läufig über den Berg:
BERN – Gerettet! In letzter Sekunde! Die Schweiz besitzt weiterhin eine Airline – dank eines historischen, gemeinsamen Kraftakts von Politik und Wirtschaft. Ein Meisterstück von Finanzminister Kaspar Villiger (60), der in einem wochenlangen Krimi Tag und Nacht um
Lösungen gerungen und nie aufgegeben hat.
Die Crossair wird unsere neue nationale Airline! Dafür zahlt der Bund zusätzlich zu den bereits gesprochenen 450 Millionen 1,6 Milliarden Franken. Villiger kommentiert den
enormen Kraftakt mit trockenen Humor:
«Normalerweise braucht ein solches Projekt
bei uns 7 bis 8 Jahre.»
Montag, 22. Oktober, 11.30 Uhr: Der letzte
Akt in Villigers Krimi beginnt.
Bundesratssitzung. Nach zweieinhalb Stunden hat der Finanzminister den ganzen Bundesrat hinter sich.
Den Stehlunch mit kleinen Sandwichs können sich nur die Bundesräte genehmigen, die nicht an vorderster Front involviert sind.
Kaspar Villiger, Pascal Couchepin und Bundespräsident Moritz
Leuenberger eilen in die Kochergasse 10, in den Amtssitz von Leuenberger. Die drei Bundesräte begrüssen den Verwaltungsrat der Crossair. Geschlagene zweieinhalb Stunden dauert das harte Ringen.
«Wir wollten wirklich nochmals bis ins letzte Detail wissen, ob die Sache funktioniert, wenn wir so viel Steuergeld ausgeben», sagt der Finanzminister später zu BLICK.
Diplomatisch ausgedrückt. In Tat und Wahrheit knallen die drei Bundesräte den verdutzten Verwaltungsräten pickelhart Bedingung um Bedingung auf den Tisch. Nochmals kommt Spannung auf. Um 16 Uhr sagt Bundesrat Samuel Schmid im benachbarten Bundeshaus Ost alle weiteren Termine ab – falls der Bundesrat nochmals zusammengerufen werden muss.
Villigers schwierigster Gang steht noch bevor: In die sechsköpfige Finanzdelegation beider Räte. Der Bundesrat stösst in der parlamentarischen Finanzkontrolle auf härteren Widerstand als erwartet. Am Schluss schaut nur ein hauchdünner Entscheid zugunsten des Bundesrates heraus: 3:2. Delegations-Präsident Erich Müller (FDP) darf nicht mitstimmen, auf Anraten seines Parteikollegen Hans-Rudolf
Merz. Müller sitzt im Beirat der Grossbank CS. Die Befangenheits-Frage könnte sich stellen.
Villiger kümmert dies nicht mehr, denn der Finanzminister sitzt inzwischen schon im altehrwürdigen Parlaments-Café Valloton und bereitet in einer historischen Runde die spektakuläre Medienkonferenz vor:
Mit von der Partie sind UBS-Boss Marcel Ospel und der neue starke Kontrolleur der «neuen Crossair», Rainer E. Gut.
Vor drei Wochen zogen die Bundesräte im Bundeshaus noch über die Grossbanken her, gestern sassen sie wieder friedlich vereint am Tisch.
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Und so sieht die Kapitalspritze aus:
BERN – Ein kapitaler Kraftakt: Eine Milliarde Winterhilfe vom Bund für die Swissair und 2,74 Milliarden neues Kapital für die neue Crossair.
Für die neue Airline wird tief in die Kassen gegriffen. 38 Prozent bringt dabei die öffentliche Hand und 62 Prozent die Wirtschaft auf. Und das sind die grossen Geldgeber:
Der Bund schiesst nach den 450 Mio. im Oktober nochmals ein
Milliarde Franken ein – damit die Swissair auf den Langstrecken bis im Frühjahr weiter fliegen kann.
Der Bund beteiligt sich zudem mit 22 Prozent an der Kapitalerhöhung der «neuen Crossair» und wird mit 600 Mio. grösster Einzelaktionär.
Einen Sondereffort machen auch die Kantone und die Stadt Zürich: Zusammen tragen sie über 400 Millionen bei.
Die Wirtschaft steuert an die Aufstockung 1,69 Milliarden bei. Zuoberst auf der Liste: Walter Haefner mit 200 Mio. sowie Novartis und Swisscom mit je 100 Mio.
Das ist der Preis für die Rettung von einigen zehntausend Arbeitsplätzen.
Trotzdem gibt es einen harten Stellenabbau. Allein bei der Swissair gibt es 5000 Entlassungen. Erst gestern verschickte die Swissport-Zürich 430 Kündigungen.
Die Geldgeber
Überbrückunghilfe des Bundes à fonds perdu
Swissair-Betrieb bis Ende Oktober: 450 Mio. Fr.
Darlehen für Winterbetrieb 01/02: 1000 Mio. Fr.
Neues Aktienkapital
Bund: 600 Mio. Fr.
Kanton Zürich: 300 Mio. Fr.
Kanton Basel-Stadt: 26 Mio. Fr.
Kanton Baselland: 5 Mio. Fr.
Kantone zusätzlich: 69 Mio. Fr.
Stadt Zürich: 25 Mio. Fr.
Total öffentliche Hand 38%: 1050 Mio. Fr
Walter Haefner/Amag: 200 Mio. Fr.
UBS: 178 Mio. Fr.
CSG: 172 Mio. Fr.
Novartis: 100 Mio. Fr.
Swisscom: 100 Mio. Fr.
Raiffeisenbanken: 25 Mio. Fr.
Zürcher Kantonalbank: 25 Mio. Fr.
Familie Ammann; Bertarelli & Cie.; Ciba; Deutsche Bank; Edipresse; Givaudan; Roche; Holcim; Kudelski; Nestle; Rentenanstalt; Schindler; Thomas Schmidheiny; Serono; Sika; Swiss Re; Zürich Versicherung Privatwirtschaft total 62%: 1690 Mio. Fr.
Total neues Kapital: 2740 Mio. Fr.
Bisheriges Kapital (70 % UBS/CS): 300 Mio. Fr.
Total Kapital: 3000 Mio. Fr.
Das ist schlussendlich zu einem "Solidarakt" geworden zur Rettung der Schweizer Wirtschaft. Wär diese Lösung nicht gekommen hätte es im Raum Zürich rund 25'000 Arbeitslose gegeben.
Ist schon Wahnsinn, mit dem bereits eingeschossenen Geldern kommen wir schlussendlich auf gut 4 Mrd. Franken. Nur zum Vergleich, mit diesem Kapital hätte man leicht und locker schnell die British Airways übernehmen können.
Hoffe nur das diese Geschichte wirklich mit einem Happy End endet!!!
Grüsse aus der Schweiz
Kabler
BERN – Gerettet! In letzter Sekunde! Die Schweiz besitzt weiterhin eine Airline – dank eines historischen, gemeinsamen Kraftakts von Politik und Wirtschaft. Ein Meisterstück von Finanzminister Kaspar Villiger (60), der in einem wochenlangen Krimi Tag und Nacht um
Lösungen gerungen und nie aufgegeben hat.
Die Crossair wird unsere neue nationale Airline! Dafür zahlt der Bund zusätzlich zu den bereits gesprochenen 450 Millionen 1,6 Milliarden Franken. Villiger kommentiert den
enormen Kraftakt mit trockenen Humor:
«Normalerweise braucht ein solches Projekt
bei uns 7 bis 8 Jahre.»
Montag, 22. Oktober, 11.30 Uhr: Der letzte
Akt in Villigers Krimi beginnt.
Bundesratssitzung. Nach zweieinhalb Stunden hat der Finanzminister den ganzen Bundesrat hinter sich.
Den Stehlunch mit kleinen Sandwichs können sich nur die Bundesräte genehmigen, die nicht an vorderster Front involviert sind.
Kaspar Villiger, Pascal Couchepin und Bundespräsident Moritz
Leuenberger eilen in die Kochergasse 10, in den Amtssitz von Leuenberger. Die drei Bundesräte begrüssen den Verwaltungsrat der Crossair. Geschlagene zweieinhalb Stunden dauert das harte Ringen.
«Wir wollten wirklich nochmals bis ins letzte Detail wissen, ob die Sache funktioniert, wenn wir so viel Steuergeld ausgeben», sagt der Finanzminister später zu BLICK.
Diplomatisch ausgedrückt. In Tat und Wahrheit knallen die drei Bundesräte den verdutzten Verwaltungsräten pickelhart Bedingung um Bedingung auf den Tisch. Nochmals kommt Spannung auf. Um 16 Uhr sagt Bundesrat Samuel Schmid im benachbarten Bundeshaus Ost alle weiteren Termine ab – falls der Bundesrat nochmals zusammengerufen werden muss.
Villigers schwierigster Gang steht noch bevor: In die sechsköpfige Finanzdelegation beider Räte. Der Bundesrat stösst in der parlamentarischen Finanzkontrolle auf härteren Widerstand als erwartet. Am Schluss schaut nur ein hauchdünner Entscheid zugunsten des Bundesrates heraus: 3:2. Delegations-Präsident Erich Müller (FDP) darf nicht mitstimmen, auf Anraten seines Parteikollegen Hans-Rudolf
Merz. Müller sitzt im Beirat der Grossbank CS. Die Befangenheits-Frage könnte sich stellen.
Villiger kümmert dies nicht mehr, denn der Finanzminister sitzt inzwischen schon im altehrwürdigen Parlaments-Café Valloton und bereitet in einer historischen Runde die spektakuläre Medienkonferenz vor:
Mit von der Partie sind UBS-Boss Marcel Ospel und der neue starke Kontrolleur der «neuen Crossair», Rainer E. Gut.
Vor drei Wochen zogen die Bundesräte im Bundeshaus noch über die Grossbanken her, gestern sassen sie wieder friedlich vereint am Tisch.
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Und so sieht die Kapitalspritze aus:
BERN – Ein kapitaler Kraftakt: Eine Milliarde Winterhilfe vom Bund für die Swissair und 2,74 Milliarden neues Kapital für die neue Crossair.
Für die neue Airline wird tief in die Kassen gegriffen. 38 Prozent bringt dabei die öffentliche Hand und 62 Prozent die Wirtschaft auf. Und das sind die grossen Geldgeber:
Der Bund schiesst nach den 450 Mio. im Oktober nochmals ein
Milliarde Franken ein – damit die Swissair auf den Langstrecken bis im Frühjahr weiter fliegen kann.
Der Bund beteiligt sich zudem mit 22 Prozent an der Kapitalerhöhung der «neuen Crossair» und wird mit 600 Mio. grösster Einzelaktionär.
Einen Sondereffort machen auch die Kantone und die Stadt Zürich: Zusammen tragen sie über 400 Millionen bei.
Die Wirtschaft steuert an die Aufstockung 1,69 Milliarden bei. Zuoberst auf der Liste: Walter Haefner mit 200 Mio. sowie Novartis und Swisscom mit je 100 Mio.
Das ist der Preis für die Rettung von einigen zehntausend Arbeitsplätzen.
Trotzdem gibt es einen harten Stellenabbau. Allein bei der Swissair gibt es 5000 Entlassungen. Erst gestern verschickte die Swissport-Zürich 430 Kündigungen.
Die Geldgeber
Überbrückunghilfe des Bundes à fonds perdu
Swissair-Betrieb bis Ende Oktober: 450 Mio. Fr.
Darlehen für Winterbetrieb 01/02: 1000 Mio. Fr.
Neues Aktienkapital
Bund: 600 Mio. Fr.
Kanton Zürich: 300 Mio. Fr.
Kanton Basel-Stadt: 26 Mio. Fr.
Kanton Baselland: 5 Mio. Fr.
Kantone zusätzlich: 69 Mio. Fr.
Stadt Zürich: 25 Mio. Fr.
Total öffentliche Hand 38%: 1050 Mio. Fr
Walter Haefner/Amag: 200 Mio. Fr.
UBS: 178 Mio. Fr.
CSG: 172 Mio. Fr.
Novartis: 100 Mio. Fr.
Swisscom: 100 Mio. Fr.
Raiffeisenbanken: 25 Mio. Fr.
Zürcher Kantonalbank: 25 Mio. Fr.
Familie Ammann; Bertarelli & Cie.; Ciba; Deutsche Bank; Edipresse; Givaudan; Roche; Holcim; Kudelski; Nestle; Rentenanstalt; Schindler; Thomas Schmidheiny; Serono; Sika; Swiss Re; Zürich Versicherung Privatwirtschaft total 62%: 1690 Mio. Fr.
Total neues Kapital: 2740 Mio. Fr.
Bisheriges Kapital (70 % UBS/CS): 300 Mio. Fr.
Total Kapital: 3000 Mio. Fr.
Das ist schlussendlich zu einem "Solidarakt" geworden zur Rettung der Schweizer Wirtschaft. Wär diese Lösung nicht gekommen hätte es im Raum Zürich rund 25'000 Arbeitslose gegeben.
Ist schon Wahnsinn, mit dem bereits eingeschossenen Geldern kommen wir schlussendlich auf gut 4 Mrd. Franken. Nur zum Vergleich, mit diesem Kapital hätte man leicht und locker schnell die British Airways übernehmen können.
Hoffe nur das diese Geschichte wirklich mit einem Happy End endet!!!
Grüsse aus der Schweiz
Kabler