Paul Farrell sieht Bond-Kursverluste um bis zu -25 % voraus, die durch US-Zinserhöhungen ausgelöst werden sollen.
In vielen anderen Artikeln bei Marketwatch hatte Farrell bislang vor einem Aktien-Crash gewarnt, der die Indizes unter die Stände von März 2009 schicken soll. Dies passt nicht zur obigen - tendenziell bullischen - Bond-Abverkaufs-These "wegen Zinserhöhungen".
Eine höhere Wahrscheinlichkeit hat mMn die tendenziell bärische Vermutung einer übergeordneten Asset-Blase in Bonds UND Aktien. Sie ist entstanden, weil alles mehr oder minder Werthaltige durch Billiggeld der Zentralbanken "hochgepumpt" wurde, egal wie mies die Fundamentals aussahen und -sehen. Entsprechend würde beim Platzen der Stimulusblase Alles wieder "parallel" fallen. Der Bond-Abverkauf würde mit einem Aktien-Abverkauf einhergehen. Die von Wallstreet-Bullen proklamierte Umschichtung von Bonds in Aktien würde "ausfallen".
Die Fed, Sellside-Analysten und US-Kommentatoren sorgen seit Jahren durch unablässige Wiederholung des Mantras "Die Fed pumpt, also steigt alles weiter" dafür, dass inzwischen jeder Hinz und Kunz und Fonds von diesem vermeintlich zwingenden "Kausalzusammenhang" überzeugt ist. Cash gilt wegen der finanziellen Repression als "dümmste" Anlageklasse überhaupt. Man solle daher, so die Wallstreet-Flüsterer, beizeiten - und dafür sei es "noch längst nicht zu spät" ;-) - in Hard Assets aller Art flüchten (gern auch im Ausland via Dollar-CT), ehe der Dollar wegen Gelddrucken "wertlos" wird.
Empirisch ist seit Beginn der QE-Ära in 2009 zu beobachten, dass sich die Märkte abwechselnd im Risk-on-Modus (die meiste Zeit) oder im Risk-off-Modus (seltener, aber heftiger) bewegen. Im Risk-on-Modus steigt "Alles", im Risk-Off-Modus fällt "Alles".
Die Goldman-Maschinen und deren Korrelations-Trades haben in jahrelangem Psycho-Drill die "Regel" in die Trader-Hirne gehämmert, dass EUR/USD ein "Proxy" dafür sei, ob wir uns im Risk-on- oder im Risk-off-Modus befinden (siehe auch Quo Vadis, wo Fragen aufkommen wie: "Wieso fällt der DOW, obwohl der Euro steigt?" - so als wäre dies ein gottgebenes "Gesetz").
Seitdem aber auch die Japaner wie blöd Geld drucken (letzten Nov.), wurde die Aussagekraft von EUR/USD als Bull-/Bär-Indikator verwässert. Hinzu kommt, dass "Regeln" an der Börse nur so lange gelten, bis sie auch der Letzte "begriffen" und verinnerlicht hat. Daher ist inzwischen auch USD/JPY zu einem wichtigen Indikator für Risk on/Risk off geworden.
Sollten die Märkte in einen übergeordneten Risk-off-Modus (= neuer Bärenmarkt) fallen, würde es mMn
in allen Assetklassen steil nach unten gehen. Am übelsten dürften Assets aberkauft werden, die in der Stimulus-Blase am stärksten nach oben gejubelt wurden.
Das sind vor allem:
- Junkbonds
- Rohstoffe (Schwäche deutet sich bereits an)
- Aktien (auch die vermeintlich "sicheren" in USA)
- Staatsanleihen aus Ländern mit schwacher Bonität
- Staatsanleihen "weicher Dickschiffe" (wie F.)
www.marketwatch.com/story/...les-for-the-coming-bond-crash-2013-04-24Auszug aus dem Paul-Farrell-Artikel:
10 investing rules for the coming bond crashCommentary: Warning: Your bond funds could lose 25%
By Paul B. Farrell, MarketWatch
SAN LUIS OBISPO, Calif. (MarketWatch) — “The best piece of advice I could give long-term investors today is don’t own bonds. And if you do own them, you probably ought to move out of them,” warns Charles Ellis, acclaimed author of the classic “Winning the Loser’s Game: Timeless Strategies for Successful Investing.”
...Ellis’ warning came during a CNN/Money interview with Penelope Wang... In that “special report on the impending crisis in the bond market,” ... I-News was predicting a “bond bomb” will explode, asking rhetorically: “What will your clients’ portfolios look like when the bond bomb goes off?” Answer: Bonds will crash, with huge loses....
Im weiteren Verlauf von Farrells Text wird der Bond-Crash um 25 % damit in Zshg. gebracht, dass die Fed die Zinsen wieder auf Normalniveau (5,5 %) erhöht. Das ist mMn eine Illusion, denn dann ginge USA an den riesigen Staatsschulden (107 % Schuldenquote) zugrunde. Zudem würde die Fed hohe bilanzielle Verluste aus QE hinnehmen müssen; sauber raus käme sie nur, wenn sie die Bonds/MBS bis zur Endfälligkeit hält.
Zu solchen Zinserhöhungen könnte es zudem nur kommen, wenn die US-Wirtschaft zu ihrem Potenzialwachstum zurückfindet. Das ist eher eine "Bullen"-Erwartung, und in dem Fall könnte die Wallstreet-Prognose einer Umschichtung von Bonds in Aktien sogar aufgehen.
Faktisch jedoch ist USA von einer Erholung der Realwirtschaft - trotz QE - weit entfernt. In den letzten Wochen signalisieren fast sämtliche Indikatoren - in USA wie in Europa - eine deutliche Eintrübung...
Das - wohl realistischste - Alternativ-Szenario bleibt daher die (deflationäre) Koo'schen Bilanzrezession, die sich - wie die Japaner seit 2000 schmerzlich erfahren mussten - mit Gelddrucken nicht "verhindern" lässt. In einem solchen Szenario blieben Staatsanleihen bester Bonität bis auf weiteres eine der "besten" Assetklassen (= das sauberste "schmutzige Hemd"), während Aktien (wie seit 1990 in Japan) langfristig stark fallen könnten. Statt des obigen "Parallel-Crashes" gäbe es einen langjährigen deflationären Niedergang, dessen Mahlstrom vorwiegend Aktien und Rohstoffe treffen würde.
Der Parallel-Crash ist ein extremes Doom-Szenario, das nur bei einer erneut aufkommenden Markt-Panik im 2008-Stil eintreten würde. Gründe dafür sind konkret noch nicht in Sicht. Sie könnten aber - im auf allen Ebenen bis hinauf zu den Zentralbanken manipulierten Markt - jederzeit "überraschend" aufkommen.
Die Gesamtlage ist mMn viel zu komplex, als dass die "Planwirtschaftler" der Notenbanken sie dauerhaft kontrollieren könnten. Zentralbanker agieren zurzeit wie "amtliche Hedgefonds", die allerdings im Gegensatz zu realen Hedgefonds mit den gesamten Weltersparnissen "pokern". Dass sie sich im teils selbst erzeugten komplizierteren Gestrüpp wechselseitiger Abhängigkeiten (Derivate-Blase, Stimulusblase, Überschuldung, Währungsabwertungs-Krieg) hoffnungslos verheddern, ist nur noch eine Frage der Zeit. Dann bekäme Farrell zumindest mit seinen Aktien-Crash-Erwartungen Recht.
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