Am Neuen Markt gehört Bilanzkosmetik zum Geschäft
von vwd Korrespondent Claus-Detlef Großmann
Wir leidgeprüften Fans des Neuen Marktes lernen niemals aus. Gingen wir bisher davon aus, dass Ergebnis gleich Ergebnis, Gewinn je Aktie gleich Gewinn je Aktie ist, sind wir spätestens seit den Diskussion über die EM.TV-Bilanz eines besserern belehrt. Alles hängt davon ab, nach welchen Prinzipien bilanziert wurde. Schreibe ich meine Filmrechte über zwanzig Jahre ab oder über fünf. Verfahre ich dabei linear oder degressiv? Wie vorsichtig oder wie leichtfertig bilde ich Rückstellungen. In welchem Umfang aktiviere ich Eigenleistungen? Am Neuen Markt sind die Versuchungen für Vorstände, mit ganz legalen Tricks unangenehme Wahrheiten bilanziell zu verschleiern, besonders hoch, wenn man den Erfolgsdruck bedenkt, der in diesem Segment stärker noch als in anderen Bereichen der Börse herrscht.
Dass etwa der Gewinn je Aktie eine extrem abgeleitete und von zahlreichen Faktoren beeinflussbare Kennziffer darstellt, die nicht unmittelbar etwas mit dem Geschäftserfolg tun haben muss, sollte nach solchen Betrachtungen jedermann klar sein. Näher kommt man der Wahrheit des Geschäftserfolgs über das EBIT, das Betriebsergebnis, und das EBITDA, in dem auch die Rückstellungen noch nicht eingerechnet sind. Trotzdem wird man als durchschnittlicher Anleger mit allenfalls oberflächlicher Kenntnis des Geschäftsmodells gegenüber gewieften Vorständen im Zweifelsfall den Kürzeren ziehen. Auf die Analysten als Aufpasser und Kontrolleure ist jedenfalls kein Verlass, wie ebenfalls der Fall EM.TV zeigt. Solange es gut geht und die Kurse steigen, bildet sich unter den Wissenden fast ein Kartell des Schweigens. Erst wenn das Kartenhaus einstürzt, tragen plötzlich alle ihre Zweifel nach außen.
Helfen könnten in solchen Fällen einheitliche Standards bei den Quartalsausweisen, wie sie die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre fordert und eine kritischere und kompetentere Berichterstattung durch die Medien. Aber welcher Redakteur hat die Zeit, sich durch einen Jahresabschluss hindurchzufressen und ihn vielleicht noch mit anderen der gleichen Branche zu vergleichen? Wir leidgeprüften Fans des Neuen Marks müssen lernen, auch geschönte Bilanzen gehören zu den Risiken dieses Segments.
14. Dezember 2000, 17:14
Allerdings lassen die Vorschriften in Deutschland zu wünschen übrig.
Wichtig ist auf jeden Fall auch den Lagebericht zu lesen und hieraus die strategische Ausrichtung zu erkennen. Auch sollten Auszüge über Abschreibungen, Rückstellungen und Cashpositionen genau betrachtet werden.
Wichtig ist das operative Geschäft(Kerngeschäft) was Aussagen über die eigentlichen Unternehmensaktivitäten zulässt.
Es wird langsam Zeit das die viel aussagekräftigeren US Vorschriften übernommen werden. Lagsam sollte in den Boards auch einmal Disskussionen über die einzelnen Unternehmenszahlen geführt werden. Meiner Meinung nach könnten so einige Blasen vermieden werden und die Kursverluste wesentlich geglätteter verlaufen.
Wer hat Interesse und wer verfügt über entsprechende Kenntnisse?
von vwd Korrespondent Claus-Detlef Großmann
Wir leidgeprüften Fans des Neuen Marktes lernen niemals aus. Gingen wir bisher davon aus, dass Ergebnis gleich Ergebnis, Gewinn je Aktie gleich Gewinn je Aktie ist, sind wir spätestens seit den Diskussion über die EM.TV-Bilanz eines besserern belehrt. Alles hängt davon ab, nach welchen Prinzipien bilanziert wurde. Schreibe ich meine Filmrechte über zwanzig Jahre ab oder über fünf. Verfahre ich dabei linear oder degressiv? Wie vorsichtig oder wie leichtfertig bilde ich Rückstellungen. In welchem Umfang aktiviere ich Eigenleistungen? Am Neuen Markt sind die Versuchungen für Vorstände, mit ganz legalen Tricks unangenehme Wahrheiten bilanziell zu verschleiern, besonders hoch, wenn man den Erfolgsdruck bedenkt, der in diesem Segment stärker noch als in anderen Bereichen der Börse herrscht.
Dass etwa der Gewinn je Aktie eine extrem abgeleitete und von zahlreichen Faktoren beeinflussbare Kennziffer darstellt, die nicht unmittelbar etwas mit dem Geschäftserfolg tun haben muss, sollte nach solchen Betrachtungen jedermann klar sein. Näher kommt man der Wahrheit des Geschäftserfolgs über das EBIT, das Betriebsergebnis, und das EBITDA, in dem auch die Rückstellungen noch nicht eingerechnet sind. Trotzdem wird man als durchschnittlicher Anleger mit allenfalls oberflächlicher Kenntnis des Geschäftsmodells gegenüber gewieften Vorständen im Zweifelsfall den Kürzeren ziehen. Auf die Analysten als Aufpasser und Kontrolleure ist jedenfalls kein Verlass, wie ebenfalls der Fall EM.TV zeigt. Solange es gut geht und die Kurse steigen, bildet sich unter den Wissenden fast ein Kartell des Schweigens. Erst wenn das Kartenhaus einstürzt, tragen plötzlich alle ihre Zweifel nach außen.
Helfen könnten in solchen Fällen einheitliche Standards bei den Quartalsausweisen, wie sie die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre fordert und eine kritischere und kompetentere Berichterstattung durch die Medien. Aber welcher Redakteur hat die Zeit, sich durch einen Jahresabschluss hindurchzufressen und ihn vielleicht noch mit anderen der gleichen Branche zu vergleichen? Wir leidgeprüften Fans des Neuen Marks müssen lernen, auch geschönte Bilanzen gehören zu den Risiken dieses Segments.
14. Dezember 2000, 17:14
Allerdings lassen die Vorschriften in Deutschland zu wünschen übrig.
Wichtig ist auf jeden Fall auch den Lagebericht zu lesen und hieraus die strategische Ausrichtung zu erkennen. Auch sollten Auszüge über Abschreibungen, Rückstellungen und Cashpositionen genau betrachtet werden.
Wichtig ist das operative Geschäft(Kerngeschäft) was Aussagen über die eigentlichen Unternehmensaktivitäten zulässt.
Es wird langsam Zeit das die viel aussagekräftigeren US Vorschriften übernommen werden. Lagsam sollte in den Boards auch einmal Disskussionen über die einzelnen Unternehmenszahlen geführt werden. Meiner Meinung nach könnten so einige Blasen vermieden werden und die Kursverluste wesentlich geglätteter verlaufen.
Wer hat Interesse und wer verfügt über entsprechende Kenntnisse?