Japan weiter in Atem und schürt weltweit die Angst vor einem GAU. Erneut steigt aus dem Reaktorgebäude von Block 3 schwarzer Rauch auf – Ursache unklar. Alle Arbeiter von Block 1 bis 4 werden abgezogen. Auch außerhalb der Evakuierungszone von 20 Kilometern wird erhöhte Radioaktivität gemessen.
Feuerwehrleute im AKW Fukushima bei der Arbeit. Das Foto stammt vom 18. März und wurde am 23. März 2011 veröffentlicht.
(Foto: REUTERS)
In Japan ist knapp zwei Wochen nach der Erdbebenkatastrophe keine Entspannung in Sicht. Am Atom-Wrack Fukushima Eins mussten die Arbeiten erneut unterbrochen werden. Es stieg schwarzer Rauch von Meiler 3 auf. Die Ursache war nach Angaben des Kraftwerksbetreibers Tepco zunächst nicht klar. Das Gelände des Atom-Wracks musste nach Angaben des Senders NHK erneut geräumt werden.
Eigentlich wollten die Arbeiter im Lauf des Tages versuchen, den Strom in den Problemmeilern wieder herzustellen. Damit soll das kaputte Kühlsystem angeworfen werden, um so eine drohende Kernschmelze aufzuhalten. Doch neuer Rauch über Block 3 verhinderte das. Die Helfer mussten von dem Gelände, berichtete der Sender NHK. Der Reaktor konnte daher auch nicht wie geplant mit Wasser besprüht werden, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo. Zudem bestehen Sorgen, weil die Temperaturen in Reaktor 1 und 3 stiegen, meldete die Agentur.
Es fehlt an Information
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA beklagte sich über mangelnde Informationen aus Japan. So gebe es keine Angaben über Temperaturen von verbrauchten Brennstäben in den Reaktoren 1, 3 und 4. Es trete noch immer Strahlung aus. Man wisse nicht, woher diese komme, erklärte die Behörde.
Der Leitstand von Reaktor 3 hatte schon wieder Strom.
(Foto: REUTERS)
Noch immer ist eine Kernschmelze nicht ausgeschlossen. Das Erdbeben und der Tsunami am 11. März hatten die Anlage teilweise zerstört. Seitdem entweicht radioaktives Material. Auch außerhalb der Sicherheitszone von 30 Kilometern um das Atom-Wrack könnte nach Schätzungen der Regierung womöglich stark erhöhte radioaktive Strahlung auftreten.
Strahlung könnte steigen
An manchen Orten außerhalb der Sicherheitszone könnte die Strahlung zeitweise bei mehr als 100 Millisievert pro Stunde liegen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Dabei bezog er sich auf eine Computer-Simulation. Die natürliche Hintergrundstrahlung liegt bei etwa 2 Millisievert pro Jahr.
In dem Dorf Iitate, 40 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt, wurden bereits jetzt extrem hohe Cäsium-137-Werte gemessen, berichtete der Sender NHK. Es bestehe allerdings kein Grund, die Evakuierungszone von 20 Kilometern um das Kraftwerk auszuweiten, sagte Edano. Besorgte Anwohner sollten die Fenster geschlossen halten. Die Strahlung ändere sich ständig mit dem Wind. Es sei sehr schwer, genau zu messen, wie sich die Radioaktivität vom havarierten Kraftwerk ausbreite.
Noch immer 14.700 Vermisste
Ein Memory-Board in einer Unterkunft für evakuierte Bewohner der Präfektur Fukushima.
(Foto: AP)
Während die Welt gebannt auf den Atomreaktor in Fukushima schaut, kämpfen die Menschen in den Erdbeben- und Tsunami-Gebieten weiter verzweifelt ums Überleben. Hunderttausende Obdachlose harren weiter in Notunterkünften aus - teilweise ohne Strom und sauberes Wasser.
Rettungsmannschaften bargen derweil nur noch weitere Leichen; neuen Polizeiangaben zufolge wurden durch die Katastrophe offiziell 9408 Menschen getötet. Allerdings gelten weiterhin 14.716 Menschen als vermisst - es gibt kaum noch Hoffnung, dass sie überlebten.
Milliarden-Schäden an der Bausubstanz
Die reinen Schäden des Bebens vom 11. März schätzt die Tokioter Regierung inzwischen auf bis zu 25 Billionen Yen (rund 220 Mrd Euro) belaufen.
Die japanische Regierung gehe in ihrer aktuellen Schätzung von direkten Schäden aus der Naturkatastrophe von 15 bis 25 Billionen Yen aus, heißt es in einem Bericht der Wirtschaftszeitung "Nikkei". In der Kostenschätzung seien die Schäden an Straßen, Häusern, Fabriken und anderen Bauobjekten berücksichtigt. Nicht enthalten seien direkte und indirekte Kosten für die Atomkatastrophe. Die Regierungsprognose soll als Grundlage für Wiederaufbaupläne und die dafür notwendigen Nachtragshaushalte dienen.
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