deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/...em-euro-austreten/Ehemaliger Zentralbanker: Deutschland soll aus dem Euro austreten
Nach Ansicht des Ex-Gouverneurs der britischen Zentralbank ist das Ringen um den Erhalt der Währungsunion zum Scheitern verurteilt. Die anfänglichen wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Ländern seien durch die Eurozone noch verschärft worden. Deutschland bleibe daher nur eine Option: Entweder Blanko-Schecks auszustellen oder die Eurozone zu verlassen.
...Europas größte Volkswirtschaft stehe vor einer „schrecklichen Wahl“: Entweder Blanko-Schecks zur permanenten Unterstützung der Eurozone auszustellen – mit enormen und unendlichen Kosten für die Steuerzahler. Oder die Eurozone steht vor ihrem Ende. Nach Kings Einschätzung werden deutsche Wähler einen dauerhaften Finanztransfer jedoch ablehnen.
Deshalb bleibe nur eine Lösung: „Der einfachste Weg, die Eurozone zu teilen, wäre ein Austritt Deutschlands.“
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A.L.: Den (von mir) unterstrichenen Satz hat DWN hinzu phantasiert. In Lord Kings Original steht:
Germany faces a terrible choice. Should it support the weaker brethren in the euro area at great and unending cost to its taxpayers, or should it call a halt to the project of monetary union across the whole of Europe? The attempt to find a middle course is not working. One day, German voters may rebel against the losses imposed on them by the need to support their weaker brethren,
and undoubtedly the easiest way to divide the euro area would be for Germany itself to exit.Auch der letzte Satz (fett von mir) lautet korrekt übersetzt anders: "Eines Tages werden deutsche Wähler gegen die Verluste aus der Unterstützung ihrer schwächeren EU-Brüder protestieren,
und der sicherlich einfachste Weg zur Teilung der Eurozone wäre es, wenn Deutschland selber ausschiede."Man beachte den Konjunktiv.
Weiter schreibt King:
"But the more likely cause of a break- up of the euro area is that voters in the south will tire of the grinding and relentless burden of mass unemployment and the emigration of talented young people. "
Zu deutsch: "
Doch die wahrscheinlichere Ursache eines Zerbrechens der Eurozone ist, dass die Wähler im Süden keine Lust mehr haben werden auf die erdrückende und unablässige Last der Massenarbeitslosigkeit und der Auswanderung talentierter junger Leute."Sprich:
Die PIIGS selbst sind es, die am ehesten das Ende des Euro wollen.Es folgt die bereits in # 261 zusammengefasst Passage, dass die PIIGS diese schwerwiegende Entscheidung nicht allein bzw. selber treffen können. Wohl aber können die PIIGS auf Deutschland und die anderen EU-Leader dahingehend einwirken, dass diese den Euro insgesamt aufgeben - was einen Euro-Ausstieg der PIIGS mit einschlösse.
Englisches Original: "But if the alternative is crushing austerity, continuing mass unemployment, and no end in sight to the burden of debt, then leaving the euro area may be the only way to plot a route back to economic growth and full employment. The long-term benefits outweigh the short-term costs. Outsiders [= PIIGS, A.L.] cannot make that choice, but they can encourage Germany, and the rest of the euro area, to face up to it."
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FAZIT: Der Wunsch, die Eurozone aufzulösen, geht Lord King zufolge höchstwahrscheinlich von den PIIGS aus. Sie werden die Nordstaaten um die Auflösung der Währungsgemeinschaft bitten.
Das ist etwas grundlegend Anderes als die in Focus und DWN (offenbar von einer Nachrichtenagentur abgeschriebene) Falschmeldung, Lord King schlage vor, dass Deutschland einseitig die Eurozone verlasse.
Man kann entschuldigend hinzufügen, dass auch Lord King recht virtuos die Zentralbanker-Kunst beherrscht, Klartext in Greenspan-Kauderwelsch umzuwandeln, so dass bei ungenauem Lesen Missverständnisse entstehen ;-)
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