Bis dato war 2008 kein allzu erfreuliches Aktienjahr. Die beste Börse, jene von Trinidad & Tobago, schaffte seit Jahresanfang ein Plus von rund 27 Prozent. Demgegenüber ging es nach unten weit rasanter, so verlor der schlechteste Markt, jener in Vietnam, 48 Prozent, die zypriotische Börse büßte 35 Prozent ein. Eines fällt aber auf: Unter den zehn besten Aktienmärkten befinden sich gleich zwei aus Afrika – Ghana liegt mit einem Zugewinn von knapp 24 Prozent auf Platz zwei, an der vierten Stelle rangiert Tunesien (eine Rendite YTD von knapp zwölf Prozent).
Waren die afrikanischen Märkte aber lange Zeit für private ausländische Investoren nicht zugänglich, beginnt sich jetzt die Lage zu ändern. Gerade in den vergangenen Wochen sind einige neue Investment-Produkte, die das Thema Afrika zum Inhalt haben, auf den Markt gekommen. „Afrika war einer der wenigen weißen Flecken auf der Investment-Landkarte. Das Problem war, dass der Kontinent nicht gerade über die liquidesten Börsen verfügt hat und die Umsätze entsprechend niedrig waren. Das hat sich aber massiv geändert“, erklärt Pedram Payami, Zertifikate-Spezialist bei der ABN Amro. Der bessere Zugang ist aber nicht allein für das Etablieren neuer Investment-Produkte verantwortlich.
„Ausschlaggebend ist der enorme Rohstoff-Boom, denn der Kontinent ist sehr reich an Rohstoffen“. Zahlen verdeutlichen: So haben die Länder Zentralafrikas am weltweiten Vorkommen von Kobalt einen Anteil von 52 Prozent, bei Diamanten sind es 49 Prozent, bei Bauxit 30 und bei Uran 9,50 Prozent. Dazu kommen bedeutende Ölvorkommen in Nigeria und Libyen sowie mit Südafrika der weltweit zweitgrößte Goldproduzent. Aber auch in den Bereichen Kohle, Kupfer und Zink zählen die afrikanischen Länder zu den führenden Produzenten.
China steht auf Afrika. Kein Wunder also, dass China seinen Rohstoff Hunger zunehmend in Afrika stillt. Über 800 chinesische Unternehmen sind mittlerweile auf dem Kontinent aktiv. Die Schwerpunkte liegen naturgemäß in den rohstoffreichen Öl- und Bergbauländern wie Angola, Nigeria, Sudan, Namibia und dem Kongo. China ist mit jährlich 43 Milliarden € mittlerweile Afrikas drittgrößter Handelspartner – nach den USA und der Europäischen Union, und China deckt derzeit deren Energiebedarf im Land mit 4 % aus Kernenergie. Eine Aufstockung von über 20% bei Kernenergie soll in den nächsten Jahren folgen, was einen enormen Konsum an Uran bestätigt.
Unternehmen, nicht nur aus China, werden aber nicht nur vom Rohstoff-Reichtum angelockt. Auch der steigende Bedarf an Infrastruktur – von Kanälen über Straßen bis hin zu Telefonnetzen – macht den „schwarzen Kontinent“ interessant. Auch hier zeigt ein Beispiel, warum: 1999 gab es in Nigeria 500.000 Mobiltelefonierer – bei einer Einwohnerzahl von 140 Millionen. Im Vorjahr waren es bereits 36 Millionen (!) Handy-Besitzer. Dennoch macht der schwarze Kontinent laut Payami erst „den ersten Schritt zur Industrialisierung“.
Demnach ist die Zahl der ausländischen Direktinvestitionen im Steigen begriffen. Belief sich die Summe 2004 laut United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) auf rund 18 Milliarden US-Dollar, waren es 2005 schon 29,6 Milliarden und 2006 die Rekordsumme von 35,5 Milliarden Dollar. „In den vergangenen Jahren sind in Afrika 500 Milliarden Dollar versandet. Spenden und Entwicklungshilfe machen die Menschen nur abhängig, die Wirtschaften können sich nicht entwickeln. Dagegen werden durch privatwirtschaftliche Investitionen Wirtschaftspositionen aufgebaut.“
Jedenfalls dürfte die Wirtschaft Afrikas im laufenden Jahr weiter kräftig wachsen. Die zuständige UNO-Kommission geht von einem BIP-Plus von 6,1 Prozent aus – nach 5,8 Prozent im abgelaufenen Jahr. Gestützt werde das Wachstum weiterhin von der hohen Nachfrage nach Basisprodukten, dem Export von Öl, aber auch von der positiven Entwicklung der Tourismusindustrie.
Afrika wird BRIC als Anlage-Thema ablösen. Im Mai geht die zweite Fund-Raising-Runde über die Bühne, dann wird es Zahlen und Fakten mit Juni geben, wobei einige Explorer nur noch auf uns warten, damit deren Explorationsvorhaben so schnell als möglich umgesetzt werden kann, schildert ABN AMRO Spezialist Pedram Payami.