Mit 30 in die Midlife-Crisis

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preisfuchs:

Mit 30 in die Midlife-Crisis

 
22.08.01 21:56
Die Hype ist längst vorbei, die Kurs-Rallye abgesagt, die Revolution frisst Ihre Kinder. Die Rede ist von der New Economy und von all den Techies, die noch nicht mal 30 Lenze zählen, aber schon mitten in der Midlife-Crisis sind, weil sie einst voller Träume waren.
Immer mehr Angestellte der High-Tech-Branche ereilt dieses Schicksal und immer mehr Dot-Com-Karriere geile Typen müssen mit 29 Jahren die grossen Pläne an den Nagel hängten.

Mike Black war erst 29 und hat seine Dot-Com-Karriere aufgegeben. Nachdem er sein Wirtschaftsstudium an der renommierten Columbia Business School in New York abgeschlossen hatte, begann er bei der Internet-Entwicklungsfirma Fluid Inc. zu arbeiten und baute deren New Yorker Niederlassung auf. Von Anfang an hatte er das Gefühl; auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Er begab sich nicht nur auf die Suche nach Büroräumen und kaufte die benötigte Hard- und Software ein, abends nach Büroschluss kümmerte er sich auch um wichtige Kunden. Er hatte das Gefühl permanent zu spät zu kommen, "egal, ob ich zu einem Geschäftstermin ging, zum Sport oder zum Abendessen." Seine Eltern in Kalifornien sah er kaum und auch für Urlaube mit seiner Freundin war keine Zeit. Vielleicht wären seine Aktienoptionen die Opfer bald wert gewesen, aber Ende Oktober entschied Fluid Inc. keine jährlichen Prämien zu zahlen. Für Mike Black war das der letzte Strohhalm. "Ich hatte ein Gehalt akzeptiert, dass 60 Prozent unter dem lag, was meine Studienkollegen verdienten, weil man mir Bonuszahlungen in Höhe von 20 Prozent zugesichert hatte, sowie Anteile am Unternehmen." Innerhalb einer Woche kündigte er und zog zurück nach Kalifornien. Wie sein nächster beruflicher Schritt aussehen wird, weiß er nicht: "Alles hat sich immer mehr beschleunigt. Ich muss innehalten und darüber nachdenken, was wirklich wichtig ist in meinem Leben."

Wie Black, so geht es vielen High-Tech-Karrieristen: Der Trip ist längst zuende, der Katzenjammer groß – oder wie Net Business so treffend formulierte: "Sie waren die Schnellsten und die Wendigsten, ihren Gegnern anscheinend immer haushoch überlegen. Sie bestritten ihre Wettkämpfe mit fröhlicher Lässigkeit. In der ökonomischen Arena demonstrierten sie eine solche Siegesgewissheit, dass die Konkurrenten in Ehrfurcht erstarrten. Doch plötzlich stellt sich heraus: Viele Online-Athleten waren gedopt."

Von dem Youngster-Burnout profitieren übrigens die Kirchen. Immer Sinnsucher aus Silicon Valley, so die Internetworld strömen in die Kirchen, auf der Suche nach Orientierung. Mittlerweile bieten die Gemeinden bereits Vorträge zum Thema: 'Glauben, Hoffnung und Liebe in der New Economy'. an. Betrachtet man die aktuelle Entwicklung, so kann man in der Tat den Eindruck gewinnen, dass nur noch beten hilft. Rom hatte sein "Brot und Spiele" die Silicon Valley viele Arbeitslose und Firmenpleiten.

DarkKnight:

Den Typ kenn' ich, den gibts überall ...

 
22.08.01 22:03
.. früher hieß der: Dorftrottel
preisfuchs:

Dorftrottel, darüber habe ich dies gelesen

 
22.08.01 22:15
Beilage: Computer & Internet

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29.11.96

Stoiber wettert gegen Zeitgeistsurfer, die CSU-Jugend guckt Pornos im Internet.
Globale Dorftrottel
Von Axel Grumbach

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Das Internet - unendliche Weiten. Das ist sicher der meistgebräuchlichste Anfang für einen Artikel über das vielbeschriebene Phänomen, aber das Bild ist ebenso ungenau wie ausgelutscht. Denn das Netz präsentiert sich für den Benutzer nicht in seiner Weite, sondern vermittelt eine unwirkliche Nähe zu aller Welt. Von dem unendlichen Wust an Telefonkabeln, die mehr als neun Millionen Computer weltweit verbinden, damit man per Mausklick am Bildschirm Kontakt zum elektronischen Kontinent aufnehmen kann, bekommt der User - nüchtern gesehen - nichts mit. Die sogenannte Weite des Netzes ist materiell, aber unsichtbar - und bietet sich dem Anwender in einer extremen Breite des Angebotes, das sichtbar aber immateriell ist.

Heutzutage weiß fast jeder sich als modern definierende Mensch etwas zum Internet zu sagen, und es kann immer etwas anderes sein und trotzdem stimmen. Das Internet hat derartige Ausmaße angenommen und präsentiert sich in einer solchen Vielgestaltigkeit, daß es der wirklichen Restwelt in einigen Bereichen schon sehr zu ähneln beginnt, aber wiederum trotzdem entscheidende strukturelle Unterschiede aufweist. Die dort herrschende relative Anarchie, bedingt durch die dezentrale Struktur eines Netzwerkes, ist das entscheidende Charakteristikum des Internet.

Aber ein Medium, das dem Benutzer die Möglichkeit einräumt, ohne inhaltliche Beschränkungen sowohl als Sender wie als Empfänger, also gleichzeitig als Produzent und Konsument aufzutreten, ist hierarchie- und kontrollgewöhnten Staatsdienern natürlich äußerst suspekt. Also wird - seitdem das Netz vom Randphänomen zur Welt- und Experimentierbühne der sich rasant ausbreitenden "Informationsgesellschaft" emporstilisiert wurde - massiv daran gearbeitet, das Netz so unter Kontrolle zu bringen, daß es möglichst effektiv für staatliche und kommerzielle Interessen genutzt werden kann. Hierbei wird natürlich von einer fetten Einweg-Datenautobahn geträumt, die dem Konsumenten mächtig viel Multimedia-Spielzeug und Online-Shopping auf den PC-Fernsehschirm knallt, wobei die gewünschte Interaktion der Beteiligten sich natürlich möglichst auf den Zahlungsvorgang beschränken sollte.

Da das Internet aber noch lange noch nicht so funktionalisiert worden ist, wie es die betreffenden Interessengruppen gern hätten, und sich diese recht junge (Gegen-)Welt nun in einem entscheidend-richtungsweisenden Entwicklungstadium befindet, wird jedes ihrer "Probleme" von einem Höchstmaß an medialer Hysterie begleitet, die sich in Deutschland naturgemäß meist in Zensur- und Verbotsforderungen ausdrücken.

Würde man heutzutage mit dem Wort Internet bei der BRD-Durchschnittsbevölkerung das beliebte begriffliche Assoziativ-Spielchen machen, am häufigsten wäre von Kinderpornografie oder Nazipropaganda die Rede, vor einem Jahr wären es vielleicht noch Bombenbastelanleitungen oder Cybersex gewesen. Einer Spiegel-Umfrage zufolge wußte vor einem halben Jahr sogar knapp die Hälfte der Bevölkerung überhaupt gar nichts mit dem Begriff Internet anzufangen. Was natürlich nicht ganz überraschend ist bei einem Volk, dessen Kanzler so selbstbewußt unwissend von Datenautobahnen spricht, daß der Verdacht aufkommt, er hoffe insgeheim, mit dem Bau jener Bahnen die vier Millionen Arbeitslosen von der Straße in die Netze zu bekommen.

Der in den letzten zwei Jahren entfachte Medienhype ums Internet hat dafür gesorgt, daß die meisten Medien, Institutionen und viele Unternehmen sich erstmal aus Prestigegründen E-Mail-Anschlüsse und Homepages zugelegt haben. Vom großen Marktgeschrei angelockt, drängt natürlich (wenn auch in Deutschland immer noch recht spärlich) Otto Normaluser in den Cyberspace. Mißtrauisch beäugt wurden die Massen von Neuankömmlingen schon immer von den Ureinwohnern und Pionieren des Netzes, und wer sich nicht an dessen Verhaltenskodex - die sogenannten Netiquette - hielt, wurde schnell als D.A.U. (Dümmster Anzunehmender User) klassifiziert und zurechtgewiesen. Als Verstoß gilt z. B., in newsgroups themenfremde Anfragen zu posten, private E-Mail dort zu veröffentlichen, seinen richtigen Namen nicht zu nennen oder sinnfreie "Ich auch" und "Haben wollen"-Artikel zu plazieren.

Als Idealbesetzung in der Rolle des globalen Dorftrottels scheinen sich hierzulande momentan weniger schlechtgeschulte Neu-User, als vielmehr großtuerisch die bundesdeutschen Strafverfolgungsbehörden anzubieten, die bei der Zähmung des Netzes "eine Art Vorreiterrolle" (Generalbundesanwalt Kay Nehm) spielen wollen. Schon vor einem Jahr zogen sich die bayerischen Strafverfolgungsbehörden weltweit Wut und Spott zu, als sie den Online-Anbieter Compuserve dazu drängten, wegen "des Verdachts auf Verbreitung kinderpornographischer Schriften", 250 Newsgroups zu sperren. Da das Netz aber laut Internet-Guru John Gilmore "einen Zensurversuch als Systemfehler interpretiert und deswegen umgeht", konnte der Compuserve-Kunde kurze Zeit später die inkriminierten Newsgroups über andere Newsserver wieder abrufen. Mit ähnlichem Erfolg nötigte die Staatsanwaltschaft Anfang dieses Jahres den Anbieter T-Online, den Zugriff auf die Webseiten des in Kanada lebenden Neonazis Zündel zu blockieren, mit dem zweifelhaften Erfolg, daß Zündel-Propaganda von Internet-Aktivisten aus prinzipiellen Gründen überall auf der Welt zugriffsbereit hinterlegt wurde.

Im September wurden dann, scheinbar nach dem politischen Ausgewogenheitsprinzip, die deutschen Internet-Service-Provider mittels Strafandrohung aufgefordert, den Zugang zur Zeitschrift radikal zu blockieren. Wiederum entstanden überall auf der Welt sogenannte Mirror-Sites mit der radikal-Webpage. Diesen zensurresistenten Netz-Mechanismus wollten zwei Spiegel-Redakteure dem uneinsichtigen Generalbundesanwalt kürzlich mit einfachen Worten erklären: "Was Sie an einer Stelle verbieten, taucht an hundert anderen Stellen wieder auf. Das Netz ist ausgelegt, einen Atomkrieg zu überstehen, erst recht einen deutschen Generalbundesanwalt."

Dies wird die pflichtbewußte Beamten-Seele natürlich auch weiterhin nicht davon abhalten, mit Symbol-Aktionen die Öffentlichkeit zu beruhigen und den deutschen Internet-Kunden und -Anbietern das Netz-Leben ein wenig schwerer zu machen. All das will der Bundestag demnächst mit einem Multimediagesetz anständig geregelt sehen, und derweil zerbrechen sich einige Bundestagsabgeordnete - wenn sie nicht gerade dabei sind, vom Zukunftsmarkt Datenautobahn zu schwärmen - bei den ersten Entwürfen den Kopf darüber, wie sich wohl deutsche Zensurfreudigkeit mit einem wirtschaftlich leistungsfähigen Netz kombinieren läßt. So wundert einen dann auch nicht, daß die Parteien, die so gern die freie Fahrt für freie Bürger auf Bundesautobahnen propagieren, die ersten sind, die einen freien Datenfluß auf der Datenenautobahn beschränken wollen. Solange dies aber mehr schlecht als recht gelingen will, nutzt der politische Nachwuchs, wie man der nachfolgenden Meldung der Nachrichtenagentur AFP vom CSU-Parteitag am letzten Wochenende entnehmen kann, noch fleißig das illustre Angebot: "Während Stoiber in der Halle gegen Zeitgeistsurfer wetterte, lud sich die Parteijugend in dem im Foyer errichteten Internet-Café Hardcore-Pornos und Horrorspiele auf die Rechner."


DarkKnight:

@pf: gibts das auch ausführlicher, damit

 
22.08.01 22:38
ich in einer ernsthaften Diskussion auch ausreichend Stoff habe?
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