Breinbauer und Wakounig analysieren die Investitionsbedingungen in Mittel- und Osteuropa - Wirtschaftsbücher
von Karl von Klitzing
Wenn im kommenden Monat Esten und Letten zustimmen, Rumänen und Bulgaren in wenigen Jahren nachziehen, dann vollendet sich, was vor 14 Jahren mit dem Fall der Berliner Mauer begann: Der Beitritt der mittel- und osteuropäischen Länder zur Europäischen Union (EU) markiert das Ende eines geteilten Europas und die schrittweise Entwicklung der Bevölkerung aus dem Osten weg vom Kommunismus hin zum Konsumismus.
Dass dieser Aufholprozess für westliche Unternehmen Chancen bietet, mit Investitionen in diesen Ländern neue Märkte zu erobern und mit geringer Kostenbasis für den Heimatmarkt zu produzieren, liegt auf der Hand. So ist beispielsweise Volkswagen schon Anfang der neunziger Jahre in Tschechien eingestiegen und hat die Autos der Marke Skoda mit Milliardeninvestitionen zu einem der wichtigsten Exportprodukte des Landes gemacht. Wie VW haben fast alle deutschen Grossunternehmen in den neunziger Jahren Kapazitäten auf der grünen Wiese in Osteuropa aufgebaut oder lokale Unternehmen aufgekauft. Der größte Teil der deutschen Investitionen im Osten Europas ist also schon längst vor der Erweiterung getätigt worden.
Doch mit dem EU-Betritt von acht osteuropäischen Staaten im Mai 2004 und weiteren zwei im Jahr 2007 erwarten Experten, dass nun auch die traditionell zurückhaltenden, familiär geprägten kleinen und mittelgroßen Unternehmen den Gang nach Posen, Pilsen oder Pecs wagen werden. In einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelstages gaben kürzlich 18 Prozent der Unternehmen mit bis zu 200 Beschäftigten an, dass sie ihre Produktion ins Ausland verlagern werden. Neben den alten Mitgliedsländern der EU werden dabei als Zielländer vor allem Mittel- und Osteuropa genannt. Als Hauptgründe für die geplanten Produktionsverlagerungen gelten hohe Steuerlast und Arbeitskosten in Deutschland.
Der Beitritt der nahen und bislang doch so fernen Nachbarn schafft für diese Investitionen stärkere Rechtsicherheit, verringert den bürokratischen Aufwand und lässt das Gesamtrisiko damit geringer erscheinen. Allerdings schwindet mit ihr auch die Aussicht auf dauerhaft niedrige Löhne im Osten, denn die Annäherung des Lebensstandards ist erklärtes Ziel von EU und nationalen Regierungen.
Da kann eine Überblicksdarstellung wie die von Andreas Breinbauer und Marian Wakounig, die die einzelnen osteuropäischen EU-Beitrittsländer und ihre Wirtschaftsektoren einschließlich der Rechts- und Steuersysteme behandelt, als Mutmacher für Mittelständler nicht schaden. Irgendwo müssen Unternehmer mit ihrer Recherche beginnen, wenn man über eine Produktionsverlagerung nach Osteuropa nachdenkt. Breinbauer und Wakounig bieten eine Rundumsicht über relevante Themen im Zusammenhang mit einer Investition in Osteuropa. Fakten über die Länder werden kombiniert mit anekdotischen Erfahrungsberichten von bereits in Osteuropa tätigen Unternehmern. Dazu gibt es konkrete Tipps und Daumenregeln, die man beim "Ostgeschäft" auf der betriebwirtschaftlichen Seite, bei der Personalauswahl und im Umgang mit lokalen Geschäftspartnern beachten sollte. Missverständliche Formulierungen - so wird im Untertitel über die zehn EU-Beitrittsländer gesprochen, ohne klar zwischen den zehn Kandidaten für 2004 und den bislang insgesamt zehn osteuropäischen Beitrittsländern zu unterscheiden, zudem fehlt ein Hinweis auf die Balkanstaaten - vermitteln aber insgesamt den Eindruck, dass hier mit flüchtiger Hand gearbeitet wurde. Zudem ist die Quellenbasis des Buches eher einseitig, einschlägige englischsprachige Literatur wie sie zum Beispiel von den Internationalen Finanzorganisationen zum Fortschritt der Transformationsländer vorgelegt werden, wurden nicht berücksichtigt. Trotz aller Mängel ist das Buch aber ein guter Einstieg für das Geschäftemachen im Osten. Seine Stärken liegen einerseits in dem großen Überblick über die Region und andererseits in den genauen Details, die über Investitionsbedingungen und Steuersysteme der Länder geboten werden.
von Karl von Klitzing
Wenn im kommenden Monat Esten und Letten zustimmen, Rumänen und Bulgaren in wenigen Jahren nachziehen, dann vollendet sich, was vor 14 Jahren mit dem Fall der Berliner Mauer begann: Der Beitritt der mittel- und osteuropäischen Länder zur Europäischen Union (EU) markiert das Ende eines geteilten Europas und die schrittweise Entwicklung der Bevölkerung aus dem Osten weg vom Kommunismus hin zum Konsumismus.
Dass dieser Aufholprozess für westliche Unternehmen Chancen bietet, mit Investitionen in diesen Ländern neue Märkte zu erobern und mit geringer Kostenbasis für den Heimatmarkt zu produzieren, liegt auf der Hand. So ist beispielsweise Volkswagen schon Anfang der neunziger Jahre in Tschechien eingestiegen und hat die Autos der Marke Skoda mit Milliardeninvestitionen zu einem der wichtigsten Exportprodukte des Landes gemacht. Wie VW haben fast alle deutschen Grossunternehmen in den neunziger Jahren Kapazitäten auf der grünen Wiese in Osteuropa aufgebaut oder lokale Unternehmen aufgekauft. Der größte Teil der deutschen Investitionen im Osten Europas ist also schon längst vor der Erweiterung getätigt worden.
Doch mit dem EU-Betritt von acht osteuropäischen Staaten im Mai 2004 und weiteren zwei im Jahr 2007 erwarten Experten, dass nun auch die traditionell zurückhaltenden, familiär geprägten kleinen und mittelgroßen Unternehmen den Gang nach Posen, Pilsen oder Pecs wagen werden. In einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelstages gaben kürzlich 18 Prozent der Unternehmen mit bis zu 200 Beschäftigten an, dass sie ihre Produktion ins Ausland verlagern werden. Neben den alten Mitgliedsländern der EU werden dabei als Zielländer vor allem Mittel- und Osteuropa genannt. Als Hauptgründe für die geplanten Produktionsverlagerungen gelten hohe Steuerlast und Arbeitskosten in Deutschland.
Der Beitritt der nahen und bislang doch so fernen Nachbarn schafft für diese Investitionen stärkere Rechtsicherheit, verringert den bürokratischen Aufwand und lässt das Gesamtrisiko damit geringer erscheinen. Allerdings schwindet mit ihr auch die Aussicht auf dauerhaft niedrige Löhne im Osten, denn die Annäherung des Lebensstandards ist erklärtes Ziel von EU und nationalen Regierungen.
Da kann eine Überblicksdarstellung wie die von Andreas Breinbauer und Marian Wakounig, die die einzelnen osteuropäischen EU-Beitrittsländer und ihre Wirtschaftsektoren einschließlich der Rechts- und Steuersysteme behandelt, als Mutmacher für Mittelständler nicht schaden. Irgendwo müssen Unternehmer mit ihrer Recherche beginnen, wenn man über eine Produktionsverlagerung nach Osteuropa nachdenkt. Breinbauer und Wakounig bieten eine Rundumsicht über relevante Themen im Zusammenhang mit einer Investition in Osteuropa. Fakten über die Länder werden kombiniert mit anekdotischen Erfahrungsberichten von bereits in Osteuropa tätigen Unternehmern. Dazu gibt es konkrete Tipps und Daumenregeln, die man beim "Ostgeschäft" auf der betriebwirtschaftlichen Seite, bei der Personalauswahl und im Umgang mit lokalen Geschäftspartnern beachten sollte. Missverständliche Formulierungen - so wird im Untertitel über die zehn EU-Beitrittsländer gesprochen, ohne klar zwischen den zehn Kandidaten für 2004 und den bislang insgesamt zehn osteuropäischen Beitrittsländern zu unterscheiden, zudem fehlt ein Hinweis auf die Balkanstaaten - vermitteln aber insgesamt den Eindruck, dass hier mit flüchtiger Hand gearbeitet wurde. Zudem ist die Quellenbasis des Buches eher einseitig, einschlägige englischsprachige Literatur wie sie zum Beispiel von den Internationalen Finanzorganisationen zum Fortschritt der Transformationsländer vorgelegt werden, wurden nicht berücksichtigt. Trotz aller Mängel ist das Buch aber ein guter Einstieg für das Geschäftemachen im Osten. Seine Stärken liegen einerseits in dem großen Überblick über die Region und andererseits in den genauen Details, die über Investitionsbedingungen und Steuersysteme der Länder geboten werden.