© Leipziger Volkszeitung vom Mittwoch, 24. März 2004
Kleinaktionär streitet vor Gericht mit Lintec
Leipzig. Für Karsten Trippel ist der Computerbauer Lintec ein rotes Tuch. Zu einem Stückpreis von 55 DM (28,20 Euro) hat der Kleinaktionär vor sechs Jahren Papiere der in Taucha ansässigen Firma gekauft. "Und nicht wenige", verzieht der in Großbottwar bei Stuttgart lebende Vermögensverwalter den Mund. "Ich hatte die Hoffnung, die am Neuen Markt gelistete Firma setzt ihr rasantes Wachstum fort." Fehlanzeige. Der Neue Markt stürzte ab und mit ihm Lintec. Knapp zwei Euro ist die Aktie derzeit noch wert. Trippel hat nach eigenen Angaben 20 000 bis 30 000 Euro "verbrannt".
Auf eigene Kosten streitet er sich derzeit vor Gericht mit dem Unternehmen. Die Hauptversammlung 2003 sei nicht fristgerecht einberufen worden. "Ein Verstoß gegen das Aktienrecht", so sein Vorwurf. Lintec müsse sie wiederholen. 8000 Euro habe ihn der Rechtsstreit bislang gekostet.
Die 6. Kammer für Handelssachen am Leipziger Amtsgericht gab dem Kläger gestern nicht Recht. Lediglich um zwei Tage sei die Einladungsfrist überschritten worden. Dies hätte keine Auswirkungen auf die Beschlüsse gehabt. Trippel will jetzt vor das Oberlandesgericht ziehen. Warum? Ist auf der Hauptversammlung etwas passiert, was den Aktionären schadet? "Nein", sagt Malte Diesselhorst von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Vertreter der Kleinaktionäre war in Leipzig dabei und sieht keinen Grund für eine Wiederholung. "Das bringt dem Unternehmen nur Kosten, was wiederum nicht im Interesse von Aktionären sein kann." Nur bei relevanten Verstößen schreite die DSW ein.
Ihm gehe es ums Prinzip, so Trippel. Theoretisch hätte es auf der Hauptversammlung Reden von Aktionären geben können, die nicht rechtzeitig informiert worden sind. Und dies hätte sich gegebenenfalls auf Beschlüsse auswirken können. Konkrete Punkte nennt der Mann aus Großbottwar nicht.
Fühlt er sich wie ein Don Quichotte, der das deutsche Aktienrecht vor dem Untergang retten will? "In diesem Fall sind es zwei Tage Fristüberschreitung, ein anderes Mal schon eine ganze Woche." Den Urteilsspruch könne er nicht nachvollziehen und werde deshalb weiter kämpfen. Kleinaktionärsvertretern ist Trippel von anderen Hauptversammlungen her kein Unbekannter.
Es gebe Profis "auf diesem Gebiet", sagt Lintec-Sprecher Dirk Heynig, "die suchten nach formalen Fehlern, um bei einem Vergleich mit den Unernehmen ordentlich zu kassieren". Ob Trippel dazu gehöre, weiß er nicht. Ein entsprechendes Angebot gebe es bisher nicht. Vor Gericht schlug der Kläger ausdrücklich diese Möglichkeit aus.
Lintec würde auch nicht zahlen, so Heynig deutlich. In Taucha denkt man schon darüber nach, sich auf der kommenden Hauptversammlung am 14. Mai sämtliche Beschlüsse des Vorjahres erneut absegnen zu lassen.
Eine Lektion hat Lintec bereits gelernt: "Die Einladungen in diesem Jahr gehen wesentlich früher raus", so Heynig.
Andreas Dunte
www.lvz-online.de/lvz-heute/103101.html
Kleinaktionär streitet vor Gericht mit Lintec
Leipzig. Für Karsten Trippel ist der Computerbauer Lintec ein rotes Tuch. Zu einem Stückpreis von 55 DM (28,20 Euro) hat der Kleinaktionär vor sechs Jahren Papiere der in Taucha ansässigen Firma gekauft. "Und nicht wenige", verzieht der in Großbottwar bei Stuttgart lebende Vermögensverwalter den Mund. "Ich hatte die Hoffnung, die am Neuen Markt gelistete Firma setzt ihr rasantes Wachstum fort." Fehlanzeige. Der Neue Markt stürzte ab und mit ihm Lintec. Knapp zwei Euro ist die Aktie derzeit noch wert. Trippel hat nach eigenen Angaben 20 000 bis 30 000 Euro "verbrannt".
Auf eigene Kosten streitet er sich derzeit vor Gericht mit dem Unternehmen. Die Hauptversammlung 2003 sei nicht fristgerecht einberufen worden. "Ein Verstoß gegen das Aktienrecht", so sein Vorwurf. Lintec müsse sie wiederholen. 8000 Euro habe ihn der Rechtsstreit bislang gekostet.
Die 6. Kammer für Handelssachen am Leipziger Amtsgericht gab dem Kläger gestern nicht Recht. Lediglich um zwei Tage sei die Einladungsfrist überschritten worden. Dies hätte keine Auswirkungen auf die Beschlüsse gehabt. Trippel will jetzt vor das Oberlandesgericht ziehen. Warum? Ist auf der Hauptversammlung etwas passiert, was den Aktionären schadet? "Nein", sagt Malte Diesselhorst von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Vertreter der Kleinaktionäre war in Leipzig dabei und sieht keinen Grund für eine Wiederholung. "Das bringt dem Unternehmen nur Kosten, was wiederum nicht im Interesse von Aktionären sein kann." Nur bei relevanten Verstößen schreite die DSW ein.
Ihm gehe es ums Prinzip, so Trippel. Theoretisch hätte es auf der Hauptversammlung Reden von Aktionären geben können, die nicht rechtzeitig informiert worden sind. Und dies hätte sich gegebenenfalls auf Beschlüsse auswirken können. Konkrete Punkte nennt der Mann aus Großbottwar nicht.
Fühlt er sich wie ein Don Quichotte, der das deutsche Aktienrecht vor dem Untergang retten will? "In diesem Fall sind es zwei Tage Fristüberschreitung, ein anderes Mal schon eine ganze Woche." Den Urteilsspruch könne er nicht nachvollziehen und werde deshalb weiter kämpfen. Kleinaktionärsvertretern ist Trippel von anderen Hauptversammlungen her kein Unbekannter.
Es gebe Profis "auf diesem Gebiet", sagt Lintec-Sprecher Dirk Heynig, "die suchten nach formalen Fehlern, um bei einem Vergleich mit den Unernehmen ordentlich zu kassieren". Ob Trippel dazu gehöre, weiß er nicht. Ein entsprechendes Angebot gebe es bisher nicht. Vor Gericht schlug der Kläger ausdrücklich diese Möglichkeit aus.
Lintec würde auch nicht zahlen, so Heynig deutlich. In Taucha denkt man schon darüber nach, sich auf der kommenden Hauptversammlung am 14. Mai sämtliche Beschlüsse des Vorjahres erneut absegnen zu lassen.
Eine Lektion hat Lintec bereits gelernt: "Die Einladungen in diesem Jahr gehen wesentlich früher raus", so Heynig.
Andreas Dunte
www.lvz-online.de/lvz-heute/103101.html