Die Trommeln einer globalen Rezession und schreckliche Wirtschaftsnachrichten betäuben die Sinne. Viele fürchten, dass sich daraus eine Deflation entwickelt, womit sich eine bereits schlechte Situation noch verschlimmern würde. Andererseits schüren die fallenden weltweiten Zinssätze, unterstützt von den steuer- und finanzpolitischen Anreizen, bei vielen Leuten die Angst vor einer Inflation. Wer hat nun Recht? Müssen wir eine Inflation oder eine Deflation fürchten? Was können wir erwarten, und was sollten Investoren tun?
Eine einfache Wahrheit lautet: Wir erleben eine Art Tsunami weltweiter steuerpolitischer und monetärer Anreize, die größte derartige Stimulus-Aktion in der Geschichte. Wirtschaftliche Hilfen in dieser Größenordnung sind beispiellos.
Deutschland plant Konjunkturprogramme in Höhe von 80 Milliarden Euro, Japan 54 Milliarden Euro, und Italien will 79 Milliarden Euro in die Hand nehmen, was 5,7 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht! Die EU plant Ausgaben in Höhe von 196 Milliarden Euro. Und China will seine Wirtschaft mit 14 Prozent seines BIP, was 452 Milliarden Euro entspricht, ankurbeln. Die USA werden umgerechnet 1,2 Billionen Euro (10,6 Prozent des BIP) investieren. Gefüttert von vielen Notenbanken, explodieren unterdessen weltweit die Geldmengen und lassen einen Liquiditäts-Tsunami auf uns zurollen.
All dieses wird inflationäre Auswirkungen haben. Aber nicht sofort! Eine ansteigende Inflation ist kein Risiko, solange wir nicht einen gewissen Grad an Kapazitätsauslastung überschreiten. Egal, wie viel Geld in den Markt gepumpt wird, eine niedrige Inflation geht nicht durch eine niedrige Kapazitätsauslastung in Rezessionszeiten in die Höhe.
Das wird Jahre dauern; zwei, drei, vielleicht auch vier Jahre. Leute, die sich nach allen Seiten mit Gold versuchen abzusichern, sind auf dem Holzweg.
Kurzfristig gesehen ist eine Deflation wahrscheinlicher. Aber mit solch einem wachsenden Geldangebot auf Rekordniveau ist es schwer, eine große Deflation zu bekommen. Auch wenn fallende Preise den Produzenten heute wehtun, so können sie doch den Konsumenten helfen. Aber selbst ein bisschen Deflation zur jetzigen Zeit wird nicht die Auswirkungen von früher haben. Eine preisempfindliche Produktion ist nicht mehr ganz so wichtig, wie sie einmal war. In Amerika macht sie gerade mal zwölf Prozent des BIP aus. Die entwickelte Welt ist vorwiegend auf Dienstleistungen ausgerichtet. Wahr ist, dass heute viele Leute lieber gar nicht arbeiten würden als eine Gehalts- oder Lohnkürzung in Kauf zu nehmen. In einer Welt wie dieser ist es für ein bisschen Deflation schwierig, die Preise für Dienstleistungen spürbar zu beeinflussen.
Ich glaube, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, in gute Unternehmen zu investieren und darauf zu warten, dass die große Welle der Hilfsprogramme die Aktien nach oben spült. Sie sollten Aktien aus den Branchen kaufen, die im letzten Stadium des Bärenmarkts am meisten gebeutelt wurden – etwa die Branchen Energie, Industrie, Grundstoffe und Konsumgüter. Sicher: Die wirtschaftlichen Anreize brauchen Zeit, bis sie spürbar werden. Nicht so die Aktienmärkte – die steigen, bevor es der Wirtschaft spürbar besser geht.
Mfg
Juju