Auch wenn Adaptimmune ursprünglich eine Ausgründung von Medigene ist, bedeutet es nicht viel für die genutzte Technik: Adaptimmune ist sozusagen die britische Version mit den Wurzeln in der Universität von Oxford und die neue MediGene eine deutsche BMFT-Fördergeschichte. Gemeinsam ist ihnen die frühe inhaltiliche Konzentration auf Immunzelltherapien und das Schicksal später von Medigene aufgekauft worden zu sein.
Bei beiden reichen die Wurzeln zurück in die 1990er Jahre, wobei der Adaptimmune-Vorläufer als Avidex Ltd über 15 Jahre früher den Schritt aus der akademischen Forschung mit T-Zellrezeptoren (TCR) in die Pharmaindustrie genommen hatte, als die sie dann 2006 - in Finanznot - von Medigene aufgekauft und als Medigene Ltd. eingegliedert wurde.
Nur 2 Jahre später wurde auch bei Medigene das Geld im Rahmen der Bankenkrise knapp und statt sich mit Sparmassnahmen und der möglichen Streichung ihrer Projekte abzufinden, gründeten die ehemaligen Avidax Mitarbeiter 2008 zunächst mit einer Lizenz für zellbasierte TCR Anwendungen Adaptimmune und einige Monate später mit derselben TCR Basistechnologie Immunocore mit dem Schwerpunkt auf Bispezifischen Kombination von TCR mit Antikörpern sogenannte ImmTACs.
Der Rest von Avidex - die damalige britische Tochter Medigene Ltd - übertrug die TCR Lizenzrechte gegenüber Adaptimmune vollständig an Immunocore (die heute noch ca. 6% an Adaptimmune hält und bis Ende des letzten Jahres Personal sowie Teile der Ausstattung miteinander teilten) und erhielt dafür zunächst 40% Anteil an Immunocore, einen Aufsichtsratsposten und die Vorkaufsrechte für mögliche Produkte der Immunocore. Bei Medigene verblieben Avidexprojekte, die ausserhalb der TCR-Technik lagen, wobei man insbesondere dem Produkt RhuDex als CD80/CD28-Modulator Blockbuster Potential zutraute und es als einen Schwerpunkt selbst weiterentwicklete.
Während Adaptimmune als quasi 'virtuelles Unternehmen' 2008 mit Hilfe der US-Kontakte speziell zu Carl June von der Uni Phiadelphia als Alternative zu CAR-T in der klinischen Erprobung rasch voranschritt, wurde Immunocore praktisch wie eine wiedergeborene 'Avidex' mit Geldern von deren ursprünglichen Investoren und zum kleinen Teil von Medigene selbst rasch ausgebaut.
Leider lief es für Medigene dann trotz dieser einschneidenden Sparmassnahmen weiterhin nicht so rund und speziell ein Todesfall im Zusammenhang mit der klinischen Erprobung von RhuDex (der später als unabhängige Herz-Vorerkrankung identifiziert werden konnte) führte zu weiteren drastischen Management- und Mitarbeiterwechseln und diese machten das Geld dort noch knapper sowie eine nötige neue Kapitalbeschaffung wohl unmöglich.
Dies führte zunächst zu einer extremen Verwässerung des Anteils an der Immunocore, deren Kapitalrunden man nicht mehr mitgehen konnte oder wollte. Als Folge verlor man mit Unterschreitung eines 20% Anteils zudem die Vorkaufsrechte und ließ sich 2011 diese Stammaktien durch einen völlig unnötigen Teilverkauf in Vorteilsaktien wandeln, die zwar risikominiert aber auch auf 3 Millionen Pfund gewinnbegrenzt waren. So wurde 2011 aufgrund weiterer Projektverkäufe für Medigene zwar das erste Jahr mit Gewinn in der Unternehmesgeschichte erreicht, gleichzeitig verlor man damit praktisch jegliche Einflussnahme und Aussicht auf Gewinnbeteiligung im bereits boomenden Markt der T-Zell Immuntherapien,
In den Folgejahren machte nicht zuletzt das Bekanntwerden dieser fatalen Fehlentscheidungen Medigene zum Gespött der Biotech-Branche, führte zum totalen Kursverfall sowie kompletten Austausch des Aufsichtsrates und verhinderte damit offensichtlich auch dringend benötigte Kooperationen/Finanzierungen bei den verbliebenen Medigene-Projekten.
Der Boom der Immunotherapien führte dagegen in 2013 für Immunocore zu den ersten 3 Partnerschaften mit BigPharma (Roche/Genentech, GSK (Galaxo Smith-Kline), AstraZenica/Medimmune) und jeweils einigen hundert Millionen Meilensteinen pro TCR-Kandidat. Es folgte eine Entwicklungspartnerschaft die mit einer % Firmenbeteiligung durch Eli Lilly in Europas grösster Biotech-Finanzierungsrunde über 320 Millionen US-Dollar mündete.
Auch Adaptimmune konnte sich im Folgejahr unter den vielen Interessenten mit GSK einen BigPharma Entwicklungspartner aussuchen, der zusätzlich zu entsprechenden Meilensteinzahlungen eine eigenständige Firmenentwicklung ermöglichte. Es folgten eigene Finanzierungen über eine erste Kapitalrunde mit über 100 Millionen US-Dollar und schliesslich der US-Börsengang im Mai 2015 mit fast 200 Millionen US-Dollar.
Der Verfall der Medigene AG konnte 2012 nur durch Rückkehr des Gründers Prof. Dr. Horst Domdey als Aufsichtsratsvorsitzenden und die Aufnahme eines externen Beraters Peter Llewellyn-Davies als CFO gestoppt sowie 2014 durch die Akquisition der Trianta Immunotherapies GmbH (heute Medigene Immunotherapies GmbH) umgekehrt werden. Parallel dazu wurde der Anteil an der Immunocore wieder in gewinnbeteiligte Stammaktien zurückgewandelt, allerdings mit heftigen Abschlag und Verlust des Aufsichtsratsmandates bei der Immunocore.
Erster Teil meiner Sicht der Geschichte - KEINE Handelsempfehlung.