"Zu den spannendsten Märkten gehört die Türkei"
[ 12.05.05, 08:00 ]
Von Volker Tietz
Börse Online
BÖRSE ONLINE: Herr Zecha, würden Sie in der aktuellen Marktlage eher den Deka-ConvergenceAktien oder den Deka-ConvergenceRenten-Fonds kaufen?
Wolfgang Zecha: Gute Frage. Ich persönlich würde beides kaufen. Beim Deka-ConvergenceAktien macht es Sinn, wie Kostolany zu investieren: Kaufen, fünf bis zehn Jahre liegen lassen und sich dann freuen, was daraus geworden ist. Denn kurzfristige Rückschläge wie jüngst in Russland gibt es immer mal. Einen Rentenfonds wie den Deka-ConvergenceRenten sehe ich dagegen eher als attraktive Beimischung mit Diversifikationscharakter und einem Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren.
BÖRSE ONLINE: Zu wie viel Prozent würden Sie bei einem ausgewogenem Portfolio in osteuropäischen Rentenwerte investieren?
Zecha: Etwa zehn bis 15 Prozent.
BÖRSE ONLINE: Der Bund-Future notiert auf historisch niedrigen Niveau. Wie sehen Sie die künftige Entwicklung am Rentenmarkt in der Eurozone, wie in den Beitrittsländern zur EU?
Zecha: In der Eurozone vertrete ich im Gegensatz zur Mehrheit, die seit zwei Jahren auf steigende Renditen setzt, die Meinung einer breiten Seitwärtsrange zwischen dem aktuellen Niveau und rund 4,5 Prozent auf der Oberseite. Aktuell erwarte ich daher unter Schwankungen einen leicht aufsteigenden Trend. Diese Zick-Zack-Bewegungen kann man durch aktives Management gut ausnutzen.
BÖRSE ONLINE: Wer direkt in Rentenpapier investieren möchte, sollte also eher kurze Laufzeiten bevorzugen?
Zecha: Wenn der Anleger eine Buy-and-Hold-Strategie mit einem passiven Produkt verfolgt, dann ist es ratsam. Dagegen kann man bei einem aktiven Management mit einem mehrjährigen Anlagehorizont auch auf Produkte mit mittleren Laufzeiten setzen - nur langlaufende sollte man eher meiden.
BÖRSE ONLINE: Und wie sieht es bei den einzelnen Beitrittsländern aus?
Zecha: In Polen rechne ich mit einer Seitwärtstendenz bei starker Währung. In Ungarn dürfte beides seitwärts laufen, sodass man die Renditedifferenz verdienen kann, während sich die Renditen in Tschechien bei leicht aufwertender Währung bereits auf EU-Niveau bewegen. Zu den spannendsten Märkten zähle ich die Türkei.
BÖRSE ONLINE: Aber die Türkei ist bezüglich der Konvergenz nicht mit Polen, Ungarn oder Tschechien vergleichbar.
Zecha: Sicher nicht. Allerdings unterscheiden wir zwischen politischer und ökonomischer Konvergenz. Die Türkei ist zurzeit kein reiner Konvergenzkandidat, aber sie nützt den Prozess der wirtschaftlichen Annäherung, um Reformen durchzuführen - egal, ob es zum Beitritt kommt oder nicht. Und durch die aktuell hohen Renditen bei einer Zentralbank, die es glaubhaft geschafft hat, die Inflation von mehr als 70 Prozent auf unter zehn Prozent im Jahr zu drücken, ist der Markt interessant.
BÖRSE ONLINE: 2004 galt noch das Credo, zwei Drittel des Vermögens in Polen, Ungarn und der Tschechischen Republik zu investieren, ein Drittel in der Eurozone. Zum Stichtag 31. März 2005 waren es nur noch knapp 50 Prozent. Wie hat sich das Anlageverfahren geändert?
Zecha: In diesem Fonds ist der wichtigste Einflussfaktor auf die Performance die Allokation zwischen Konvergenzanleihen in lokaler Währung wie Zloty etc. und Konvergenzanleihen in Hartwährungen, wie beispielsweise einer Kroatien-Anleihe in Euro oder einer währungsgesicherten Russland-Anleihe in US-Dollar. Je nachdem wie wir diese Bereiche einschätzen, gewichten wir den einen oder anderen Teil höher. So hatten wir 2002 und 2003 rund 40 Prozent in lokale Währungen investiert, 2004 dann auf 60 Prozent erhöht und in diesem Jahr etwas zurückgeführt. Wir sind jetzt bei einer Quote von etwa 55 Prozent in lokalen Währungen inklusive Türkei.
BÖRSE ONLINE: Welche Länder schätzen Sie künftig als besonders aussichtsreich ein? Welche würden Sie untergewichten?
Zecha: In lokaler Währung gefallen uns Polen und die Slowakei. Bei den Hartwährungen sind wir sehr positiv für unser Lieblingsinvestment Russland, das mittlerweile Nettogläubiger ist. Auch Bulgarien und Rumänien mögen wir. Als Beimischung - Stichwort ökonomische Konvergenz - eignen sich noch Tunesien und Kasachstan. Vorsichtig sind wir bei den Hartwährungsanleihen in Kroatien und der Türkei. Wenn wir in der Türkei investieren, dann direkt in der Landeswährung.
BÖRSE ONLINE: Mit einer Drei-Jahres-Performance von gut elf Prozent p.a. liegen Sie im Vergleich zu Konkurrenten im Vorderfeld. Welche Zielvorgaben möchten Sie künftig prozentual erreichen?
Zecha: Mittelfristig wollen wir die typischen Europa-Fonds um zwei Prozent pro Jahr outperformen. Ein absolutes Renditeziel zu nennen ist schwierig.
BÖRSE ONLINE: Nach zehn Monaten mit einer positiven Performance kam es im März wieder zu einem Ertragsknick. Worauf ist dieser zurückzuführen?
Zecha: Einige Investments waren schlicht relativ teuer, und auch die Risikoaversion der Anleger hat sich durchgesetzt. Wir hatten uns seit ein paar Monaten für einen Rückschlag positioniert, allerdings erst etwas später damit gerechnet. Deshalb konnten wir bei diesem Sell-off in Positionen einsteigen, die bei uns schon lange auf der Kaufliste standen und bisher zu teuer waren.
BÖRSE ONLINE: Mit einem Fondsvolumen von mehr als drei Millarden Euro gilt das Deka-Produkt fast schon als Benchmark für Osteuropa-Bonds. Ist dieses Dickschiff schwerer als früher zu steuern?
Zecha: Da wir uns auf der Rentenseite bewegen, ist es sogar ein Vorteil, denn wir bekommen ausgezeichneten Zugang zu Informationen und können unsere langfristigen Kontakte mit Entscheidungsträgern und Zentralbanken in Zentral- und Osteuropa besser pflegen. Unser Fonds ist nicht tradingorientiert. Wenn wir einzelne Kerninvestments tätigen, dann konzentrieren wir uns auf die fundamentalen strategischen Faktoren und halten diese Positionen auch langfristig.
BÖRSE ONLINE: Seit August 2003 sind Sie für die Portfoliokonstruktion verantwortlich. Was hat sich geändert?
Zecha: Es hat sich sehr wenig geändert, denn die Grundstruktur ist seit der Auflegung 2001 grundsätzlich gleich geblieben. Die ersten beiden Jahre war ich Co-Portfoliomanager und seit fast zwei Jahren bin ich jetzt für den Fonds verantwortlich. Fonds dieser Art sind ein Teamergebnis - bei uns ist ein Dutzend Personen damit beschäftigt, und die meisten Kollegen sind seit der Auflegung des Deka-ConvergenceRenten dabei.
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