Börse im Fernsehen
19.06.2008 15:25 China ist kein Kracher mehr von Stefan Wolff, ARD-Börsenstudio Aus dieser Blase entweicht die Luft mit einem lauten Pfeifen. Binnen weniger Tage ist der chinesische Aktienmarkt auf den tiefsten Stand seit 16 Monaten gerauscht. Wie an allen anderen Märkten auch, ächzen die Kurse unter der hohen Teuerung bei Lebensmitteln und Öl. Doch China ist natürlich mehr als das. boerse.ard.de/servlet/...PTEwMDAwMDAwJnF1YWw9MCZpZD0yOTE2OTY_" style="max-width:560px" alt="Bild zum Artikel" title="Bild zum Artikel" class="picdoc" />
Seit Jahren brummen die Börsen im Reich der Mitte. Zum einen haben die Chinesen Aktien für sich entdeckt. Es herrscht eine Art Anleger-Notstand. Instrumente zur Altersvorsorge sind rar. Zum anderen sind ausländische Investoren natürlich auf den Zug gesprungen. Das allerdings schön fein getrennt, denn Ausländer dürfen nicht an den gleichen Märkten investieren, wie Festlandchinesen.
Verpuffung im Wok
Damit fehlt den Märkten ein Ventil. Nur zögerlich lässt China Arbitrage-Handel mit anderen Börsen zu. Die Löcher in der chinesischen Mauer müssen größer werden, um den Aktienhandel transparenter zu gestalten – und für die Chinesen sicherer. Sonst löst sich die aufkeimende Aktienkultur schnell in Luft auf.
Erst wenn chinesische Werte an vielen asiatischen Märkten zu halbwegs einheitlichen Preisen gehandelt werden, kann der Erfolg auf eine breite Basis gestellt werden. Vorher dürften Übertreibungen und Spekulationsblasen an der Tagesordnung bleiben.
Luft ist raus
Die Wachstumsstory Chinas ist weiterhin intakt. Die Wirtschaft des Landes wuchert mit jährlichen Raten von über zehn Prozent. Chinas Regierung hat als Wachstumsobergrenze acht Prozent herausgegeben und deshalb kräftig an der Zinsschraube gedreht. Aktuell liegen die Forderungen auf die Mindestreserve bei 17,5 Prozent. Das ist Inflationsbekämpfung mit dem Dampfhammer.
Die scheint aber nötig zu sein. Denn allein die Lohnsteigerungen werden mit 25 Prozent beziffert, das Gewinnwachstum der Unternehmen mit 18 Prozent. Auch das schwere Erdbeben mit seinen tragischen Folgen wird voraussichtlich keine nachhaltige Wachstumsbremse darstellen.
Kein isoliertes Problem
Wer nun die aktuellen Probleme als Probleme Chinas abtut, vergisst die Globalisierung. China leidet als Exportnation natürlich unter der sinkenden Nachfrage in den USA und die höheren Preise bleiben auch nicht im Land. So ist durchaus denkbar, dass auch wir zukünftig Inflation “Made in China“ importieren, worauf man in der aktuellen Situation durchaus verzichten könnte.