Kupfer - glänzt wie Gold

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EinsamerSam.:

Kupfer - glänzt wie Gold

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12.05.06 07:26
Industriemetalle

Kupfer - glänzt wie Gold

Die Geschichte ist so weit bekannt: Die Weltmarktpreise für einen Industrierohstoff erreichen einen Rekordhöchststand, weil die Nachfragesteigerungen die Produktionszuwächse übertreffen - insbesondere aus großen Ländern wie China und Indien, in denen die Industrialisierung rasant voranschreitet. Populistische Politiker in Drittweltländern sprechen von Verstaatlichungen, was Turbulenzen am Markt auslöst und Spekulanten anzieht, die auf ungewöhnlich hohe Renditen hoffen.

Infografik

Klingt nach Öl? Falsch geraten. Dieses Mal ist von Kupfer die Rede. Der Preis für das Industriemetall erreichte mit 7.815 Dollar pro Tonne am vergangenen Dienstag, dem 9. Mai, ein Allzeithoch. Am selben Tag kletterte der Goldpreis auf über 700 Dollar pro Unze, das heißt den höchsten Stand seit 25 Jahren.

„Wir sind äußerst gut ausgelastet“

Und der Anstieg des Kupferpreises dürfte sich aller Wahrscheinlichkeit nach noch fortsetzen, obwohl er seit Jahresbeginn bereits um knapp 80 Prozent zugelegt hat. Das Angebot ist knapp. Die Industrialisierung und die Verstädterung, die einen Wandel in den Volkswirtschaften Chinas und Indiens herbeiführen, fachen die Nachfrage weiter an, da Kupfer für den Bau und die Herstellung nahezu aller Güter von Autos bis Mikroprozessoren benötigt wird.

Die Produzenten bemühen sich von Chile bis Indonesien darum, neue Minen zu erschließen, müssen jedoch zugeben, daß ihnen dies sehr schwer fällt. „Wir sind äußerst gut ausgelastet“, sagt Juan Eduardo Herrera, Senior Vice President für Strategie und Geschäftsentwicklung bei der Corporación Nacional del Cobre de Chile oder Codelco, dem staatlichen Unternehmen, das der größte Kupferproduzent der Welt ist. Herrera führt aus, daß seine Förderanlagen zu „110 Prozent ausgelastet“ seien.

treik schmälert die Lagerbestände

Die Lagerbestände an Kupfer befinden sich auf einem gefährlich niedrigen Niveau. Die von der London Metal Exchange (der Londoner Börse für Metalle) geprüften Bestände decken nicht einmal den Bedarf für drei Tage. „Eine solche Situation hat es noch nie gegeben, die Lage ist äußerst heikel“, sagt Peter Schiff, Vorsitzender von Euro Pacific Capital, einem seit 26 Jahren bestehenden unabhängigen Maklerhaus in Darien, das sich auf die internationalen Märkte spezialisiert hat. „Wenn es irgendwo auf der Welt zu kleineren Förderunterbrechungen kommt, wird dies zu umfangreichen Knappheiten führen.“

Bisher wurde eine Krise zwar vermieden, ein sechswöchiger Streik in der Mine La Caridad, die vom siebtgrößten Kupferproduzenten der Welt Grupo México betrieben wird, schmälerte die Lagerbestände jedoch. In Peru, das zu den zehn größten Produzenten von raffiniertem Kupfer weltweit gehört, hat der aussichtsreichste Präsidentschaftskandidat gleichzeitig damit gedroht, die Minen zu verstaatlichen. Solche Äußerungen führen zu weiterem Aufwärtsdruck auf die Kupferpreise.

Preise auf „obszönem“ Niveau

Selbst wenn es nicht zu schwerwiegenden Förderunterbrechungen kommt, dürfte es den Produzenten schwer fallen, die Nachfrage zu befriedigen. Dan Roling, Analyst bei Merrill Lynch, schätzt, daß die Kupferproduktion gegenüber dem Niveau von 2005 um zwölf bis 21 Prozent erhöht werden müßte, damit die steigende Nachfrage in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts befriedigt werden kann. Seinen Studien zufolge sind die großen Minen in der Regel älter und störanfälliger, wohingegen die neueren „nicht ausreichen, um die Nachfrage zu befriedigen“.

Die Marktvolatilität setzt die Margen der Industrieunternehmen unter Druck, die auf das rote Metall angewiesen sind. Am 5. Mai etwa senkte Tyco die Gewinnprognosen für das Gesamtjahr und führte die steigenden Kupferpreise als Grund für diesen Schritt an. Juan Eduardo Herrera von Codelco sagt, die Preise hätten ein derartig „obszönes“ Niveau erreicht, daß einige Unternehmen ihre Käufe verschieben. „Wenn man dreimal so viel bezahlen muß wie vor einem Jahr, schmerzt das schon. Es verschlingt Liquidität und erschwert die Lage sehr“, sagt er.

Die Charts der Minen zeigen nach oben

Für die führenden Produzenten ist die Lage dagegen günstig. Die Kupferexporte Chiles schnellten im ersten Quartal im Vorjahresvergleich um 53 Prozent auf sechs Milliarden Dollar in die Höhe. Auch Freeport-McMoran Copper & Gold, ein Unternehmen, das über große Kupferminen in Indonesien verfügt, meldete Mitte April, daß sich der Gewinn im ersten Quartal aufgrund des starken Anstiegs der Kupfer- und Goldpreise auf 251,7 Millionen Dollar nahezu verdoppelt habe. Der Preisauftrieb bei Metallen kurbelt auch die Fusionstätigkeit an. Am 9. Mai kündigte das kanadische Unternehmen Teck Cominco, der größte Zinkproduzent der Welt, an, daß es 16 Milliarden Dollar für den Nickel- und Kupferproduzenten Inco bieten wolle.

All dies belegt für einige Anleger, daß eine langfristige Rallye am Metallmarkt begonnen hat. Zu ihnen gehört zum Beispiel Adam Hamilton von Zeal, einem privaten Beratungsunternehmen, das auch Research-Studien veröffentlicht. „Wir setzen auf diese Hausse, indem wir Aktien von etablierten und aufstrebenden Rohstoffproduzenten kaufen“, führt er aus. Die Kupferpreise könnten zwar gegenüber dem jetzigen Höchststand wieder etwas zurückgehen, eine Talsohle wie 2001 und 2002 ist jedoch nach Auffassung von Analysten aufgrund der mittel- bis langfristigen Trends nicht zu erwarten.

Lohnt es sich bald, Münzen zu horten?

Wenn es so weitergeht, wird selbst ein amerikanischer Cent bald mehr wert sein, als es seinem Nennwert entspricht. Amerikanische Ein-Cent-Münzen werden nicht mehr nur aus Kupfer hergestellt, sondern vor allem aus Zink. Diese Umstellung erfolgte 1982, um es für das Finanzministerium billiger zu machen.

Peter Schiff von Euro Pacific Capital empfiehlt daher, die vor 1982 geprägten Münzen zu horten: „Stecken Sie sie ins Sparschwein. Inzwischen ist jede davon zwei Cents wert.“ Je nachdem, wie sich die Kupferpreise entwickeln, könnte jede Ein-Cent-Münze so viel wert werden wie ein Nickel (fünf Cents). Gar nicht so schlecht, diese Rendite.
Text: Business Week Online


Quelle: faz.net

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