Das Ende der Seitwärtsbewegung?
von Jochen Steffens
Jetzt wird es spannend. Der Future-Dax ist heute aus seiner Seitwärtsbewegung idealtypisch mit einem kleinen Gap Down (Abwärts-Kurslücke) nach unten ausgebrochen.
Noch gibt es einige Unterstützungen, wie man im Chart erkennen kann: Bei 6608 Punkten und bei 6450 Punkten aber auch bei 6382 Punkten, dem bisherigen Tief. Trotzdem steigt natürlich die Gefahr, dass wir nun einen weiteren deutlichen Einbruch unter die bisherigen Tiefs erleben.
Der False Break
Auf der anderen Seite hatte ich hier zuletzt schon geschrieben, dass Seitwärtsbewegungen gerne zunächst in die falsche Richtung ausbrechen, um dann dynamisch und voller Elan in die Gegenrichtung zu laufen. Ob es sich aber um einen False Break handelt, werden wir wohl in den nächsten Tagen erfahren. Es gibt in dieser frühen Phase keine Hinweise, um einen echten Bruch von einem falschen zu unterscheiden.
Hintergrund dieses Einbruchs war offensichtlich der sehr schlechte Chicagoer Einkaufsmanager-Index vom Freitag, der deutlich unter 50 Punkte notierte und damit auf eine Kontraktion in der Region hinweist. Heute wird der ISM-Index veröffentlicht (dazu gleich mehr) und natürlich gehen die Anleger nach dem schlechten Chicagoer-Index davon aus, dass auch der ISM-Index unter den Erwartungen liegen wird.
Zumindest wollten einige ihr Geld vorher in Sicherheit bringen, was zu dem starken Abverkauf in den USA am Freitag führte, der sich heute in Asien auswirkte und sich im Dax fortsetzte.
Schwierige Woche erwartet
Diese Woche ist sowieso kritisch. Am Freitag werden in den USA die neuesten Arbeitsmarktdaten (wie jeden ersten Freitag im Monat) erwartet. Nach den letzten Zahlen zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe, die sich deutlich eingetrübt haben, steht zu erwarten, dass wir bei den "neu geschaffenen Stellen" ebenfalls eine herbe Enttäuschung erleben werden.
Mit anderen Worten: Erst wenn diese Woche vorbei ist, werden sich die Marktteilnehmer auf die Fed-Zinssitzung konzentrieren, die am 18. März stattfindet und natürlich auf den großen Verfallstag am 20. März.
Prognosen sind nach wie vor höchst schwierig
Es sind einfach schwierige und unsichere Zeiten. Eine Prognose ist im Moment kaum möglich, da sich die Börse wie ein aufgeschrecktes Hühnchen gackernd von einer Nachricht zur anderen hangelt. Bis wieder die Vernunft die Börse erreicht, kann es noch etwas dauern.
Dabei macht mir die Subprime-Krise immer weniger Sorge. Dieses Thema wird sich bald abgenützt haben. Wir kennen unsere Börsianer, wenn diese ein Thema zu häufig hören, stumpfen sie ab, dann ist es auch egal, ob es um 120 Mrd. Dollar oder 300 Mrd. Dollar geht.
Geopolitische Probleme wären gefährlich
Was in dieser aktuellen Situation unter keinen Umständen passieren darf, sind geopolitische Probleme. Deswegen beobachte ich auch die Vorgänge im Nahen Osten sehr genau. Zwar sind gerade die israelischen Truppen aus dem Gazastreifen abgezogen worden, doch die Situation in der Region bleibt aufs Höchste angespannt. Beobachter behaupten, die Kriegsgefahr sei zurzeit so hoch, wie lange nicht mehr.
Für die Verschwörungstheoretiker unter Ihnen habe ich dazu auch eine passende These parat: Stellen wir uns vor, die Situation im Nahen Osten eskaliert. Wen würden die US-Bürger wählen? Einen relativ jungen und außenpolitisch unerfahrenen Obama, Charisma hin oder her, oder einen Kriegsveteran namens McCain? Aber nein, so wollen wir nicht denken...
Viele Grüße
Jochen Steffens