Bulle & Bär
Solarwerte: Und ewig lacht die Sonne
Fußballfans aus aller Welt, die in den vergangenen vier Wochen nach Deutschland blickten, halten unser Land vermutlich für einen von der Sonne besonders verwöhnten Flecken Erde. Die Temperaturen bewegten sich stets jenseits der 20-Grad-Marke, Wolken zogen nur vereinzelt auf, und Regen fiel, wenn überhaupt, nur nachts. Kein Wunder also, dass gerade Solarwerte hier besonders gut gedeihen.
FRANKFURT. Dass die Aktien der beiden im Technologie-Index TecDax notierten Marktführer Solarworld und Conergy im ersten Halbjahr jedoch erneut über 60 Prozent an Wert zugelegt haben und dabei nur vom Windkraftanlagenbauer Nordex (über 140 Prozent Plus) geschlagen wurden, überrascht aber doch. Hieß es nicht von den Experten stets, Solaraktien seien inzwischen zu teuer, da sich ihre Kurse seit drei Jahren regelmäßig verdoppeln oder gar verdreifachen? Und belegte der Kursrutsch vor ein paar Wochen, in dem die hochgejazzten und heißgelaufenen Solarwerte besonders stark verloren, nicht gerade diese These?
Wie immer hilft der differenzierte Blick, wenn solche Pauschalurteile in den Raum gestellt werden. Denn ob Solarwerte tatsächlich zu teuer sind, lässt sich sogar anhand traditioneller Bewertungsmethoden wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ermitteln. Dabei weisen die fünf im TecDax vertreteten Solarfirmen für das kommende Jahr moderate bis durchaus noch vertretbare Werte von 15 bis 30 auf.
Zu seligen Neue-Markt-Zeiten musste für angesagte Werte aus Internet und Biotechnologie oft das Hundertfache des in Zukunft erwarteten Gewinns je Aktie gezahlt werden. Sofern diese Unternehmen überhaupt Gewinne machten.
Die fahren Solarwerte zuhauf ein. Und das dürfte sich auch in Zukunft fortsetzen. Denn die Unternehmen sind längst den Kinderschuhen entstiegen, die in der Vergangenheit viel zitierte Abhängigkeit von Subventionen ist nur noch in Einzelfällen vonnöten. Stattdessen treiben sie die Internationalisierung voran. Der Börsenerfolg in Deutschland öffnet im Ausland sowohl bei Kunden als auch bei Investoren die Türen.
Das gelingt, weil auch ein weiterer Kritikpunkt an den Solaraktien allmählich entkräftet wird. Sah es noch vor kurzem so aus, dass den Unternehmen der für die Produktion wichtige Rohstoff Solarsilizium wegen der regen Nachfrage und des nur knappen Angebotes ausgehen könnte, so finden beide Seiten inzwischen zueinander. Erst Ende Juni hat Marktführer Solarworld die Zusammenarbeit mit Degussa im Bereich der Solarsilizium-Produktion verkündet. Ab 2009 will das Bonner Unternehmen 20 Prozent des Rohstoffes für zehn Jahre von dort beziehen. Wettbewerber haben sich in ähnlicher Weise langfristig abgesichert.
Die Sonne wird also für die deutschen Solarwerte weiter scheinen. Auch wenn das Wetter nach der WM wieder auf Normalniveau umschlagen sollte.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 11. Juli 2006, 07:00 Uhr
Euch,
Einsamer Samariter
Solarwerte: Und ewig lacht die Sonne
Fußballfans aus aller Welt, die in den vergangenen vier Wochen nach Deutschland blickten, halten unser Land vermutlich für einen von der Sonne besonders verwöhnten Flecken Erde. Die Temperaturen bewegten sich stets jenseits der 20-Grad-Marke, Wolken zogen nur vereinzelt auf, und Regen fiel, wenn überhaupt, nur nachts. Kein Wunder also, dass gerade Solarwerte hier besonders gut gedeihen.
FRANKFURT. Dass die Aktien der beiden im Technologie-Index TecDax notierten Marktführer Solarworld und Conergy im ersten Halbjahr jedoch erneut über 60 Prozent an Wert zugelegt haben und dabei nur vom Windkraftanlagenbauer Nordex (über 140 Prozent Plus) geschlagen wurden, überrascht aber doch. Hieß es nicht von den Experten stets, Solaraktien seien inzwischen zu teuer, da sich ihre Kurse seit drei Jahren regelmäßig verdoppeln oder gar verdreifachen? Und belegte der Kursrutsch vor ein paar Wochen, in dem die hochgejazzten und heißgelaufenen Solarwerte besonders stark verloren, nicht gerade diese These?
Wie immer hilft der differenzierte Blick, wenn solche Pauschalurteile in den Raum gestellt werden. Denn ob Solarwerte tatsächlich zu teuer sind, lässt sich sogar anhand traditioneller Bewertungsmethoden wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ermitteln. Dabei weisen die fünf im TecDax vertreteten Solarfirmen für das kommende Jahr moderate bis durchaus noch vertretbare Werte von 15 bis 30 auf.
Zu seligen Neue-Markt-Zeiten musste für angesagte Werte aus Internet und Biotechnologie oft das Hundertfache des in Zukunft erwarteten Gewinns je Aktie gezahlt werden. Sofern diese Unternehmen überhaupt Gewinne machten.
Die fahren Solarwerte zuhauf ein. Und das dürfte sich auch in Zukunft fortsetzen. Denn die Unternehmen sind längst den Kinderschuhen entstiegen, die in der Vergangenheit viel zitierte Abhängigkeit von Subventionen ist nur noch in Einzelfällen vonnöten. Stattdessen treiben sie die Internationalisierung voran. Der Börsenerfolg in Deutschland öffnet im Ausland sowohl bei Kunden als auch bei Investoren die Türen.
Das gelingt, weil auch ein weiterer Kritikpunkt an den Solaraktien allmählich entkräftet wird. Sah es noch vor kurzem so aus, dass den Unternehmen der für die Produktion wichtige Rohstoff Solarsilizium wegen der regen Nachfrage und des nur knappen Angebotes ausgehen könnte, so finden beide Seiten inzwischen zueinander. Erst Ende Juni hat Marktführer Solarworld die Zusammenarbeit mit Degussa im Bereich der Solarsilizium-Produktion verkündet. Ab 2009 will das Bonner Unternehmen 20 Prozent des Rohstoffes für zehn Jahre von dort beziehen. Wettbewerber haben sich in ähnlicher Weise langfristig abgesichert.
Die Sonne wird also für die deutschen Solarwerte weiter scheinen. Auch wenn das Wetter nach der WM wieder auf Normalniveau umschlagen sollte.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 11. Juli 2006, 07:00 Uhr
Euch,
Einsamer Samariter