Fonds attackieren Volkswagen
Von Guido Reinking, Hamburg
Volkswagen-Chef Ferdinand Piëch steht auf der Hauptversammlung des Konzerns am Donnerstag Ärger bevor. Das Unternehmen ist im Zentrum von Spekulationsplänen mächtiger Investmentfonds.
Der angloamerikanische Hedge Funds Liverpool Limited Partnership hat angekündigt, gegen das Aktienrückkaufprogramm zu protestieren, das Piëch von seinen Aktionären beschließen lassen will. Nach Informationen der Financial Times Deutschland spekuliert der Fonds darauf, dass VW-Vorzugsaktien in Stammaktien umgewandelt werden.
Der Fonds hat sich nach Informationen aus VW-Kreisen mit 100 Stamm- und mehr als 500.000 Vorzugsaktien des Konzerns eingedeckt. Da die Stämme rund 50 Prozent über den Vorzugsaktien notieren, ergäben sich bei einer Umwandlung Kursgewinne.
Liverpool hat für sein Vorhaben mächtige Verbündete gewonnen. Dazu gehört Union Investment, die Fondsgesellschaft der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Zudem betraute Liverpool die Frankfurter Agentur Hunzinger mit einer begleitenden PR-Kampagne.
Die Hauptversammlung als Bühne nutzen
Die Strategie von Liverpool Investment: Der Fonds will die VW-Hauptversammlung als Bühne nutzen, um die Aktienrückkaufpläne des größten deutschen Autoherstellers zu durchkreuzen. VW will sich von den Aktionären zum zweiten Mal den Kauf von zehn Prozent der eigenen Aktien genehmigen lassen. "Es sollen, wie im vergangenen Jahr, nur Stammaktien zurückgekauft werden, obwohl die Vorzugsaktien viel billiger sind. Dieses Vorgehen kostet die VW-Aktionäre 400 Mio. Euro mehr als nötig", argumentiert ein Vertreter des Liverpool-Fonds.
VW argumentiert, ein Rückkauf von Vorzügen mache keinen Sinn, weil die eingesammelten Papiere als mögliche Akquisitionswährung vorgesehen seien. So könnte VW eigene Aktien gegen Scania-Aktien der schwedischen Investor AB tauschen und den Anteil an dem Nutzfahrzeughersteller weiter erhöhen. Stimmrechtslose Vorzugsaktien eignen sich hierzu nicht.
Die Forderung nach Abschaffung stimmrechtsloser Vorzugsaktien ist auf den Kapitalmärkten weit verbreitet: "One Share, one Vote - jedem Aktionär eine Stimme", fordert zum Beispiel Christoph Bruns, Leiter der Aktienanlage bei Union Investment. "Wir haben einen regen Meinungsaustausch mit Liverpool. VW ist da häufiger ein Gegenstand", sagte Bruns der FTD.
Liverpool Invest gehört zu Elliot Associates, einer Vermögensverwaltung mit Sitz auf den Bahamas mit rund 1,8 Mrd. Euro. Bei einer Spekulation mit Staatsanleihen hatte Elliot 1996 die Regierung von Peru in die Knie gezwungen.
Mächtige Verbündete
Mit Union Investment hat Elliots Liverpool eine der größten deutschen Fondsgesellschaften als Verbündete gewonnen. Union verwaltet 63,7 Mrd. Euro. Auf der Hauptversammlung der Telekom hatte Union, als einziger großer Fonds, Vorstandschef Ron Sommer die Entlastung verweigert.
Allerdings rechnet Union-Investment-Manager Bruns nicht damit, dass Forderungen wie der Rückkauf von Vorzugsaktien oder die Umwandlung in Stammaktien bereits auf der Hauptversammlung am 7. Juni beschlossen werden: "Das ist ein Prozess, der genau wie bei SAP, Siemens, MAN oder RWE seine Zeit braucht", so Bruns. "Die Vorzugsaktie ist ein Auslaufmodell."
Es ist nicht damit zu rechnen, dass Niedersachsen, mit 19 Prozent der Stammaktien größter Einzelaktionär bei VW, einer Umwandlung zustimmt. Denn das würde den Stimmenanteil des Bundeslandes reduzieren. Durch das VW-Gesetz kann kein Investor mehr als 20 Prozent der Stimmrechte ausüben. "Mehrere Aktionäre zusammen könnten Niedersachsen überstimmen", sagt Bruns, auch wenn er diese Möglichkeit für wenig wahrscheinlich hält.
Für die Inhaber von VW-Vorzugsaktien, zu denen auch Union Investment gehört, würde eine Umwandlung einen gehörigen Kursgewinn bedeuten. Die VW Stämme notierten am Montag zum Börsenschluss bei 58 Euro, die Vorzüge bei 38 Euro.
Bereits die Diskussion über eine mögliche Umwandlung dürfte den Kurs der Vorzüge beleben. "Mit solchen Krümeln geben sich die Liverpool-Jungs aber nicht zufrieden", vermutet ein Fonds-Manager in Frankfurt. "Die wollen den ganzen Kuchen." Bei VW wird spekuliert, Liverpool würde sich mit der Umwandlung der rund 500.000 Vorzugsaktien im eigenen Besitz zufrieden geben - was das Unternehmen jedoch strikt ablehnt. Piëch wird mit den Worten zitiert: "Lass die nur kommen."
Von Guido Reinking, Hamburg
Volkswagen-Chef Ferdinand Piëch steht auf der Hauptversammlung des Konzerns am Donnerstag Ärger bevor. Das Unternehmen ist im Zentrum von Spekulationsplänen mächtiger Investmentfonds.
Der angloamerikanische Hedge Funds Liverpool Limited Partnership hat angekündigt, gegen das Aktienrückkaufprogramm zu protestieren, das Piëch von seinen Aktionären beschließen lassen will. Nach Informationen der Financial Times Deutschland spekuliert der Fonds darauf, dass VW-Vorzugsaktien in Stammaktien umgewandelt werden.
Der Fonds hat sich nach Informationen aus VW-Kreisen mit 100 Stamm- und mehr als 500.000 Vorzugsaktien des Konzerns eingedeckt. Da die Stämme rund 50 Prozent über den Vorzugsaktien notieren, ergäben sich bei einer Umwandlung Kursgewinne.
Liverpool hat für sein Vorhaben mächtige Verbündete gewonnen. Dazu gehört Union Investment, die Fondsgesellschaft der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Zudem betraute Liverpool die Frankfurter Agentur Hunzinger mit einer begleitenden PR-Kampagne.
Die Hauptversammlung als Bühne nutzen
Die Strategie von Liverpool Investment: Der Fonds will die VW-Hauptversammlung als Bühne nutzen, um die Aktienrückkaufpläne des größten deutschen Autoherstellers zu durchkreuzen. VW will sich von den Aktionären zum zweiten Mal den Kauf von zehn Prozent der eigenen Aktien genehmigen lassen. "Es sollen, wie im vergangenen Jahr, nur Stammaktien zurückgekauft werden, obwohl die Vorzugsaktien viel billiger sind. Dieses Vorgehen kostet die VW-Aktionäre 400 Mio. Euro mehr als nötig", argumentiert ein Vertreter des Liverpool-Fonds.
VW argumentiert, ein Rückkauf von Vorzügen mache keinen Sinn, weil die eingesammelten Papiere als mögliche Akquisitionswährung vorgesehen seien. So könnte VW eigene Aktien gegen Scania-Aktien der schwedischen Investor AB tauschen und den Anteil an dem Nutzfahrzeughersteller weiter erhöhen. Stimmrechtslose Vorzugsaktien eignen sich hierzu nicht.
Die Forderung nach Abschaffung stimmrechtsloser Vorzugsaktien ist auf den Kapitalmärkten weit verbreitet: "One Share, one Vote - jedem Aktionär eine Stimme", fordert zum Beispiel Christoph Bruns, Leiter der Aktienanlage bei Union Investment. "Wir haben einen regen Meinungsaustausch mit Liverpool. VW ist da häufiger ein Gegenstand", sagte Bruns der FTD.
Liverpool Invest gehört zu Elliot Associates, einer Vermögensverwaltung mit Sitz auf den Bahamas mit rund 1,8 Mrd. Euro. Bei einer Spekulation mit Staatsanleihen hatte Elliot 1996 die Regierung von Peru in die Knie gezwungen.
Mächtige Verbündete
Mit Union Investment hat Elliots Liverpool eine der größten deutschen Fondsgesellschaften als Verbündete gewonnen. Union verwaltet 63,7 Mrd. Euro. Auf der Hauptversammlung der Telekom hatte Union, als einziger großer Fonds, Vorstandschef Ron Sommer die Entlastung verweigert.
Allerdings rechnet Union-Investment-Manager Bruns nicht damit, dass Forderungen wie der Rückkauf von Vorzugsaktien oder die Umwandlung in Stammaktien bereits auf der Hauptversammlung am 7. Juni beschlossen werden: "Das ist ein Prozess, der genau wie bei SAP, Siemens, MAN oder RWE seine Zeit braucht", so Bruns. "Die Vorzugsaktie ist ein Auslaufmodell."
Es ist nicht damit zu rechnen, dass Niedersachsen, mit 19 Prozent der Stammaktien größter Einzelaktionär bei VW, einer Umwandlung zustimmt. Denn das würde den Stimmenanteil des Bundeslandes reduzieren. Durch das VW-Gesetz kann kein Investor mehr als 20 Prozent der Stimmrechte ausüben. "Mehrere Aktionäre zusammen könnten Niedersachsen überstimmen", sagt Bruns, auch wenn er diese Möglichkeit für wenig wahrscheinlich hält.
Für die Inhaber von VW-Vorzugsaktien, zu denen auch Union Investment gehört, würde eine Umwandlung einen gehörigen Kursgewinn bedeuten. Die VW Stämme notierten am Montag zum Börsenschluss bei 58 Euro, die Vorzüge bei 38 Euro.
Bereits die Diskussion über eine mögliche Umwandlung dürfte den Kurs der Vorzüge beleben. "Mit solchen Krümeln geben sich die Liverpool-Jungs aber nicht zufrieden", vermutet ein Fonds-Manager in Frankfurt. "Die wollen den ganzen Kuchen." Bei VW wird spekuliert, Liverpool würde sich mit der Umwandlung der rund 500.000 Vorzugsaktien im eigenen Besitz zufrieden geben - was das Unternehmen jedoch strikt ablehnt. Piëch wird mit den Worten zitiert: "Lass die nur kommen."