Eine Frau mit ihrem Hund (Symbolbild).
Mittwoch, 25.08.2021 09:13 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 1833

Tierische Renditechancen: Von wegen Nische: Das Geschäft rund ums Haustier boomt

Eine Frau mit ihrem Hund (Symbolbild). © filadendron / E+ / Getty Images

Haustiere? Die Branche galt lange als Liebhaberthema. Doch das jüngste Kursfeuerwerk um den Übernahmekandidaten Zooplus hat noch einmal gezeigt, welches Potenzial in diesem Marktsegment steckt.

Katzenkratzbäume in verschiedensten Ausführungen, Spielzeug, Pullover und Regencapes für Hunde, Zeckenmittel und natürlich Futter für sämtliche Bedürfnisse und Ernährungsvorgaben: Im Webshop von Zooplus finden Tierbesitzer wirklich alles, was ihrem kleinen Racker zugutekommen soll. Dieses breite Angebot und nicht zuletzt das Kundenbindungsprogramm Subscribe & Save sowie eine hohe Wiederkaufrate haben dem Münchener SDax-Konzern ein äußerst erfolgreiches erstes Halbjahr beschert: Eigenen Angaben zufolge konnte der Umsatz auf 1.002,2 Millionen Euro gesteigert werden – im Vorjahreszeitraum lag die Zahl noch bei 862,5 Millionen Euro.

„Die erste Jahreshälfte hat gezeigt, dass die Zahl an Haustieren weiter steigt und der Umstieg auf den Online-Channel in allen wichtigen europäischen Märkten an Fahrt gewinnt“, erklärt Cornelius Patt, CEO von Zooplus, das Geschäftsergebnis. „Gleichzeitig werden unsere Arbeits- und Freizeitwelten tierfreundlicher und wir erleben eine anhaltenden Premiumisierung des Heimtierbedarfs und eine zunehmend digitale Denkweise von Haustierbesitzern.

All das spiegelt sich in unserem nachhaltigen Wachstumskurs im ersten Halbjahr 2021 wider, in dem der Umsatz zum ersten Mal in unserer Unternehmensgeschichte die 1-Milliarde-Euro-Marke überschritten hat. Auf Basis unserer stabilen Wachstumszahlen und des robusten Nachfragebedarfs sind wir sehr zuversichtlich, dass wir das mittlere bis obere Ende unserer Prognose für das Gesamtjahr erreichen werden."

Zooplus: Übernahmeangebot lässt Aktienkurs zeitweise explodieren

Auch an der Börse konnte die Zooplus-Aktie zeigen, was in ihre steckt. Am 13. August gab der US-Investor Hellmann & Friedman bekannt, den Tierbedarfshändler für circa drei Milliarden Euro übernehmen zu wollen. Zooplus-Vorstand Patt steht voll hinter den Übernahmeplänen: „Der sich fundamental wandelnde europäische Heimtiermarkt bietet große Wachstumspotenziale für die Akteure, die den Online-Wandel erfolgreich gestalten, steigende Kundenerwartungen erfüllen oder gar übertreffen und das für Tierliebhaber relevante Produkt- und Service-Angebot weiter ausbauen“, so der CEO in einer Mitteilung.

Mit Hellman & Friedman als Partner gewinnen wir zusätzliche Sektorexpertise, aktive Unterstützung, finanziellen Spielraum und eine langfristige Sichtweise, um diese Marktopportunität besser und effektiver für uns zu nutzen. Wir sind überzeugt, dass das aktuelle Marktumfeld einen klaren Fokus auf nachhaltiges Wachstum und wertschaffende Investitionen erfordert und dies Vorrang gegenüber kurz- und mittelfristigen Gewinnen haben sollte. Diese Strategie trägt Hellman & Friedman uneingeschränkt mit.

Im Zuge der Meldung explodierte die Zooplus-Aktie förmlich. Auch wenn der Kurs mittlerweile wieder etwas nachgegeben hat, nahmen viele Trader den 1999 gegründeten Onlinehändler auf ihre Kauf- und Beobachtungslisten – denn die Haustierbranche hat sich längst vom possierlichen Nischenmarkt zum ernstzunehmenden Wirtschaftssektor gemausert.


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Auch bei Nestlé macht man gute Geschäfte mit Tierfutter

Während ebenfalls wachstumsstarke Mitbewerber wie Fressnapf oder Futterhaus nicht an der Börse notiert sind, rückt mit Nestlé ein weiterer Tierfutter-Gigant in den Fokus. Im Portfolio befinden sich verschiedene Marken, darunter etwa Spezialfutter für besondere Ernährungs- und Diätvorgaben. In der Ende Juli vorgelegten Halbjahresbilanz heißt es: „Purina-Produkte für Heimtiere erzielten ein zweistelliges Wachstum, angeführt von den wissenschaftsbasierten und Premiummarken Purina Pro Plan, Purina ONE und Felix sowie von den Veterinärprodukten.“ Der gesamte Umsatz über alle Produktgruppen von Snacks über Kaffee bis hin zu Tiernahrung stieg demnach um 1,5 Prozent auf 41,8 Milliarden Schweizer Franken.

Lockdowns haben den Haustier-Trend verstärkt

Doch woher rührt der offensichtlich steigende Stellenwert der liebenswerten Vierbeiner? Der Eindruck, dass gerade in den zurückliegenden Lockdowns immer mehr Menschen mit Hund unterwegs waren oder vermehrt Katzen durch die Zoom-Meetings schlichen, scheint nicht zu täuschen. So zeigen Zahlen Datenportals Statista, dass im vergangenen Jahr rund 34,9 Millionen Haustiere zu verzeichnen waren, darunter alles vom Hund bis zum Wellensittich. Damit ist die Zahl der Haustiere im Vergleich zum Jahr 2016 hierzulande um rund 3,3 Millionen Tiere angewachsen. Katzen sind nach diesen Angaben mit rund 15,7 Millionen Tieren die beliebtesten Mitbewohner der Deutschen.

Dieses wachsende Interesse am Haustier lässt sich durch verschiedene Entwicklungen erklären. Für immer mehr alleinlebende Menschen sind Tiere Partner- oder auch Kinderersatz. Die Corona-Pandemie mit vermehrt praktiziertem Homeoffice, ausbleibenden Freizeitaktivitäten und fehlenden Urlaubsreisen sowie Kontaktbeschränkungen kompensierten viele mit der Anschaffung eines Haustiers, für das man während der Lockdowns mehr Zeit und Muße hatte. Medienberichten zufolge scheinen sich mit den zurückgewonnenen Freiheiten die Tierheime zwar wieder zu füllen – der langfristige Trend, getrieben durch Zunahme von Singlehaushalten und schwächer werdenden Familienbindungen, dürfte allerdings weiter nach oben zeigen.

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Ihre Liebe zum Tier lassen sich immer mehr Menschen auch einiges kosten. „Die Umsatzzahlen der Heimtiernahrungs- und Bedarfsindustrie stiegen im vergangenen Jahr zum Teil deutlich“, stellt etwa der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) fest. „Der Gesamtumsatz im stationären Einzelhandel erreichte 2020 im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 4,3 Prozent und lag somit bei 4,513 Milliarden Euro. Dabei beliefen sich die Umsätze für Fertignahrung auf 3,460 Milliarden Euro; Bedarfsartikel und Zubehör kamen auf 1,053 Milliarden Euro. Dazu addierten sich 822 Millionen Euro, die online umgesetzt wurden, sowie 128 Millionen Euro für Wildvogelfutter. Damit lag der Gesamtumsatz der deutschen Heimtierbranche 2020 bei rund 5,5 Milliarden Euro“, teilt der Branchenverband mit.

Dabei geht es längst nicht mehr allein um die bloße Versorgung, sondern die Tierliebe kann mitunter absurde Blüten treiben. Die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors bezeichnet diese Entwicklung als „High-End-Verhätschelung“: „Die verschwenderischen Ausgaben für verwöhnte Haustiere reichen von der eher klassischen Fellpflege über Futter in Lebensmittelqualität bis hin zu Extremen wie auf Herrchens und Frauchens Schlafanzüge abgestimmte Pyjamas, Pawsecco (nicht alkoholischer Wein) sowie tragbare Geräte zur Fitness- und Gesundheitsüberwachung“, schreiben die Fondsspezialisten auf ihrer Webseite.

Doch auch wenn man seinem Tier nur die gebotene Fürsorge zukommen lässt, summieren sich die Ausgaben. Laut Allianz Global Investors kostet beispielsweise ein Labrador-Retriever im Lauf seines Lebens von der Anschaffung über Futter, Tierarzt und zum Beispiel Hundesalon insgesamt 40.120 Euro.

Haustierfonds bietet breit gestreuten Zugang zum Markt

Bei Allianz Global Investors hat man die Investitionschancen rund ums Haustier bereits in ein entsprechendes Fondskonzept umgesetzt. Seit 2019 können Anleger über den Aktienfonds Allianz Pet and Animal Wellbeing in Unternehmen investieren, die sich im weitesten Sinn dem Wohlergehen der Tiere widmen. Hierzu zählen unter anderem die Tiermedizintochter des Pharmariesen Pfizer, Zoetis, Tierversicherer wie Trupanion oder Einzelhändler für den Heimtierbedarf wie die Pets at Home Group. Bislang konnte der Fonds vom positiven Marktumfeld profitieren. Wer also Einzel-Investments scheut oder die Titelauswahl einem Profi überlassen möchte, findet mit dem Themenfonds eine Alternative.

Wie immer gilt aber auch für den Tiersektor: Highflyer machen den Markt spannend und die Rahmenbedingungen scheinen langfristig attraktiv zu sein – die Branche sollte dennoch immer nur als Beimischung in einem diversifizierten Depot in Betracht gezogen werden. Schließlich können sich wirtschaftliche Kennzahlen ändern und gegenwärtige Trends lassen sich nicht mit Sicherheit in die Zukunft projizieren.

Autorin: KS, Redaktion Fondsdiscount.de

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