FOKUS 1-Ifo-Index fällt im Oktober den fünften Monat in Folge
Frankfurt, 28. Okt (Reuters) - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Oktober den fünften Monat in Folge verschlechtert. Dafür sind nach den Worten von Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn vor allem die trüberen Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe verantwortlich. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex für Westdeutschland sei im Oktober auf 87,7 Zähler von 88,2 Punkten im September zurückgegangen, teilte das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) am Montag mit. Von Reuters befragte Volkswirte hatten im Schnitt einen Rückgang auf 87,6 Zähler prognostiziert. Analysten sagten, positive Faktoren wie der zuletzt gesunkene Ölpreis und die jüngste Erholung an den Aktienmärkten hätten nicht ausgereicht, um den Unternehmen neue Hoffnung zu geben. Belastend wirke der finanzpolitische Kurs der neuen Bundesregierung. Sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte reagierten zunächst kaum auf die Ifo-Zahlen. Allerdings dämpften die gleichzeitig veröffentlichten Daten zum Wachstum der Geldmenge M3 im September etwas die Erwartungen einer baldigen Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB). VERARBEITENDES GEWERBE ERWARTET SCHLECHTERE GESCHÄFTE Die vom Ifo-Institut befragten rund 7000 Unternehmen beurteilten die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate erneut deutlich schlechter. Der Index für die Geschäftserwartungen fiel auf 97,9 Zähler von 99,3 im Vormonat. Ihre gegenwärtige Geschäftslage schätzten die Unternehmen dagegen als etwas verbessert ein. Der entsprechende Teilindex stieg auf 77,9 Punkte von 77,5 Punkten im September. In Ostdeutschland ging der Gesamtindex auf 97,9 von 98,5 im September zurück. Ifo-Chef Sinn erklärte, die Eintrübung des Geschäftsklimas in Westdeutschland habe sich aus ungünstigeren Meldungen des verarbeitenden Gewerbes ergeben. Im Bauhauptgewerbe, im Einzel- und im Großhandel sei der Klimaindikator dagegen etwas angestiegen. "Insgesamt ist im Westen wie im Osten eine leichte Verbesserung der aktuellen Geschäftslage bei weiter verschlechterten Erwartungen festzustellen", erklärte Sinn. REGIERUNGSKURS DÜRFTE STIMMUNG ZUSÄTZLICH BELASTEN Christoph Hausen von der Commerzbank sagte, Ursachen für den Index-Rückgang seien die Unsicherheit an den Aktienmärkten, der hohe Ölpreis und - nach der Bundestagswahl - die weitere Verschärfung des finanzpolitischen Kurses. "Mindestens bis zum ersten Quartal 2003 ist mit allenfalls schwachem Wachstum zu rechnen", sagte der Volkswirt. Auch Bernd Weidensteiner von der DZ Bank sah die Stimmung in der Wirtschaft durch die Diskussionen über Steuererhöhungen belastet. "In der gegenwärtigen schwachen Konjunkturlage hilft so eine Debatte nicht", sagte der Volkswirt. Der Ifo-Index bestätige die großen konjunkturellen Schwierigkeiten, die Deutschland als derzeitiges Schlusslicht der Euro-Zone habe. Uwe Angenendt von der ING BHF-Bank sagte, eine Trendwende sei nicht in Sicht. Zudem sei in viele Antworten auf die Umfrage des Ifo-Instituts der Inhalt des Koalitionsvertrags noch nicht eingegangen. Weil die Regierungspläne die Unternehmen belasten würden, dürfe man gespannt sein, wie der Index im kommenden Monat ausfalle. sob/sme
Quelle: REUTERS
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