Gehälter der deutschen Top-Manager kräftig gestiegen
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann erfreut sich eines beträchtlichen Gehaltes. | |
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Die Vergütung einfacher Vorstände lag demnach bei 1,42 Millionen Euro, hinzu kommen allerdings noch oftmals beträchtliche Aktienoptionen. Auf Platz eins der DSW-Rangliste steht die Deutsche Bank, dessen Vorstandsvorsitzender Josef Ackermann demnach 7,7 Millionen Euro fixes und variables Gehalt kassierte. Inklusive Aktienoptionen und -rechten verdiente Ackermann laut Geschäftsbericht der Bank sogar 11,1 Millionen Euro. Schlusslicht ist auf der DSW-Liste die Lufthansa, die ihrem Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Mayrhuber nach DSW-Berechnung 0,8 Millionen Euro gab.
Zwischen den Top-Verdienern und den unteren Plätzen klaffen Millionenbeträge, die sich nicht allein aus der Größe einer Firma ableiten. So verweist die Deutsche Bank stets auf die Bezahlung bei ihren internationalen Wettbewerbern, bei der Nummer zwei DaimlerChrysler wird gerne auf die US-amerikanischen Verhältnisse bei der Bezahlung von Top-Managern verwiesen.
Im Vergleich zu 2002 stieg die gewöhnliche Vorstandsbezahlung bei der Deutschen Bank im vergangenen Jahr um 80,57 Prozent, das Ergebnis je Aktie stieg im selben Zeitraum um 281,25 Prozent. Wie die DSW weiter berechnete, verzeichnete die Chefetage von SAP den größten Gehaltssprung mit einem Plus von 146,61 Prozent, während das Ergebnis je Aktie um 113,5 Prozent stieg. Das größte Minus mussten die Lufthansa-Vorstände hinnehmen. Nach einem Milliardenverlust durch außerordentliche Abschreibungen fielen die Überweisungen im Schnitt 45 Prozent niedriger aus.
Nach den Forderungen der DSW sollen sich die Gehälter bei den obersten Führungskräften entsprechend der Entwicklung des Unternehmens anpassen. Im Schnitt legten die 30 DAX-Unternehmen im vergangenen Jahr beim Ergebnis um 30 Prozent zu. «Steigende Gehälter bei sinkenden Gewinnen oder gar Verlusten darf es nicht geben», erklärte die Vereinigung. Trotzdem hätten fünf Firmen im vergangenen Jahr höhere Gehälter ausgezahlt, obwohl die Ergebnisse sanken.
Die Schutzvereinigung nutzte für ihre Rangliste eine Befragung der Unternehmen und eigene Schätzungen. Zwar hätten alle Firmen auf die Anfrage geantwortet, allerdings seien nicht immer alle Daten genannt worden, hieß es. Aktienoptionen wurden nicht einberechnet, weil deren Bewertung durch die unterschiedlichen Konstruktionen sehr schwierig ist. Nach dem Willen der rot-grünen Bundesregierung sollen die Vorstände der DAX-Unternehmen ihre Gehälter bis Sommer 2005 offen legen. Andernfalls soll es eine gesetzliche Pflicht zur Veröffentlichung der einzelnen Bezüge geben.
Unterdessen ergab eine Studie der Managementberatung Kienbaum, dass die Gehälter von Geschäftsführern kleinerer Gesellschaften ebenfalls deutlich gestiegen sind, wenn auch weniger stark als bei den DAX-Unternehmen. Das Grundgehalt eines Geschäftsführers einer GmbH mit bis zu 5 Millionen Euro Jahresumsatz sei zwischen Mai 2003 und Mai 2004 im Durchschnitt um 4,1 Prozent gestiegen, während der Anstieg im Vorjahreszeitraum bei 2,8 Prozent gelegen habe, teilte Kienbaum in Gummersbach bei Köln mit. Ein Geschäftsführer einer GmbH dieser Größenordnung verdient demnach durchschnittlich 99 000 Euro im Jahr. (dpa)
Top-Gehälter: Fadenscheinig
Zugegeben: Die Veröffentlichung von millionenschweren Managergehältern bedient auch niedere Instinkte, befriedigt die Neugier und schürt Sozialneid. Dennoch: Wer an der Spitze eines Dax-Konzerns steht, muss sich in die Karten schauen lassen. Nicht, damit das Volk was zum Tratschen oder Empören hat. Sondern weil eine Aktiengesellschaft den Aktionären gehört. Und die haben ein Recht darauf zu erfahren, was ihre Spitzen-Angestellten verdienen.
Ist der Deutsche-Bank-Chef sein Geld wert? Hat er den Unternehmenswert gesteigert und wurde er dafür angemessen bezahlt? Das können Aktionäre nur beurteilen, wenn sie wissen, was ihre Aufsichtsräte einzelnen Vorständen tatsächlich genehmigen. Im Übrigen geht es nicht um eine typisch deutsche Sozialneid-Debatte - die Offenlegung der Manager-Saläre ist international längst üblich. Hohe Gehälter bei maximaler Diskretion - das passt nicht zu den heutigen Regeln der Kapitalmärkte.
Fast zwei Drittel der Manager-Elite sind aber anderer Auffassung - und es darf darüber spekuliert werden, warum. Die Argumente, die gegen die Offenlegung der Einzelgehälter ins Feld geführt werden, sind jedenfalls fadenscheinig. Sie zeigen nur, dass gewisse Herren nicht zu überzeugen sind und die eigenen Zusagen nicht einhalten. Und darum, liebe Justizministerin: Die Zeit für ein Gesetz ist gekommen.
So long (oder doch besser short?)
Kalli