Petrochina: die Mega West-Ost-Pipeline und das Gas
Peking 29.08.03 (www.asia-economy.de)
Im Tarim- Becken im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang in Nordwestchina haben jetzt die Bauarbeiten für die Erschließung des zweiten Erdgasfeldes in Kela begonnen. Das Feld soll zukünftig eine Schlüsselrolle beim Erdgastransfer per Pipeline von West- nach Ostchina im Rahmen der Erschließung Westchinas spielen. Dazu sollen in Kela eine zentrale Erdgas-Verarbeitungsanlage, Verdichterstationen sowie eigene Förderstätten und die erforderlichen Pipelines gebaut werden. Ab Ende 2004 sollen dann jährlich 10 bis 12 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert und per Pipeline nach Ostchina transportiert werden.
Im Tarim - Becken sind bisher Erdgasvorkommen von über 520 Mrd. m³ festgestellt worden, damit gilt es als Hauptquelle für den Erdgastransport der Pipeline. Nach Expertenschätzungen aus dem Ministerium für Territoriale Gebiete und Ressourcen soll es im Tarim - Becken insgesamt eine Erdgasmenge von 8,4 Billionen m³ geben. Das macht rund 1/4 der Erdgas-Landesvorkommen in ganz China aus. In den letzten Jahren wurden dort insgesamt 12 Erdgasfelder festgestellt, welche diese Region zur größten Erdgas – Lagerstätte der Welt machte.
Das Projekt begann im Juli vergangenen Jahres und ist eines der vier wichtigsten Infrastrukturprojekte innerhalb des Programms zur wirtschaftlichen Erschließung Westchinas. Über die neue Pipeline, ca. 4000 km, soll Erdgas aus dem Tarim - Becken im westchinesischen Autonomen Gebiet Xinjiang durch 10 Provinzen, Städte und autonome Gebiete ins ostchinesische Jangtse - Delta und in weitere Gebiete transportiert werden. Diese Pipeline wird im Jahre 2005 komplett fertig gestellt sein und voraussichtlich ein Gesamtkostenvolumen von 8,5 Mrd. US-$ erreichen. In die Pipeline selbst werden 5,2 Mrd. US-$ investiert und in die dazugehörenden Betriebe und Stationen 3,3 Mrd. US-$. Bereits ab Ende dieses Jahres soll Shanghai mit Erdgas versorgt werden.
In der ostchinesischen Metropole hat Erdgas bislang nur einen Anteil von knapp 1 % am gesamten Energieverbrauch. Die bislang weit verbreitete Kohleverfeuerung trägt wesentlich zur katastrophalen Luftverschmutzung in der Stadt bei. Das Erdgas aus Westchina soll hier die Kohle als Energieträger ablösen. Nach Angaben der Shanghaier Stadtverwaltung soll dann bis 2010 die Kohleverfeuerung in den Stadtbezirken im wesendlichen zu Ende sein.
An dem Projekt hat die chinesische Seite den dominierenden Anteil. Nach letztem Stand hält Petrochina 50 % (mit dabei als Juniorpartner sind CLP Hld. und China & Hongkong Gas) und einen Kostenanteil von 2,7 Mrd. US-$, während das Konsortium ausländischer Unternehmen, das aus der Royal/Dutch Shell, Exxon Mobil und dem russischem Gasproduzenten Gazprom besteht, mit jeweils 15 % beteiligt ist. Sinopec ist mit 5 % dabei.
Seit Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 ist dieses Projekt, nach dem Bau des Drei-Schluchten-Staudamms, das zweitgrößte in ganz China. Der Bau, der bereits 2001 beginnen sollte, hatte sich durch Verhandlungsschwierigkeiten verschoben. Zum damaligen Zeitpunkt war nur Shell der Partner von Petrochina. Dieses Großvorhaben soll in den nächsten 20 Jahren jährlich bis zu 12 Milliarden Kubikmeter Gas befördern können. Gleichzeitig soll damit die Erhöhung des Gasverbrauchs zum Abbau der starken Abhängigkeit von Ölimporten und des Umweltschutzes in den Küstenregionen unterstützt werden. Es wird angestrebt, in den nächsten zehn Jahren den Energieverbrauch über Gas von bisher 2,1 % Anteil auf 10 % Anteil zu erhöhen.
Mit dieser Pipeline baut Petrochina seine Vormachtsstellung im Bereich der Gasversorgung in China aus. Der Marktanteil beträgt bereits jetzt ca. 60 %.
Im Februar teilte die Muttergesellschaft Petrochinas, die China National Petroleum Corp., mit, das in der Provinz Sichuan, im Südwesten Chinas, große Gasfelder entdeckt wurden. Danach handelte es sich um vier einzelne Felder welche nach ersten Einschätzungen ein Volumen von ca. 160 Mrd. m³ Gas beherbergen. Das größte Feld bei Luojiazhai umfasst allein 58 Mrd. m³. Diese Entdeckung ist eine von hundert Gasfeldern in der Tibetan - Hochebene. Anfang August teilte das Unternehmen dann mit, dass durch die Tochtergesellschaft, Changquing Oil Field Co., das bisher größte jemals in China gefundene Gasfeld entdeckt wurde. Das Gasfeld „Sugeli“ soll nach ersten Erkenntnissen Reserven in Höhe von 533 Mrd. m³ Gas beherbergen, wovon ca. 170 Mrd. m³ sofort hebbar seien.
Heute teilte Petrochina mit, dass man mit dem Bau einer 720 km langen Gaspipeline beginnt, welche von Chongqing, Provinz Sichuan, nach Wuhan, Provinz Hubei, führt. Die Leitung soll 3 Mrd. m³ Gas jährlich transportieren und Städte in der Provinz Hubei, ab 2004, sowie Hunan, ab 2005, versorgen. Entsprechende Verträge zur Abnahme wurden bereits unterzeichnet. Die Kosten der Pipeline belaufen sich auf ca. 400 Mill. US-$. Wie das Unternehmen weiter mitteilte, wurden mit 27 Großnutzern Verträge unterzeichnet. Sie kommen vor allem aus dem Bereich der Petrochemie, Energieversorger und Metallverarbeitung.