Robert Habeck plant Maßnahmen zur Förderung von Elektroautos

Freitag, 20.09.2024 15:02 von

Angesichts sinkender Absatzzahlen bei Elektroautos und drohender Werksschließungen bei VW plant Wirtschaftsminister Habeck neue Fördermaßnahmen. Beim Besuch im VW-Werk in Emden betont er, dass der Erhalt der Standorte Priorität habe.


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Krisenstimmung in der Autoindustrie: Habecks Vorstoß zur Stärkung des Elektroautomarkts

Angesichts der Krise in der Automobilbranche und insbesondere bei Volkswagen (VW) sieht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck dringenden Handlungsbedarf. Die schleppenden Verkaufszahlen bei Elektroautos, ausgelöst durch das Ende staatlicher Förderungen, und die hohen Kosten bei Herstellern wie VW führen zu Unsicherheiten über die Zukunft vieler Produktionsstandorte in Deutschland. Besonders betroffen ist das VW-Werk in Emden, das trotz eines 60-jährigen Bestehens und früherer Erfolge im traditionellen Fahrzeugbau aktuell mit Problemen kämpft. E-Automodelle dominieren nun die Produktion, doch die Nachfrage bleibt hinter den Erwartungen zurück.

Bei einem Besuch in Emden machte Habeck deutlich, dass die Bundesregierung bereit sei, den Markt für Elektroautos wieder anzukurbeln. „Ich fühle mich verpflichtet, dass der Markt jetzt wieder anzieht“, betonte er. Gleichzeitig appellierte er an das VW-Management, von Werksschließungen abzusehen. „Die Standorte sollten erhalten bleiben“, forderte Habeck und sicherte den Mitarbeitern zu, ihre Anliegen ernst zu nehmen. Die Sorge um den Erhalt von Arbeitsplätzen und Produktionskapazitäten steht im Fokus, vor allem vor dem Hintergrund drohender Massenentlassungen. Der Vertrauensmann der IG Metall, Kai Fuhlhage, brachte die Befürchtungen der Belegschaft auf den Punkt: „Alle unsere Standorte müssen bleiben.“

Elektroauto-Absatzkrise und Management-Fehler bei VW

Die Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen sind nach dem Ende der staatlichen Förderungen, die im vergangenen Jahr eingestellt wurden, stark eingebrochen. Die Regierung begründete diesen Schritt mit notwendigen Haushaltskürzungen. Doch neben dem Wegfall der Subventionen macht Fuhlhage auch das VW-Management verantwortlich: Preiswertere E-Auto-Modelle hätten viel früher auf den Markt gebracht werden müssen, um die Nachfrage zu stützen. Der VW-Vertriebsvorstand Martin Sander räumte ein, dass der Übergang zur Elektromobilität langsamer als erwartet verlaufe, zeigte sich aber überzeugt, dass dies der richtige Weg sei.

Laut einem Bericht des „Manager Magazins“ könnte VW mittelfristig bis zu 30.000 Stellen in Deutschland abbauen, was von Unternehmensseite jedoch nicht bestätigt wird. Der Gesamtbetriebsrat wies diese Zahl entschieden zurück und bezeichnete sie als „Schwachsinn“. Der Konflikt zwischen Unternehmensleitung, Betriebsrat und Gewerkschaften spitzt sich zu, besonders in Hinblick auf die anstehende Tarifrunde.

Habecks Ansatz: Steuerliche Anreize und Förderung der E-Mobilität

Robert Habeck verdeutlichte, dass Volkswagen viele der aktuellen Herausforderungen, wie die hohe Kostenstruktur, intern bewältigen müsse. Dennoch versicherte er, dass die Bundesregierung ihren Beitrag leisten werde. So seien steuerliche Anreize für Elektroautos als Dienstwagen bereits in Planung. Darüber hinaus stellte Habeck weitere Maßnahmen in Aussicht, die rückwirkend wirken sollen, ohne jedoch konkrete Details zu nennen. Die Botschaft an potenzielle Käufer lautet: Es lohnt sich, auf Elektromobilität zu setzen.

Diese Maßnahmen sind dringend notwendig, denn nicht nur VW kämpft mit rückläufigen Gewinnen. Auch andere große deutsche Automobilhersteller wie BMW und Mercedes-Benz melden deutliche Rückgänge. Der Überschuss von Volkswagen sank im ersten Halbjahr um 14 Prozent, während BMW und Mercedes Rückgänge von fast 15 bzw. 16 Prozent verzeichneten. Auch Automobilzulieferer sehen sich mit einem schrumpfenden Markt konfrontiert. Gleichzeitig wächst der Druck durch internationale Wettbewerber, insbesondere aus China und den USA, allen voran Tesla.

Die Zukunft der E-Mobilität in Deutschland: Zusammenarbeit von Politik und Industrie gefordert

Habeck betonte während seines Besuchs in Emden, dass die Zukunft der Automobilindustrie klar in der Elektromobilität liege. Er lobte die „super Produkte“ von VW und forderte eine kontinuierliche Unterstützung der E-Mobilitätsziele. „Die Politik muss Kurs halten und darf keinen Zickzack-Kurs fahren“, erklärte der Minister mit Blick auf die Klimaziele. Besonders kritisch äußerte sich Habeck zu Forderungen, das geplante Verbrenner-Aus ab 2035 zurückzunehmen, wie es von der Union gefordert wird. Er machte deutlich, dass E-Autos nicht nur technologisch überlegen seien, sondern durch steuerliche Vorteile auch heute schon wirtschaftlich attraktiver sein könnten.

Trotz der aktuellen Schwierigkeiten sieht Habeck Potenzial in der deutschen Automobilindustrie. Er erwartet, dass eine abnehmende Inflation und steigende Lohnabschlüsse die Binnennachfrage stützen und damit auch den Absatz von Elektroautos fördern könnten. Diese positive Aussicht soll dazu beitragen, dass sowohl die Industrie als auch die Verbraucher das Vertrauen in die Elektromobilität zurückgewinnen.

Fazit

Wirtschaftsminister Robert Habeck setzt in der aktuellen Krise der Autoindustrie auf neue Fördermaßnahmen für Elektrofahrzeuge und einen engen Dialog mit Unternehmen wie Volkswagen. Die Schwierigkeiten, die durch den Umstieg auf Elektromobilität und das Ende staatlicher Förderung entstanden sind, sollen durch steuerliche Anreize und politische Unterstützung abgemildert werden. Doch auch die Industrie selbst steht in der Pflicht, kosteneffizienter zu arbeiten und wettbewerbsfähigere Modelle auf den Markt zu bringen. Der „Autogipfel“ am kommenden Montag könnte weitere wichtige Weichen für die Zukunft der deutschen Automobilindustrie stellen.

Quellen: handelsblatt.com/dpa

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