Die Katastrophe kann Jahre dauern
Erste Anlaufstelle auch für Unverletzte sind die Krankenhäuser.
Der unglaublichste Terroranschlag in der Geschichte der Vereinigten Staaten hat Tausende von Menschen in unvorstellbares Leid gestürzt. Viele sind ums Leben gekommen, unzählige Personen sind verletzt oder konnten der Katastrophe nur knapp entkommen. Und gerade die Überlebenden, seien sie verletzt oder unverletzt, werden möglicherweise noch Jahre mit den Folgen zu kämpfen haben. Sie werden immer wieder die herabfallenden Trümmer sehen, die Schreie der Sterbenden hören, den Staub schmecken und den Qualm riechen.
Viele von ihnen werden die so genannte Posttraumatische Belastungsstörung erleiden. Das sind psychische Störungen, die auch nach schweren Verkehrsunfällen, Vergewaltigungen, Naturkatastrophen oder Kriegen immer wieder auftreten. Bei Veteranen des Vietnamkrieges fielen auch Jahre nach Kriegsende Symptome auf, die erstmals zu einer eigenständigen Erkrankung zusammengefasst wurden. Der Name war schnell gefunden: Das Vietnam-Syndrom. Der eigentliche Krankheitsname wurde erst viel später geschaffen. Er lautet Post Traumatic Stress Disorder, kurz PTDS, oder hierzulande Posttraumatische Belastungsstörung.
Akute Belastungsreaktion
Diese Form einer posttraumatischen Störung bildet sich häufig in Folge einer extrem belastenden körperlichen oder psychischen Situation aus. Das können Ereignisse sein, die eine tatsächliche Gefahr für Leib und Leben darstellen oder auch nur so empfunden werden. Auch wenn Familienangehörige oder nahestehende Personen dieser Gefahr ausgesetzt sind, können die Reaktion bei den Menschen auftreten, die sich gar nicht in unmittelbarer Gefahr befanden.
Die akute Belastungsreaktion kann zu tatsächlichen körperlichen Symptomen führen. Die Betroffenen verändern ihr Bewusstsein, sind möglicherweise desorientiert und verlieren ihre Aufmerksamkeit. Später folgen in einigen Fällen Zurückgezogenheit, Unruhe oder eine gesteigerte Aktivität. In Fällen von schrecklicher Angst kommt es zu Herzrasen, Schwindel und Ohnmachtsanfällen und starken Schweißausbrüchen. Akute Belastungsreaktionen beginnen meistens wenige Minuten nach dem auslösenden Ereignis und dauern bis zu einigen Tagen.
Posttraumatische Belastungsstörung
Direkt nach einem auslösenden Ereignis, aber auch noch Tage, Woche oder Jahre danach, kann es zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung kommen. Diese psychische Erkrankung wurde gerade in letzter Zeit besonders häufig bei Opfern des Krieges im Kosovo diagnostiziert. Noch heute werden sie im Traum von ihren Peinigern verfolgt, die Selbstmordrate ist extrem hoch. Neuere Untersuchungen konnten sogar eine tatsächliche Störung im Gehirn der Betroffenen nachweisen. Hier scheint insbesondere das Sprachzentrum betroffen zu sein, so dass es zu schwerwiegenden Sprachblockaden kommen kann.
Die übrigen Symptome der Erkrankung sind gekennzeichnet durch ein wiederholtes Durchleben der auslösenden Situation und durch Albträume. Die betroffenen Personen fallen häufig durch ihre äußerliche Gleichgültigkeit, sogar eine Art Stumpfheit auf, die aber mit extremer Überreiztheit, Aufmerksamkeit, Schreckhaftigkeit und Schlaflosigkeit verbunden sein kann.
So werden diese psychischen Störungen behandelt.
Behandlung und Hilfe
Wenn die posttraumatischen Störungen nicht innerhalb der ersten 72 Stunden erkannt und behandelt werden, droht ein chronischer Verlauf über Jahre oder Jahrzehnte. Das Leben wird in diesen Fällen nie wieder so sein, wie es war. Glück und Freude sind dahin, Familien zerrüttet, Arbeitsplatz bedroht, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit häufige Folge.
Schnelle Hilfe
Damit es erst gar nicht so weit kommt, ist eine schnelle und wirksame Behandlung dringend notwendig. Bei allen Katastrophen sind Seelsorger und Psychologen am Unglücksort. Das war auch jetzt bei der Katastrophe in New York so. Beim Zugunglück in Eschede waren kurz nach dem Eintreffen der Rettungskräfte ausgebildete Notfallseelsorger bei den Überlebenden. Sie können den Betroffenen Menschen ihre Sorge und ihr Leid nicht nehmen, aber sie helfen bereits im Frühstadium, eine psychische Verarbeitung des Erlebten zu erleichtern. Das geschieht durch Gespräche, durch die Spende von Trost, auch wenn das angesichts der gerade erlebten Katastrophe lapidar und unwesentlich erscheint - es hilft, mit dem Unglück fertig zu werden.
Hilfe in Kliniken
Für die weitere Behandlung stehen in fast allen Krankenhäusern Fachleute bereit, die sich um das seelische Wohl der Verletzten aber auch der Unversehrten kümmern. In der Vereinigten Staaten gibt es sogar ein "National Center for PTDS", das sich ausschließlich auf die Behandlung von Opfern spezialisiert hat. Dieses Center ist bundesweit tätig und in allen großen Städten der USA vertreten. Auch in Deutschland gibt es Anlaufstellen für Menschen, die Opfer von Gewalt oder Katastrophen geworden sind. So unterhält beispielsweise das Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg eine PTSD-Ambulanz. Hier finden betroffene Menschen Hilfe und können bei Bedarf auch stationär behandelt werden.
Ambulante Betreuung
Die meisten Patienten werden ambulant durch geschulte Psychologen, Psychiater oder Seelsorger betreut. Üblicherweise werden Gesprächs- und Verhaltenstherapien angewandt, von Fall zu Fall können auch Medikamente die Behandlung unterstützen, insbesondere bei Symptomen wie Schlafstörungen, Angstanfällen und Konzentrationsschwäche.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Katastrophe wie die von New York ungeahnte Narben bei den Menschen hinterlassen kann, die das Unglück überlebt haben. Der Schaden für die psychische Gesundheit ist kaum messbar und wird viel zu häufig vernachlässigt. Gerade deshalb ist das frühe Angebot von professioneller Hilfe, aber auch die Annahme dieser Hilfe eine Grundvoraussetzung für die Bekämpfung von langfristigen psychischen Störungen.
Erste Anlaufstelle auch für Unverletzte sind die Krankenhäuser.
Der unglaublichste Terroranschlag in der Geschichte der Vereinigten Staaten hat Tausende von Menschen in unvorstellbares Leid gestürzt. Viele sind ums Leben gekommen, unzählige Personen sind verletzt oder konnten der Katastrophe nur knapp entkommen. Und gerade die Überlebenden, seien sie verletzt oder unverletzt, werden möglicherweise noch Jahre mit den Folgen zu kämpfen haben. Sie werden immer wieder die herabfallenden Trümmer sehen, die Schreie der Sterbenden hören, den Staub schmecken und den Qualm riechen.
Viele von ihnen werden die so genannte Posttraumatische Belastungsstörung erleiden. Das sind psychische Störungen, die auch nach schweren Verkehrsunfällen, Vergewaltigungen, Naturkatastrophen oder Kriegen immer wieder auftreten. Bei Veteranen des Vietnamkrieges fielen auch Jahre nach Kriegsende Symptome auf, die erstmals zu einer eigenständigen Erkrankung zusammengefasst wurden. Der Name war schnell gefunden: Das Vietnam-Syndrom. Der eigentliche Krankheitsname wurde erst viel später geschaffen. Er lautet Post Traumatic Stress Disorder, kurz PTDS, oder hierzulande Posttraumatische Belastungsstörung.
Akute Belastungsreaktion
Diese Form einer posttraumatischen Störung bildet sich häufig in Folge einer extrem belastenden körperlichen oder psychischen Situation aus. Das können Ereignisse sein, die eine tatsächliche Gefahr für Leib und Leben darstellen oder auch nur so empfunden werden. Auch wenn Familienangehörige oder nahestehende Personen dieser Gefahr ausgesetzt sind, können die Reaktion bei den Menschen auftreten, die sich gar nicht in unmittelbarer Gefahr befanden.
Die akute Belastungsreaktion kann zu tatsächlichen körperlichen Symptomen führen. Die Betroffenen verändern ihr Bewusstsein, sind möglicherweise desorientiert und verlieren ihre Aufmerksamkeit. Später folgen in einigen Fällen Zurückgezogenheit, Unruhe oder eine gesteigerte Aktivität. In Fällen von schrecklicher Angst kommt es zu Herzrasen, Schwindel und Ohnmachtsanfällen und starken Schweißausbrüchen. Akute Belastungsreaktionen beginnen meistens wenige Minuten nach dem auslösenden Ereignis und dauern bis zu einigen Tagen.
Posttraumatische Belastungsstörung
Direkt nach einem auslösenden Ereignis, aber auch noch Tage, Woche oder Jahre danach, kann es zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung kommen. Diese psychische Erkrankung wurde gerade in letzter Zeit besonders häufig bei Opfern des Krieges im Kosovo diagnostiziert. Noch heute werden sie im Traum von ihren Peinigern verfolgt, die Selbstmordrate ist extrem hoch. Neuere Untersuchungen konnten sogar eine tatsächliche Störung im Gehirn der Betroffenen nachweisen. Hier scheint insbesondere das Sprachzentrum betroffen zu sein, so dass es zu schwerwiegenden Sprachblockaden kommen kann.
Die übrigen Symptome der Erkrankung sind gekennzeichnet durch ein wiederholtes Durchleben der auslösenden Situation und durch Albträume. Die betroffenen Personen fallen häufig durch ihre äußerliche Gleichgültigkeit, sogar eine Art Stumpfheit auf, die aber mit extremer Überreiztheit, Aufmerksamkeit, Schreckhaftigkeit und Schlaflosigkeit verbunden sein kann.
So werden diese psychischen Störungen behandelt.
Behandlung und Hilfe
Wenn die posttraumatischen Störungen nicht innerhalb der ersten 72 Stunden erkannt und behandelt werden, droht ein chronischer Verlauf über Jahre oder Jahrzehnte. Das Leben wird in diesen Fällen nie wieder so sein, wie es war. Glück und Freude sind dahin, Familien zerrüttet, Arbeitsplatz bedroht, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit häufige Folge.
Schnelle Hilfe
Damit es erst gar nicht so weit kommt, ist eine schnelle und wirksame Behandlung dringend notwendig. Bei allen Katastrophen sind Seelsorger und Psychologen am Unglücksort. Das war auch jetzt bei der Katastrophe in New York so. Beim Zugunglück in Eschede waren kurz nach dem Eintreffen der Rettungskräfte ausgebildete Notfallseelsorger bei den Überlebenden. Sie können den Betroffenen Menschen ihre Sorge und ihr Leid nicht nehmen, aber sie helfen bereits im Frühstadium, eine psychische Verarbeitung des Erlebten zu erleichtern. Das geschieht durch Gespräche, durch die Spende von Trost, auch wenn das angesichts der gerade erlebten Katastrophe lapidar und unwesentlich erscheint - es hilft, mit dem Unglück fertig zu werden.
Hilfe in Kliniken
Für die weitere Behandlung stehen in fast allen Krankenhäusern Fachleute bereit, die sich um das seelische Wohl der Verletzten aber auch der Unversehrten kümmern. In der Vereinigten Staaten gibt es sogar ein "National Center for PTDS", das sich ausschließlich auf die Behandlung von Opfern spezialisiert hat. Dieses Center ist bundesweit tätig und in allen großen Städten der USA vertreten. Auch in Deutschland gibt es Anlaufstellen für Menschen, die Opfer von Gewalt oder Katastrophen geworden sind. So unterhält beispielsweise das Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg eine PTSD-Ambulanz. Hier finden betroffene Menschen Hilfe und können bei Bedarf auch stationär behandelt werden.
Ambulante Betreuung
Die meisten Patienten werden ambulant durch geschulte Psychologen, Psychiater oder Seelsorger betreut. Üblicherweise werden Gesprächs- und Verhaltenstherapien angewandt, von Fall zu Fall können auch Medikamente die Behandlung unterstützen, insbesondere bei Symptomen wie Schlafstörungen, Angstanfällen und Konzentrationsschwäche.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Katastrophe wie die von New York ungeahnte Narben bei den Menschen hinterlassen kann, die das Unglück überlebt haben. Der Schaden für die psychische Gesundheit ist kaum messbar und wird viel zu häufig vernachlässigt. Gerade deshalb ist das frühe Angebot von professioneller Hilfe, aber auch die Annahme dieser Hilfe eine Grundvoraussetzung für die Bekämpfung von langfristigen psychischen Störungen.