Chinas Solaraktien ist Euro-Schock zu verdauen?
11.06.2010
Emerging-Markets-Trader
Gerbrunn (aktiencheck.de AG) - Als die Experten im März im "Emerging-Markets-Trader" unter dem Titel "Solarbranche - Vorsicht: Im zweiten Halbjahr beginnt die heiße Phase!" die Chancen in der chinesischen Solarbranche beleuchteten, schrieben sie ihren Lesern, dass sie "für die Musterdepots mit einem Einstieg in der Branche" immer noch abwarten, denn die Unternehmen hätten den "Lackmustest" noch vor sich.
Der Grund seien neben den hohen Überkapazitäten in der Solarzellenproduktion die Subventionskürzungen in Deutschland gewesen. Diese würden nicht zuletzt wegen dem Vorzieheffekt von Anlagenkäufen zu einem raschen Preisverfall im zweiten Halbjahr von 2010 führen.
Als hätte die Branche in den kommenden Monaten nicht schon genug Probleme: Nun ziehe auch noch ein Gewitter über die Branche hinweg, mit dem sie nicht habe planen können. Die Eurokrise treffe chinesische Solarunternehmen auf zwei Fronten gleichzeitig. Einerseits sei Europa für 73% der Nachfrage von Solarmodulen verantwortlich (Basis: 2009) und nun drohe auf diesem mit Abstand wichtigsten Markt eine neue Subventions-Kürzungswelle.
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Andererseits hätten chinesische Solarunternehmen durch den Euro-Crash innerhalb von nur sechs Monaten knapp 20% ihres Kostenvorteils gegenüber europäischen Konkurrenten verloren. Problematisch sei in dieser Hinsicht weniger, dass einige Konkurrenten chinesischer Solarunternehmen aus Europa stammen würden (Q-Cells, SolarWorld, Conergy, etc.), denn unter den zehn größten Solarzellenherstellern der Welt sei ohnehin nur noch ein europäisches Unternehmen (Q-Cells) und andere asiatische und amerikanische Hersteller hätten genauso unter der Euro-Krise zu leiden wie SunTech, Yingli, Trina und Co.
Problematisch sei vielmehr, dass es in Europa nicht möglich sei, die höheren Kosten an den Kunden weiterzugeben. Da der Photovoltaik-Markt immer noch ein künstlicher Markt sei, bestimme die Politik über die Subventionen den Preis und der sei für alle nicht-europäischen Solarzellenhersteller in kurzer Zeit um 20% gefallen.
Die Folge des dreifachen Schocks seien vorprogrammiert: Die Gewinnmargen würden schlagartig fallen und im dritten Quartal könnten selbst die wettbewerbsfähigsten chinesischen Solarunternehmen in die Verlustzone gleiten. Der Konsolidierungsprozess der Branche werde dadurch zusätzlich beschleunigt und hoch verschuldeten Unternehmen wie LDK Solar (in den nächsten zwölf Monaten müsse LDK Solar Kredite in Höhe von mehr als 1 Mrd. USD erneuern!) drohe gar die Pleite.
Anlass für verhaltene Hoffnung gebe derzeit wenigstens die politische Entwicklung in Deutschland und in den USA. So habe einerseits der deutsche Bundesrat der für Juli geplanten Subventionskürzung eine Absage erteilt und steige mit Blick auf die fürchterliche Ölkatastrophe im Golf von Mexiko die Chance, dass der US-Senat die Blockade von Barack Obamas Klimapolitik aufgebe. Chinesische Solarunternehmer könnten zudem darauf hoffen, dass die bevorstehende Absatzkrise in Europa die eigene Regierung dazu veranlasse, die während der Finanzkrise für 2008/09 geschmiedeten Rettungspläne für die Branche wieder aus der Schublade zu holen.
Die Experten vom "Emerging-Markets-Trader" rechnen mit mehreren katastrophalen Quartalsergebnissen von chinesischen Solarunternehmen. Da Chinas Regierung die Schlüsselbranche des 21. Jahrhunderts nicht untergehen lassen werde und die USA nach der Ölkatastrophe von BP zu einer treibenden Kraft im Solarsektor werden könnten, würden die Experten im "Emerging-Markets-Trader" trotzdem die Augen für Einstiegschancen offen halten. (11.06.2010/ac/a/m)