Wirtschaft in Gefahr?

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Armin Müller.:

Wirtschaft in Gefahr?

 
15.03.04 15:55
Wirtschaft in Gefahr?
Rätselraten unter Experten  

Die sich verdichtenden Hinweise auf eine islamistische Täterschaft für die Anschläge in Madrid führen an den Märkten zu anhaltender Verunsicherung. Wie werden die Volkswirtschaften dieses Schreckensszenario wegstecken? Die Experten bewegen sich zwischen Hoffen und Bangen:

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) erklärte, es gäbe keinen Grund die deutsche Wirtschaftsprognose zu ändern. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz, hatte zuvor allerdings vor gravierenden Auswirkungen für die Weltwirtschaft gewarnt, falls die Extremisten-Organisation El Kaida tatsächlich hinter den Anschlägen von Madrid stecken sollte.

Der Zeitung "Bild am Sonntag" sagte Heise, die Unternehmen würden dann bei Investitionen noch zurückhaltender sein. Vor allem Verkehr und Tourismus wären negativ betroffen. "Die gerade in Deutschland sehr schwache Aufwärtsentwicklung könnte im Keim erstickt werden", befürchtet Heise.

Clement sieht das Wachstum durch die Anschläge nicht gefährdet. Er gehe für 2004 weiter von einem Wirtschaftswachstum zwischen 1,5 und zwei Prozent aus. "Ich hoffe, dass sich die Menschen nicht beirren lassen und die Wirtschaft auch nicht."

Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet nicht mit einem Einbruch der europäischen Konjunktur und bekräftigte die bestehende Prognose. "Ich sehe im Augenblick keinen Anlass, wirtschaftlich von einer nennenswerten Bedrohung auszugehen", sagte Präsident Klaus F. Zimmermann. Das DIW bleibe bei der Prognose von 1,4 Prozent Wachstum in Deutschland 2004. Zwar seien bei Reisen nach Spanien Rückgänge wahrscheinlich. Auswirkungen auf Konsum und Investitionsbereitschaft der Firmen in Deutschland sehe er nicht.

Das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung schätzt die Bedrohung für die Konjunkturentwicklung ebenfalls gering ein. Erst wenn es eine Welle von Anschläge in Europa gebe, könnte dies die Stimmung und die Konjunktur  deutlich belasten. Anschläge schürten natürlich die Unsicherheit in der Bevölkerung, eine gewisse abwartende Haltung bei größeren Anschaffungen könnte die Folge sein." Aber ich  glaube nicht, dass Investitionen nicht getätigt werden, weil es einen Anschlag gegeben hat.", erklärte Ifo-Konjunkutrchef Gebhard Flaig.

Die Aktienmärkte weltweit, darunter auch der Deutsche Aktienindex (Dax), hatten am Donnerstag zunächst mit deutlichen Kursverlusten auf Meldungen reagiert, El Kaida könnte Urheber der Anschläge sein. Betroffen waren unter anderem die Lufthansa, der Touristikkonzern TUI und der französische Betreiber der Ferienanlagen Club Mediterrane. Der VDax, der die Schwankungsanfälligkeit und damit die Nervosität der Märkte misst, stieg deutlich.

Die deutsche Reisebranche wäre nach drei Jahren schwerer Krise gerne wieder optimistisch. Doch mit den Anschlägen in der spanischen Hauptstadt macht sich aller demonstrativen Zuversicht zum Trotz eine neue Unsicherheit breit. Die großen Touristikkonzerne wie TUI, Thomas Cook oder My Travel machen ihr Hauptgeschäft mit Spanien-Urlaubern im Sommer.

Allen Unkenrufen zum Trotz hält Reisebüro-Präsident Klaus Laepple die Fahne hoch. Das Bekennervideo der El Kaida werde sich nicht negativ auf den Tourismus auswirken. Obwohl die Anschläge alles andere als Reiselust weckten, glaube er nicht, "dass die Leute jetzt aufs Reisen verzichten wollen, weil es irgendwo möglicherweise einen Anschlag geben könnte", sagte Laepple auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin. "Die Leute sind jetzt mehrere Sommer hintereinander zu Hause geblieben. Die wollen ja reisen."

Auch TUI-Vorstandschef Michael Frenzel demonstriert Zuversicht. "Wir haben aktuell keine negativen Kundenreaktionen. Wir glauben nicht, dass diese schrecklichen Anschläge eine Auswirkung auf unser Spaniengeschäft haben werden", sagte er vor der Presse. Alle Veranstalter betonen, es gebe bislang keine Stornierungen oder Umbuchungen.

Dennoch gibt es erste Anzeichen, dass potenzielle Urlauber zumindest verunsichert sind und abwarten. "Es gibt zwar bei uns keine Stornierungen. Aber wir haben in den vergangenen zwei Tage in unserem Call Center sofort gemerkt, dass Anfragen und Buchungen zurückgehen", sagte der Manager eines Reiseveranstalters, der für Direktvertrieb per TV-Reisesendungen verantwortlich ist.

Ein mutmaßlicher Sprecher der moslemische Extremistengruppe El Kaida hatte sich auf einem Videoband zu den Anschlägen von Madrid bekannt und mit noch verheerenderen Attentaten gedroht. Bei den Bombenanschlägen auf Pendlerzüge waren am Donnerstag 200 Menschen getötet und rund 1.500 verletzt worden
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