Wer hat denn die Annahme vertreten, dass Jinko in Q3 keinen Gewinn erwirtschaftet? Ich jedenfalls nicht!
Ich teile die Einschätzung des Gesamtmarkts, dass Jinko in Q2 einen klaren earnings-peak geshen hat und fortan wieder mit deutlich sinkenden Gewinnmargen und Quartalsgewinnen kämpfen wird.
Sollte sich der aktuelle Trend eines gigantischen Kapazitätsausbaus trotz bereits massiver Überkapazitäten und seit Q2 2023 Monat für Monat rasant fallender Modulpreise weiter fortsetzen, könnte Jinko binnen weniger Quartale, d.h. in Q1 oder Q2 2024, erneut in die Verlustzone rutschen.
Und genau dieses Szenario scheint die Börse in den letzten Monaten vorweg genommen zu haben.
Die Charts von Jinko oder Canadian ähneln fatal dem Chart einer K+S AG, wo auch viele Forenteilnehmer selbst dann noch von KGV 2 oder 3 phantasiert haben, als die Düngerpreise bereits abstürzten.
Exakt dieses Szenario, nur mit ca. 6 Monaten Zeitversatz sehen wir jetzt am PV-Markt.
Die Firmen haben in Q2 Rekordgewinne erzielt und viele Anleger machen den gewaltigen Fehler, diese Quartalsgewinne gedanklich in die Zukunft fortzuschreiben und von KGV 3 zu träumen.
In China spricht man mittlerweile offen von 1 RMB bzw. 12 Cent je PV Watt Peak.
Ich weiß nicht, woher du die Informationen hast, in China seien PV-Module teurer als in Europa.
Das ist meiner Kenntnis nach NICHT der Fall. Wäre auch komisch, wenn Module, die zu hohen Kosten um die halbe Welt geschippert wurden, in Europa billiger angeboten würden als im Heimatmarkt China, wo die Konkurrenz noch deutlich größer ist, da viele kleinere chinesisches PV-Anbieter überhaupt nicht im Exportgeschäft tätig sind.
www.pv-magazine.com/2023/09/08/...20for%2520market%2520share.
www.solarserver.de/photovoltaik-preis-pv-modul-preisindex/
Ich bin selbst in Jinko und Canadian investiert. Aber ich kann nur davor warnen, sich von Argumenten wie KGV 3 einlullen zu lassen und die Augen vor den potenziell dramatischen Folgen des durch massive Überkapazitäten und gigantische Erweiterungsinvestitionen forcierten Absturzes der Modulpreise für die kurz- und mittelfristige Profitabilität der chinesischen PV-Hersteller zu verschließen.
Wenn der Markt davon ausginge, dass Jinko bei 30% Umsatzwachstum tatsächlich in der Lage wäre, eine nachhaltige EBIT-Marge von 5% zu erzielen, stünde die Aktie nicht da wo sie steht. Der Markt befürchtet ganz klar eine Rückkehr von Jinko und Co in längst vergangen geglaubte Zeiten mit hohem Umsatzwachstum bei unterirdischen Bruttogewinnmargen.
Ein Unternehmen, dass keine nachhaltigen, entziehbaren Cashflowüberschüsse erwirtschaftet, ist betriebswirtschaftlich nichts wert. Shareholder Value = Barwert der Nettozuflüsse der Anteilseigner. Bis auf Goldwind kenne ich keinen wirtschaftlich bedeutenden Player unter den PV- oder Windenergieherstellern, der dividendenfähig wäre bzw. regelmäßig Dividenden ausschüttet.
Und leider kann ich derzeit nicht erkennen, dass Jinko oder Canadian eine Dividende für internationale Anleger auch nur anstreben geschweige denn konkret planen würden. Und das, obwohl wir hier von stinknormalen Produktionsunternehmen vergleichsweise einfach zu entwickelnder Investitionsgüter sprechen und nicht etwa von Techgiganten mit riesigen Zukunftsinvestitionen in immaterielles Vermögen wie KI o.ä., wo Gewinne oder überhaupt Einnahmen typischerweise erst nach jahrelangen Entwicklungsprozessen anfallen. Bei Jinko und Co. ist schlichtweg das Problem, dass sie trotz hoher Buchgewinne permanent mehr Geld investieren als sie an freien Cashflows erwirtschaften und sich mithin stetig immer weiter verschulden.
Sinkende Profitabilität und dauerhaft negative Free Cashflows sind kein Stoff für nachhaltig steigende Aktienkurse... ach wäre das schön, wenn die Chinesen das irgendwann einmal verstünden und Jinko und Co. auch nur ansatzweise eine First Solar, Enphase oder Solaredge vergleichbare langfristige Kursperformance erzielen würden, damit endlich nicht mehr nur Kurzfristzocker und Shortseller sondern auch Langfristinvestoren Freude an diesen Aktien haben können...