Loewe stellt Dividende in Aussicht
Aktionäre des Fernsehgeräteherstellers Loewe können 2008 wieder auf eine Dividende hoffen. "Das ist durchaus denkbar, wenn wir unsere Ziele erreichen", sagte Loewe-Chef Rainer Hecker im Gespräch mit der Financial Times Deutschland.
Nach einer existenzbedrohenden Krise hat Loewe in diesem Jahr die nachhaltige Wende geschafft. "Wir sind gut im Geschäft, nicht nur beim Absatz, sondern vor allen Dingen auch bei der Gewinnmarge."
Damit ernten die Aktionäre die ersten Früchte der radikalen Sanierung. Das bayerische Traditionsunternehmen war 2003 durch den rasanten Wechsel des Fernsehermarkts von Bildröhren- zu Flachdisplaygeräten in eine Krise gerutscht. Vorstandschef Hecker legte daraufhin ein Restrukturierungsprogramm auf. So handelte er mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall einen Lohnverzicht aus. Die Mitarbeiter liehen Loewe zudem ein volles oder ein halbes Monatsgehalt.
Loewe will im laufenden Geschäftsjahr das operative Ergebnis (Ebit) auf 12 Mio. Euro nahezu versechsfachen. Das Unternehmen, das seine Fernseher im oberfränkischen Kronach produziert, hatte im November die Ergebnisprognose angehoben. "Unsere Ziele für 2006 sollten wir erreichen", sagte Hecker. Loewe profitiert von einer anhaltend hohen Nachfrage nach LCD-Fernsehern. Auch im kommenden Jahr sollen der Umsatz und der Gewinn prozentual zweistellig zulegen, sagte Hecker. "Wir wollen den Schwung ins nächste Jahr mitnehmen."
Für die rund 1000 Mitarbeiter hat sich indes die Stundung von einem oder einem halben Monatsgehalt nicht nur durch den Erhalt ihrer Arbeitsplätze gelohnt. "Das Geschäftsjahr ist gut gelaufen, deshalb werden wir die Rückzahlung im kommenden Jahr leisten", sagte Hecker. Insgesamt knapp 3 Mio. Euro werde Loewe an die Beschäftigten ausschütten.
Expansion im Ausland geplant
2007 will der Fernsehgerätehersteller 3 Mio. Euro zusätzlich in die Expansion in Europa investieren. "Im kommenden Jahr können wir im Ausland ein zweistelliges Umsatzpotenzial erschließen", sagte Hecker. Vor allem in Frankreich und Großbritannien, wo Loewe derzeit einen Marktanteil von unter zwei Prozent hat, sieht Hecker Nachholbedarf. Derzeit erwirtschaftet das Unternehmen etwa 50 Prozent der Erlöse außerhalb Deutschlands. Dieser Anteil solle in zwei bis drei Jahren auf 60 Prozent und mehr zulegen, so Hecker. Den Gesamtumsatz will Loewe in diesem Zeitraum auf rund 500 Mio. Euro steigern. Bereits im jetzt auslaufenden Geschäftsjahr erwartet Loewe einen Anstieg der Erlöse von 319 Mio. Euro auf 340 bis 350 Mio. Euro.
Loewe-Chef Hecker, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Fachverbandes für Unterhaltungselektronik und Ifa-Veranstalters GFU ist, erwartet kein Abflauen des Booms bei Flachbildfernsehern. "Das Marktvolumen in Europa wird sich bis 2010 in etwa auf 30 Mrd. Euro verdoppeln", so Hecker. Allerdings sei weiterhin mit einem starken Preisverfall zu rechnen. "Im Durchschnitt werden die Preise für Flachbildfernseher im kommenden Jahr zwischen 15 und 25 Prozent fallen." Bei großformatigen Geräten werde der Rückgang stärker ausfallen als bei kleinen Fernsehern.
Trotz des anhaltenden Preisverfalls will Loewe in den nächsten zwei bis drei Jahren seine operative Rendite von derzeit 3,5 Prozent auf sechs bis sieben Prozent steigern. Das sei möglich, weil sich das Unternehmen auf besonders hochwertige LCD-Fernseher konzentriere, für die sich höhere Preise erzielen ließen, so Hecker. Loewe profitiere auch davon, dass sich der Markt zunehmend aufteile - und zwar in ein Segment für preiswerte Flachbildfernseher und in ein Segment für hochwertige Produkte. "Das Premiumsegment ist kein Nischenmarkt mehr", sagte Hecker.
Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, will Loewe auch die Investitionen in den Vertrieb in Deutschland um 1 Mio. Euro auf dann rund 3 Mio. Euro aufstocken. "Eine werthaltige Produktpräsentation beim Fachhändler ist ein ganz wichtiger Eckpfeiler unserer Vertriebsstrategie", sagte Hecker.
Von Mark Krümpel (Kronach)
Quelle: Financial Times Deutschland