USA sehen Afrikas Öl als gute Alternative

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USA sehen Afrikas Öl als gute Alternative

 
25.07.02 21:10
Aus der FTD vom 25.7.2002  
USA sehen Afrikas Öl als gute Alternative

Von Michael Peel, Lagos

Die USA wollen Ihre Abhängigkeit vom Öl-Import aus Nahost verringern. Vor allem wollen sie sich für den Kriegsfall absichern.

Die US-Regierung interessiert sich verstärkt für die afrikanischen Erdöl-Staaten. Industrie- und Regierungsvertreter vor Ort sehen in der Suche nach neuen Öllieferanten die Absicht Washingtons, sich gegen eine Unterbrechung oder Reduzierung der Lieferungen aus Nahost abzusichern - etwa im Falle eines Krieges gegen Irak.

"Die USA sehen sich derzeit die Region um den Golf von Guinea an", sagt Hassan Tukur, Vizedirektor einer gemeinsamen Erdöl-Behörde von Nigeria, São Tomé und Principe. Wie ernst die USA das Thema nehmen, zeigt auch der Besuch eines hochrangigen Vertreters aus Washington bei den beiden größten Ölproduzenten Afrikas diese Woche: Der für die Region zuständige Staatssekretär im US-Außenministerium, Walter Kansteiner, wird am Donnerstag in Nigeria erwartet. Am Dienstag hatte er bereits mit dem angolanischen Präsident José Eduardo dos Santos gesprochen.



Mehr Zusammenarbeit mit Russland


Das US-Außenministerium gibt auch offiziell an, Erdöl stehe auf Kansteiners Agenda. Washington versucht seit den Anschlägen vom 11. September, die Abhängigkeit vom Ölimport aus dem Nahen und Mittleren Osten zu verringern. Neben einer verstärkten heimischen Förderung setzten sie auch auf neue Lieferanten im Ausland. So wurde die Zusammenarbeit mit Russland verstärkt.


Beobachter werten das jetzige US-Interesse an Afrika aber auch als Hinweis auf einen möglichen Krieg gegen Irak. Medienberichten zufolge prüft Washington im Rahmen seiner Kriegsplanungen auch die eventuellen wirtschaftlichen Folgen. Durch die Erschließung neuer Lieferquellen für Erdöl würden Vorkehrungen für den Fall getroffen, dass ein Angriff auf Irak den Zugang zum Öl des Nahen Ostens erschwert, heißt es.



Große Reserven in Nigeria und Angola


Nigeria fördert pro Tag rund zwei Millionen Barrel Öl (ein Barrel einspricht 159 Litern) und ist derzeit der fünftgrößte Öllieferant der USA. Die Ölfördermenge Angolas liegt knapp unter einer Million Barrel, wächst aber stark an. Beide Länder haben vor der Küste große Reserven, die noch nicht erschlossen sind. Nigeria zum Beispiel könnte seine Förderkapazitäten in nur wenigen Jahren um 50 Prozent steigern.


"Die Nato-Partner sind das Thema Angebot und Nachfrage durchgegangen", sagt ein Manager eines in Nigeria aktiven Ölkonzerns. "Die US-Regierung nutzt das Thema Sicherheit, um auf die Ölfirmen und die nigerianische Regierung einzuwirken."


Die US-Regierung hat in den vergangenen Monaten zu Hause bereits für ein stärkeres - auch militärisches - US-Engagement in West- und Zentralafrika geworben. Die Vereinigten Staaten seien sehr daran interessiert sicherzustellen, dass Angolas Bodenschätze zum Wohle der Nation entwickelt würden, sagte Kansteiner im Juni bei einer Anhörung vor dem US-Kongress. "Wir müssen Angola ermuntern und helfen, die Wirtschaft so zu strukturieren, dass es alle Vorteile seines natürlichen Ölreichtums nutzen kann."


Auch in Nigeria gibt es Stimmen, die eine engere Bindung an die USA und die Lockerung der Beziehungen zur Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) fordern. Die Förderlimits der Opec beschneiden die Steuereinnahmen der Regierung, die über 90 Prozent ihrer Exporteinnahmen der Ölbranche verdankt.


Nach Schätzungen nigerianischer Regierungsbeamter könnten die Öleinnahmen dieses Jahr um 40 Prozent niedriger ausfallen. Das könnte für Präsident Olusegun Obasanjo zu einem Problem werden: Er hofft, bei den Wahlen im kommenden Jahr im Amt bestätigt zu werden.


Ein Austritt aus der Opec sei nicht geplant, bekräftigte die nigerianische Regierung diese Woche. Es gebe keinen Widerspruch zwischen einer gedrosselten Förderung und gleichzeitigen Investitionen zur Erschließung neuer Ölfunde, hieß es. Nigeria halte sich an die Opec-Fördergrenzen. Für nächste Woche kündigte die Regierung weitere Stellungnahmen über die Beziehung Nigerias zu der Erdöl-Organisation an.


Ein großes Problem für die nigerianische Ölbranche sind die schwelenden Spannungen zwischen den Unternehmen und der lokalen Bevölkerung, die sich von den Ölkonzernen um ihren Rohstoffreichtum betrogen fühlen, ohne daran teilzuhaben. Diese Konflikte eskalieren immer wieder: Erst vor wenigen Tagen blockierte eine Gruppe von 150 Frauen über eine Woche lang eine Lagereinrichtung von ChevronTexaco, dem drittgrößten Ölförderer in Nigeria.



© 2002 Financial Times Deutschland



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