Gut zu Wissen: Sentimenttechnik !

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Gut zu Wissen: Sentimenttechnik !

 
03.05.01 12:08
Wie einfach wäre es doch, an der Börse Gewinne zu erzielen, wenn man wüßte, wie sich die anderen Marktteilnehmer verhalten werden.
Sicherlich: In der Regel ist es erfolgversprechend, mit der Masse der Anleger und damit mit dem vorherrschenden Trend zu handeln. Sitzen jedoch zu viele Anleger im selben Boot, droht die Gefahr eines Gegenschlages der Kurse in die andere Richtung. Denn wer soll beispielsweise noch kaufen, wenn alle Anleger optimistisch oder gar euphorisch und daher bereits im Markt investiert sind?

Um diese wichtigen Zeitpunkte, die unmittelbar vor bedeutenden Trendwenden auftreten, ganz klar darstellen zu können, müssen wir den Blick auf die psychologische Stimmungslage der Marktteilnehmer (engl. Sentiment) richten! Denn: Nähert sich eine Hausse ihrem Ende, herrscht zumeist eine offensichtliche Euphorie, während gerade an den exzellenten Kaufpunkten am Tief einer Baisse niemand mehr Aktien haben will. Wie aber läßt sich die Stimmung der Marktteilnehmer feststellen?

Dafür gibt es eine ganze Fülle von Möglichkeiten:

1. Der wohl bekannteste Indikator zur Identifizierung der psychologischen Stimmung der Marktteilnehmer ist die Put/Call-Ratio des Optionsmarktes, die börsentäglich die Anzahl gekaufter Puts mit der Anzahl gekaufter Calls in Beziehung setzt.

Die dahinter stehende Logik ist einfach: Der Käufer eines Puts erwartet fallende Kurse, während der Käufer eines Calls von einem steigenden Kursniveau ausgeht. Statistisch erwiesen ist, daß ca. 80% der Käufer einer Option den Markt falsch interpretieren. Somit lassen sich aus der aktuellen Vorliebe der Optionskäufer für Calls oder Puts oft wertvolle Hinweise auf bevorstehende Trendwenden des Marktes erkennen.  

2. Ein hervorragender Indikator für das im Markt vorherrschende Sentiment ist aber auch die Anzahl positiv gestimmter Berater, die eine hohe negative Korrelation zur tatsächlichen Kursentwicklung aufweist. Setzen beispielsweise nahezu alle Analysten auf einen Kursanstieg des Dollar oder einen Preisverfall des Goldes, entwickeln sich die Kurse häufig in die Gegenrichtung.

Die Ursache dieses Phänomens liegt darin begründet, daß sich die Analysten häufig erst durch die jüngste Kursentwicklung zu ihren Prognosen bewegen lassen. Das heißt nichts anderes, als daß oftmals die Kurse die Prognosen "machen" - und nicht umgekehrt.  

3. Als außerordentlich brauchbarer sentimenttechnischer Indikator hat sich auch der "Odd Lot Balance-Index" erwiesen, ein Indikator, der leider für die Deutsche Börse noch nicht berechnet wird. In diesen Indikator fließen lediglich Aktienkäufe und-verkäufe bis zu 100 Stück ein, also die Aufträge der Kleinanleger. Von der Erfahrung ausgehend, daß sich diese Anlegergruppe in der Regel auf der falschen Seite der Börsepositioniert, lassen sich aus den Kauf- und Verkaufs-Transaktionen dieser Marktteilnehmerwertvolle Rückschlüsse auf die wahrscheinliche künftige Börsenentwicklung ziehen.

Bitte beachtet jedoch: Während Chart- und Markttechnik eindeutige, punktuelle Signale generieren, bilden die sentimenttechnischen Indikatoren lediglich die vorherrschende Stimmungslage ab, die jedoch nach dem Erreichen von Extrempunkten keineswegs zwangsläufig zu einer Trendumkehr an der Börse führen muß. Denn gerade in Phasen überschäumender Kurseuphorie oder in einer lähmenden Baisse können anhaltende Übertreibungen den vorherrschenden Trend noch weiter ausreizen, bevor es zum unausweichlichen Gegenschlag kommt.

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