Studie: Continental, Infineon, Linde, MAN und Schering sind mögliche Kandidaten
Dax-Konzerne sind von Übernahme bedroht
Die großen deutschen börsennotierten Unternehmen sind vielfach in Streubesitz. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit von Fusionen und Übernahmen. Einige Mitglieder des Deutschen Aktienindex bieten sich geradezu an. Denn den Schutz der Deutschland AG - der engen finanziellen und personellen Verflechtung zwischen Industrie und Finanzwelt - gibt es nicht mehr.
DÜSSELDORF. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat alle Dax-Konzerne hinsichtlich möglicher Übernahmekriterien untersucht. Demnach sind Unternehmen gefährdet, die preiswert bewertet sind (1), in einem interessanten Branchenumfeld arbeiten (2) und deren Konzern sich aus unterschiedlich rentablen Geschäftsfeldern zusammensetzt, Aufkäufer also Zerschlagungsabsichten hegen (3). Schließlich muss die Aktienstruktur breit gefächert sein (4). Dies wird durch die 2001 in Kraft getretene Steuerfreiheit für die Veräußerung von Beteiligungsgewinnen begünstigt. In den vergangenen vier Jahren erhöhte sich der Streubesitz bei den Anteilsscheinen der Dax-Konzerne auf 81,5 Prozent.
Untersucht man alle Dax-Konzerne nach den vier Kriterien sind nach Ansicht des LBBW-Experten Berndt Fernow und seinem Team Continental („sehr profitabel“), Infineon („geringe Verschuldung, niedriger Börsenwert“), Linde und MAN („Zerschlagungsphantasie“) sowie Schering („geringe Verschuldung, interessante Branche“) übernahmegefährdet.
Infineon beispielsweise kämpft als gering verschuldetes Unternehmen seit einiger Zeit mit Absatzschwierigkeiten und niedrigen Chippreisen. Das führte zu Verlusten. Der Börsenwert sank. Gegenüber den ersten Börsentagen vor fünf Jahren verlor Infineon 85 Prozent an Wert. Derzeit kostet das Unternehmen weniger als sechs Mrd. Euro. Voraussetzung für eine Übernahme ist, dass Siemens seine restlichen Anteile verkauft. An dieser Absicht ließ die Konzernmutter aber nie einen Zweifel.
Auf der anderen Seite ist Continental mit fast zehn Mrd. Euro so teuer wie noch nie. Doch Conti hat sich auf Auto-Elektronik spezialisiert und könnte deshalb für Wettbewerber wie Michelin, Goodyear und Bridgestone, aber auch große Autokonzerne interessant sein. Für sie wäre selbst der gestiegene Börsenwert keine ganz große Summe.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 19. August 2005, 10:49 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Dax-Konzerne sind von Übernahme bedroht
Die großen deutschen börsennotierten Unternehmen sind vielfach in Streubesitz. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit von Fusionen und Übernahmen. Einige Mitglieder des Deutschen Aktienindex bieten sich geradezu an. Denn den Schutz der Deutschland AG - der engen finanziellen und personellen Verflechtung zwischen Industrie und Finanzwelt - gibt es nicht mehr.
DÜSSELDORF. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat alle Dax-Konzerne hinsichtlich möglicher Übernahmekriterien untersucht. Demnach sind Unternehmen gefährdet, die preiswert bewertet sind (1), in einem interessanten Branchenumfeld arbeiten (2) und deren Konzern sich aus unterschiedlich rentablen Geschäftsfeldern zusammensetzt, Aufkäufer also Zerschlagungsabsichten hegen (3). Schließlich muss die Aktienstruktur breit gefächert sein (4). Dies wird durch die 2001 in Kraft getretene Steuerfreiheit für die Veräußerung von Beteiligungsgewinnen begünstigt. In den vergangenen vier Jahren erhöhte sich der Streubesitz bei den Anteilsscheinen der Dax-Konzerne auf 81,5 Prozent.
Untersucht man alle Dax-Konzerne nach den vier Kriterien sind nach Ansicht des LBBW-Experten Berndt Fernow und seinem Team Continental („sehr profitabel“), Infineon („geringe Verschuldung, niedriger Börsenwert“), Linde und MAN („Zerschlagungsphantasie“) sowie Schering („geringe Verschuldung, interessante Branche“) übernahmegefährdet.
Infineon beispielsweise kämpft als gering verschuldetes Unternehmen seit einiger Zeit mit Absatzschwierigkeiten und niedrigen Chippreisen. Das führte zu Verlusten. Der Börsenwert sank. Gegenüber den ersten Börsentagen vor fünf Jahren verlor Infineon 85 Prozent an Wert. Derzeit kostet das Unternehmen weniger als sechs Mrd. Euro. Voraussetzung für eine Übernahme ist, dass Siemens seine restlichen Anteile verkauft. An dieser Absicht ließ die Konzernmutter aber nie einen Zweifel.
Auf der anderen Seite ist Continental mit fast zehn Mrd. Euro so teuer wie noch nie. Doch Conti hat sich auf Auto-Elektronik spezialisiert und könnte deshalb für Wettbewerber wie Michelin, Goodyear und Bridgestone, aber auch große Autokonzerne interessant sein. Für sie wäre selbst der gestiegene Börsenwert keine ganz große Summe.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 19. August 2005, 10:49 Uhr
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