Die Börsen stehen weiterhin im Banne des eskalierenden Handelskriegs, den D. T., der Unberechenbare, angezettelt hat. Am Rentenmarkt macht sich die Verunsicherung der Investoren durch steigende Kurse von Bundesanleihen bemerkbar, die bekanntlich als Save Haven gelten. So notieren zehnjährige Titel wie eine bis 2/2028 laufende Bundesanleihe (WKN 110244) bei ca. 101,65% und damit deutlich über dem Jahrestief von ca. 97,50% im Februar. Die Renditen für Zehnjährige sind gleichzeitig auf ein Niveau von rund 0,328% gefallen.
Jedoch ist eine weitere Eskalation des Handelskriegs nicht auszuschließen. So sollen diesen Freitag Zölle auf chinesische Importe in die USA im Wert von 34 Mrd. USD in Kraft treten, für die China bereits Vergeltung avisiert hat. Daraufhin hat wiederum der Egomane Trump mit weiteren Sonderzöllen auf chinesische Waren von mehr als 200 Mrd. USD gedroht. Ob nun Peking mit einem Währungskrieg auf den Handelskrieg reagiert, wird sich bald zeigen. Zumindest steht angesichts der Talfahrt des chinesischen Yuan die Frage im Raum, inwieweit China die Abwertung der eigenen Währung nutzt, auf Trumps Strafzölle zu reagieren. So schaukelt sich das System von Drohung und Gegendrohung immer weiter hoch – und die Vernunft scheint auf der Strecke zu bleiben.
Schließlich könnte diese Art des Protektionismus den globalen Handel weltweit zwei Billionen US-Dollar kosten, wie die Ratingagentur Fitch ausgerechnet hat. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass auch Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini für die Weltwirtschaft pessimistisch eingestellt ist. Das Extremrisiko eines Handelskriegs drohe schon bald das Wachstum zu belasten, und die US-Notenbank könnte gezwungen sein, die Zinsen wegen einer stetig steigenden Inflation schneller zu erhöhen, sagte er der Zeitung „Finanz und Wirtschaft“.
Dabei macht Trump bekanntlich vor Drohungen gegenüber US-Unternehmen nicht Halt. So hat er den Motorradhersteller Harley-Davidson nach dessen Ankündigung, Teile der Produktion aus den USA abzuziehen, mit Schimpftiraden per Twitter überhäuft. Seitdem verhalten sich andere Unternehmen zumeist still, fürchten sie doch indirekte Boykottaufrufe von Trump. Lediglich GM hat sich erst kürzlich ebenfalls sehr kritisch über die jüngsten Maßnahmen zum Schutz der US-Wirtschaft geäußert. Aber der US-Präsident droht nicht nur vermeintlich unpatriotischen US-Firmen mit hohen Steuern und Boykottaufrufen. Nun trifft der Bannstrahl aus Washington auch den Stuttgarter Autobauer Daimler. Die EU sei möglicherweise so schlimm wie China, nur kleiner, hatte der US-Präsident gewettert, um erneut mit der Verhängung eines 20-prozentigen Einfuhrzolls auf Autos zu drohen. Dabei richtete er seinen Zeigefinger ausdrücklich in Richtung Untertürkheim, wo die Daimler-Zentrale sitzt. „Sie schicken uns ihren Mercedes, wir können unsere Autos nicht einführen“, dröhnte Trump. Jedoch unterbreitete gestern Abend angeblich der neue US-Botschafter Grenell den deutschen Autobossen eine Lösung im Auto-Zollstreit. Allerdings könnte es sich hierbei um eine bewusste Finte handeln, da die Eingeladenen die falschen Entscheider für Zölle sind!
Dabei haben die US-amerikanischen Firmen durchaus auch noch andere Probleme, die man anpacken sollte - etwa die hohe Verschuldung. So mache eine Rekordverschuldung die US-Unternehmen so verwundbar wie kurz vor Ausbruch der Finanzkrise, warnt die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P). Der „Schulden-Exzess“ berge „signifikante Risiken“, schreiben die Analysten. So haben US-Unternehmen insgesamt Schulden von 6,3 Bill. USD angehäuft. Damit sind die Schulden seit 2006 um 150% gestiegen, aber die Unternehmen verdienen jetzt auch deutlich mehr.
Allerdings addieren sich die Schulden inzwischen auf mehr als das Vierfache des operativen Gewinns, so S&P. Im Jahr 2006 war es noch weniger als das Dreifache. Damit droht den US-Firmen das Ergebnis der weltweiten Strategie der Notenbanken auf die Füße zu fallen. Schließlich haben diese nach der Finanzkrise über Kredite und Anleihekäufe Billionen von US-Dollar in die Finanzmärkte gepumpt und parallel dazu die Zinsen extrem niedrig gehalten. Die Rechnung für diese expansive Geldpolitik könnte also schon bald den US-Unternehmen serviert werden.
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