19:16 Uhr: Meinung von Carsten Kaletta
Infineon wird zu Unrecht bestraft
Infineon macht es den Anlegern nicht leicht: Einerseits rechnet Firmen-Chef Ulrich Schumacher für 2002 mit einer um 50 Prozent steigenden Nachfrage nach Speicherchips. Andererseits plant er eine Kapitalerhöhung. Die Aktionäre sollen auf der im Januar geplanten Hauptversammlung hierzu ihren Segen geben. Das schürt erneut die Ängste vor einer Kapitalverwässerung. Trotzdem: Der Ausblick stimmt, und die Annäherung an Toshiba bringt Fantasie. Der Kurssturz ist überzogen.
Foto: Infineon
Die Einladung zur Hauptversammlung brachte es an den Tag: Der Infineon-Boss will das Grundkapital um bis zu ein Viertel oder 350 Millionen Euro erhöhen. Die Genehmigung zur Aufstockung soll bis 2007 laufen. Gebraucht werde das Kapital aktuell angeblich nicht. Laut Schumacher wolle Infineon lediglich den Handlungsspielraum für neue Akquisitionen und Investionen schaffen.
Dabei ist antizyklisches Investionsverhalten sicherlich der richtige Weg. Das zeigt auch die neue Fabrik in Dresden, die mit einer innovativen, kostensparenden Technologie produzieren wird. Diese weltweit erste Volumenproduktion von Chips auf größeren 300-Millimeter-Siliziumscheiben ("Wafern") ist ein riesiger Pluspunkt für Infineon. Konkurrenten, wie Micron und Samsung befinden sich noch in der Testphase.
Tatsache ist: Auch wenn Kapitalerhöhungen kurzfristig Gift für den Aktienkurs sind, sieht es mittelfristig für Infineon nicht mehr so düster aus. Der Firmenchef sieht nämlich im kommenden Jahr eine nachhaltige Belebung der Nachfrage nach DRAM-Speichern, wobei er den Begriff "Trendwende" aber noch vermeidet. Das zeugt von kaufmännischer Vorsicht und entspricht so gar nicht dem Lautsprecher-Image vom "Chip-Schumi". Die Erholungstendenzen sind jedenfalls offensichtlich. Der Umsatz im vierten Quartal dürfte besser ausfallen als im dritten Quartal.
Der Kursrutsch bei Infineon ist überzogen. Denn zum einen hellt sich der Konjunkturhimmel im Chipsektor allmählich auf. Zum anderen scheint eine Zusammenarbeit mit Toshiba in greifbarer Nähe. Auf mittlere Sicht hat die Aktie aber noch einiges an Potenzial nach oben.