wie man will, aber manchmal hat er doch Recht, wenn ich in diverse Ariva-Threads reinlese.
Und sie shorten sich zu Tode…
von Jochen Steffens
Ich erinnere mich noch an die Rally 2003-2007. Der Standardfehler vieler Trader in dieser Zeit war, dass sie die Finger nicht von den Short-Positionen lassen konnten. Sie versuchten ständig, die kleinen Abwärtsbewegungen zu erwischen.
Dahinter verbirgt sich der Gedanke: „Jetzt ist es schon so weit gelaufen, jetzt MUSS doch einmal eine größere Konsolidierung kommen.“ Schauen wir uns dazu mal den Trend an:

Hier erkennen Sie, dass es auf der Shortseite nur wenige gute Gelegenheiten gegeben hat. Aber das ist nicht einmal der eigentlich Grund, warum man nicht gegen den Trend handeln sollte.
Ausschlaggebend ist etwas anderes: Traden Sie mit dem Trend, werden Fehler häufig allein durch die Trendbewegung ausgeglichen. Steigen Sie also zum Beispiel auf einem kleinen Zwischenhoch ein anstatt auf einen Kursrücksetzer zu warten, ist die Chance wesentlich höher, dass sich der Markt doch wieder in die richtige Richtung bewegt, bevor der Stopp ausgelöst wird. Versuchen Sie hingegen, die Abwärtsbewegungen zu traden, müssen die Einstiegskurse und der Einstiegszeitpunkt wesentlich perfekter sein. Hier führt ein falscher Einstieg meistens direkt in den Stopp und damit zum Verlust.
Genau betrachtet ist es nur ein kleiner Unterschied, der jedoch eine große Wirkung hat. Denn es geht beim Traden immer nur um Wahrscheinlichkeiten. Und diese liegen in den seltensten Fällen deutlich über der 50 % Marke.
Karten zählen
Mir sei ein kleiner Exkurs gestattet: Vor vielen Jahren hat ein einfaches System, das die Wahrscheinlichkeit zugunsten des Spielers leicht erhöht, dazu geführt, dass in den Casinos beim Black Jack viel Geld gewonnen wurde. Dazu wurde gezählt, welche Karten gefallen waren. Da es für den Spieler günstiger ist, wenn noch viele große Karten, also Bildkarten, im Spiel (10 Punkte) sind, zählt der Spieler mit, welche Karten bereits gefallen sind. So kann er herausbekommen, ob noch mehr große Karten oder mehr kleine Karten im Stock verblieben sind.
Der Spieler beginnt bei 0. Wird eine kleine Karten (2,3,4,5,6) aufgedeckt, erhöht sich der Wert um eins, bei den Ziffern 7,8,9 bleibt der Wert unverändert, und bei den 10er Karten und dem Ass wird er um 1 verringert. Nachdem einige Runden gespielt sind, kann der Spieler anhand der so ermittelten Zahl erkennen, ob mehr große oder kleine Karten noch im Spiel sind. Wenn die Zahl höher als 0 ist, bedeutet das, dass noch mehr große Karten im Spiel sind. Der Spieler erhöht daraufhin seine Einsätze.
Es geht hierbei also lediglich um einen sehr kleinen Wahrscheinlichkeitsvorteil von wenigen Prozentpunkten (ca. 4 Prozentpunkte). Trotzdem reichte das einigen Spielern aus, um damit Geld zu verdienen. Die Casinos reagierten natürlich schnell. Heutzutage werden die Karten so oft gemischt, dass diese Form des Zählens kaum noch einen nennenswerten Vorteil verschafft.
Die Wahrscheinlichkeit beim Traden
Sie können sich also vorstellen, welchen Anteil die kleinste Veränderung der Wahrscheinlichkeit am Erfolg oder Misserfolg eines Traders haben kann. Und das ist letzten Endes der Grund, warum es so unsinnig ist, gegen einen deutlich zu erkennenden Trend zu handeln – einige wenige Prozentpunkte Wahrscheinlichkeit.
Die menschliche Psyche
Ein ganz anderes Problem ist dabei allerdings die menschliche Psyche oder genauer, der ewig plärrende Verstand. Sobald ein Trader auf die Idee kommt, eine Seite beim Traden auszublenden, nämlich die, gegen den Trend, entsteht sofort eine Vielzahl von sorgenvollen Gedanken:
„Ich vergebe mir doch Gewinnchancen, wenn ich nicht beide Seiten trade.“
Das stimmt leider nicht, tatsächlich zeigt die Erfahrung der meisten erfolgreichen Trader, dass das gegen den Trend traden eher die Performance versaut.
Einer der ruinösen Gedanken ist: „Aber es ist nun so weit gelaufen, es muss doch konsolidieren!“ Dieser Gedanke, „es muss doch“, hat schon sehr, sehr viele Trader arm gemacht.
Und zuletzt der Gedanke: „Ja, aber was ist, wenn es nun das Top ist?“ Gut, tatsächlich kann es IMMER das Top sein, das weiß man letzten Endes nie. Auch heute könnten wir theoretisch das letzte Hoch im DAX gesehen haben.Wer weiß das schon?
Nur ein kurzfristiger Effekt
Doch selbst wenn es so wäre, würde es nur kurzfristige Auswirkungen auf diese Theorie haben. Kurzfristig würde ein Trader, der mit dem Trend tradet, Geld verlieren, wenn er ein Top erwischt. Er würde bei Kursrücksetzern nachkaufen und die Positionen würden immer wieder in die Stopps rutschen. So schmerzhaft und unschön das auch sein mag, als erfahrener Trader wäre gerade das der Hinweis darauf, dass mit dem Markt und mit dem Trend etwas nicht mehr stimmt. Darauf gibt es nur eine vernünftige Reaktion: Der Trader würde die Häufigkeit seiner Trades zurückschrauben, um abzuwarten, wie sich der Markt weiter entwickelt. Und das ist alles…
Es ist und bleibt eine der Wahrheiten, die so schwer zu akzeptieren sind, die aber doch erheblichen Einfluss auf den Erfolg und Misserfolg eines Traders haben: Trade immer in Richtung des Trends. Und das gilt interessanterweise auf allen Zeitebenen.
Gold in Euro
Zum Schluss noch ein sehr interessanter Chart. Vielleicht werden sich noch einige von Ihnen erinnern, dass eine Zeitlang Europäer, die ohne Währungssicherung auf den Goldpreis gesetzt hatten, kaum Rendite erwirtschafteten, während der Goldpreis in Dollar stark anzog. Das lag daran, dass der Dollar in den Jahren 2002-2007 gegenüber dem Euro immer mehr an Wert verlor.
Zurzeit ist es genau anders herum. Während der Goldpreis in Dollar so um die 1.100er Marke herum fluktuiert und gerade erst einen Ausbruchversuch startet, befindet sich der Goldpreis in Euro bereits in einem glasklaren Aufwärtstrend:

Im Moment haben also besonders die Europäer etwas davon, in Gold investiert zu sein. Das trifft aber nicht nur für Gold zu, sondern auch für viele Währungen. Wer also in Brasilien, Kanada oder Australien investiert ist, erfreut sich ebenfalls stark wachsender Renditen. Das liegt natürlich an der Schwäche des Euros. Und diese bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen:
Exporte unerwartet stark gestiegen
So sind die deutschen Exporte im Februar 2010 um satte 9,6 % im Jahresvergleich angestiegen. Der Außenhandelsbilanzüberschuss stieg im Februar von zuvor 8,0 Mrd. Euro (Januar) auf nun 12,6 Mrd. Euro. Wie gesagt, der schwache Euro ist eigentlich sehr gut für die Exportnation Deutschland.
Viele Grüße
Jochen Steffens
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