Todsichere Investition oder ist der Tod sicher?

Samstag, 18.05.2019 10:15 von

Am Anleihemarkt kennen die Kurse zurzeit nur noch eine Richtung, nämlich nach Oben. Und die Ursachen sind ein Potpourri der unterschiedlichsten Themen. So sind hierbei u. a. sowohl die jüngsten Entwicklungen an den Aktienmärkten infolge der Zuspitzung bei den Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China als auch die politischen Unstimmigkeiten zwischen den USA und Iran zu nennen. In diesem Zusammenhang wirken selbstverständlich Kommentare führender Notenbanker, wie beispielsweise von Eric Rosengren, dem Chef der Notenbank von Boston, als „Brandbeschleuniger“. So hatte er zum Wochenstart Zinssenkungen seitens der US-amerikanischen Notenbank (Fed) wieder ins Spiel gebracht, um einer wirtschaftlichen Abkühlung – als Folge des Zollstreits zwischen China und den USA – entgegenzuwirken.

Die inzwischen schon lang andauernde Rally an den globalen Anleihemärkten birgt allerdings auch Risiken und je tiefer die Renditen fallen, desto größer wird die Gefahr für die Investoren mit ihren Engagements schmerzhafte Verluste zu machen. Doch oftmals werden die „dovishen“ Kommentare aus den Notenbanken so interpretiert, dass das Kaufen von Bonds ein todsicheres Geschäft sei. Wollen wir mal hoffen, dass es nicht wirklich irgendwann den sicheren Tod bedeutet!

Denn weltweit lauert an den Bondmärkten eine Katastrophe, die jederzeit und unvermittelt eintreten kann. Zum einen ist das Volumen der mit Minus-Rendite gehandelten Bonds sehr stark angewachsen, was wiederum bedeutet, dass Anleger oft keinen Puffer haben, sollten die Kurse sinken. Das aktuelle Renditeniveau birgt aber noch eine andere Gefahr. So ist im Falle eines Ausverkaufs am Rentenmarkt aufgrund der niedrigen Renditen nicht damit zu rechnen, dass unmittelbar ausreichend Liquidität vorhanden wäre. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass Investoren nur in begrenztem Maße dagegenhalten und eher dazu neigen, die Bodenbildung abzuwarten, bevor sie aktiv werden. Diese Situation wäre dann mit einer Hochwasserkatastrophe vergleichbar, wenn zu große Wassermassen auf einen völlig ausgetrockneten Boden treffen. Und wir wissen alle, wie das endet.

Mit diesen kritischen Anmerkungen soll keineswegs Panik erzeugt werden, aber jeder Investor sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass der Krug nur solange zum Brunnen gehen kann, bis er bricht. Wann das sein wird, vermag allerdings niemand zuverlässig zu prognostizieren. Also, Holzauge sei wachsam!

Doch mit einem ganz anderen Problem haben aktuell die Investoren in chinesischen Anleihen zu kämpfen. So wurde im vergangenen Jahr an Chinas 13 Bill. USD schweren Anleihemarkt ein neuer Rekord bei Bondausfällen erreicht. Und bereits in den ersten vier Monaten gerieten Unternehmen bei lokalen Anleihen im Volumen von ca. 5,2 Mrd. € in Verzug, was mehr als einer Verdreifachung gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.

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