20.03.12 11:37 dpa-AFX: ROUNDUP: 'John Carter': Disney schießt 200 Millionen Dollar auf den Mars
NEW YORK (dpa-AFX) - Disney landet mit dem Mars-Abenteuer 'John Carter'
einen der teuersten Flops der Filmgeschichte. Der Film werde im laufenden
Quartal voraussichtlich einen operativen Verlust von 200 Millionen Dollar
bringen, kündigte der Unterhaltungsriese am Montag nach US-Börsenschluss an. Das
Disney-Filmstudio werde als Folge das Vierteljahr mit einem operativen Verlust
von 80 bis 120 Millionen Dollar abschließen.
Das finanzielle Debakel zeichnete sich bereits seit einiger Zeit ab. Der
Film soll rund 250 Millionen Dollar gekostet haben - plus weitere rund 100
Millionen, die für Werbung ausgegeben wurden. Trotzdem ließ das Abenteuer nach
dem Buch von 'Tarzan'-Erfinder Edgar Rice Burroughs, in dem es einen Soldaten
aus dem amerikanischen Bürgerkrieg auf den Mars verschlägt, die US-Kinogänger
kalt. Selbst am Eröffnungswochenende spielte der Film nur etwa 30 Millionen
Dollar ein. Spätestens da war klar, dass Disney massiv Geld verlieren wird.
Das Interesse außerhalb der USA war etwas größer. Insgesamt spielte 'John
Carter' - in Deutschland mit dem Zusatztitel 'Zwischen zwei Welten' versehen -
bisher weltweit 184 Millionen Dollar ein. Allerdings müsste der Film nach
Einschätzung von Experten rund das Doppelte der Produktionskosten einnehmen,
damit Disney auf schwarze Zahlen kommt, denn ein erheblicher Teil der Erlöse
bleibt bei den Kinos.
Disney hatte sehr große Erwartungen in 'John Carter' mit seinen vielen
Spezialeffekten gesetzt. Laut Medienberichten hofften Studio-Verantwortliche im
besten Fall sogar auf eine Antwort auf James Camerons 'Avatar', den
erfolgreichsten Film der Geschichte. Es war der erste nicht-animierte Film von
Regisseur Andrew Stanton, der beim Studio Pixar große Erfolge mit den
Computer-Trickfilmen 'Findet Nemo' und 'Wall-E' gefeiert hatte.
Als Umfragen vor dem Kinostart ein desaströses Abschneiden des neuen Films
verhießen, gingen bereits die Schuldzuweisungen los. Anonyme
Studio-Verantwortliche erzählten Hollywood-Journalisten, der in diesem Geschäft
unerfahrene Stanton habe nicht auf Marketing-Experten gehört und zu viel
Kontrolle über den Film an sich gerissen. Seine Pläne für Fortsetzungen kann er
jetzt wahrscheinlich vergessen.
Für das Disney-Studio ist es schon der nächste kostspielige Misserfolg. Vor
einem Jahr ging der Animationsfilm 'Milo und Mars' an den Kassen unter. Zuvor
schnitten auch 'Prince of Persia - Der Sand der Zeit' und 'Duell der Magier'
deutlich schlechter als erwartet ab. In diesem Sommer gilt aber der
Superhelden-Film 'Avengers' als sicherer Hit, ebenso wie der nächste
Pixar-Animationsfilm 'Brave'.
'John Carter' wird die Lücke zwar noch mit internationalen Einnahmen und dem
DVD- und Blu-ray-Geschäft etwas schließen, am Ende scheint ein hoher Verlust für
Disney aber unvermeidlich.
Der Film reiht sich damit in die Liste großer Kassen-Katastrophen ein. Für
Disney sind die Folgen allerdings nicht so dramatisch, wie einst zum Beispiel
für das Studio United Artists, dem das Versagen des Westerns 'Heaven's Gate'
(geschätzte 45 Millionen Dollar Kosten, 3 Millionen Dollar Einnahmen) Anfang der
80er Jahre das Genick brach. Ein anderer legendärer Flop war Mitte der 90er
Jahre das Abenteuer 'Die Piratenbraut', das in den USA gerade einmal ein Zehntel
seines geschätzten 100-Millionen-Dollar-Budgets einspielte./so/DP/fn
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