Die Allianz-Arena in München hat ihren Namen durch ein Namenssponsoring der Allianz SE erhalten, einem der weltweit größten Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen.
Dienstag, 15.02.2022 12:05 von | Aufrufe: 1893

ALLIANZ IM FOKUS: Rekordjahr mit bitterer Pille

Die Allianz-Arena in München hat ihren Namen durch ein Namenssponsoring der Allianz SE erhalten, einem der weltweit größten Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen. ©Wolfgang Manousek https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Wenn die Allianz (Allianz Aktie) an diesem Freitag (18. Januar) ihre Ergebnisse des zweiten Corona-Jahres vorlegt, winkt ihr im Tagesgeschäft ein Rekordergebnis. Doch eine Milliardenklage in den USA könnte unter dem Strich zu einem Gewinneinbruch führen. Der Vorstand versucht die Aktionäre mit der Aussicht auf steigende Gewinne und Dividenden zu ködern. Was bei der Allianz los ist, was Analysten sagen und wie sich die Aktie entwickelt.

DAS IST LOS BEI DER ALLIANZ:

Nachdem die Corona-Pandemie bei der Allianz im Jahr 2020 am Gewinn gezehrt hatte, hat der Vorstand für 2021 im Tagesgeschäft ein so gutes Ergebnis in Auge gefasst wie noch nie. So soll der operative Gewinn das obere Ende der ursprünglichen Zielspanne von 11 bis 13 Milliarden Euro erreichen. Nachdem das Ergebnis in den Jahren 2016 bis 2019 von gut 11 Milliarden auf knapp 11,9 Milliarden Euro gestiegen und im ersten Corona-Jahr auf knapp 10,8 Milliarden gefallen war, brachte 2021 also voraussichtlich einen kräftigen Sprung.

Dabei standen die Zeichen angesichts der Flutkatastrophe in Deutschland und mehreren Nachbarländern auf den ersten Blick nicht gerade gut für den Platzhirsch unter den deutschen Versicherern. Doch wer mit immensen Belastungen für den Dax-Konzern gerechnet hatte, wurde überrascht: Zwar rechnete der Vorstand infolge der Zerstörungen zuletzt mit Bruttoschäden von mehr als einer Milliarde Euro. Doch weil die Allianz einen Gutteil ihrer Risiken bei anderen Unternehmen rückversichert hatte, verbuchte sie bisher lediglich eine Nettobelastung von etwa 400 Millionen Euro.

Schon in den Vorjahren hatte Vorstandschef Oliver Bäte die Risiken durch Naturkatastrophen für den Münchner Versicherer stark gedeckelt. So kam die Allianz auch bei den Zerstörungen durch Hurrikan "Ida" bisher glimpflich davon - wie zuvor schon bei anderen schweren Sturmereignissen in den USA.

Deutlich teurer dürfte den Konzern ein Rechtsstreit in den USA zu stehen kommen. Mehrere Investoren haben die Allianz in den USA wegen Verlusten verklagt, für die sie die Fondstochter Allianz Global Investors (AGI) verantwortlich machen. Das US-Justizministerium und die Wertpapieraufsicht SEC haben sich in die Angelegenheit eingeschaltet. Es geht um Schadenersatzforderungen und mögliche Strafen in Milliardenhöhe.

Die AGI sitzt in Frankfurt und ist die kleinere der zwei Allianz-Vermögensverwaltungsgesellschaften, ungleich größer ist die US-Tochter Pimco. Bei den Klagen geht es um sogenannte Alpha Fonds der AGI, die im Jahr 2020 erhebliche Einbußen erlitten hatten. Den Vorwürfen zufolge sollen die Fondsmanager die eigenen Richtlinien nicht eingehalten und nicht angemessen auf die Marktentwicklung in der frühen Phase der Corona-Pandemie reagiert haben. Dies soll wiederum die hohen Verluste der Investoren verursacht haben.

Wie teuer die Angelegenheit den Konzern zu stehen kommen könnte, hat der Allianz-Vorstand bisher nicht zu sagen gewagt. Er sprach lediglich von einem "relevanten Risiko", dass die Angelegenheit "erhebliche Auswirkungen auf künftige Finanzergebnisse der Allianz Gruppe" haben könnte. Zu den Klägern gehören nach US-Medienberichten unter anderem die New Yorker Metro, der Lehrer-Pensionsfonds im Bundesstaat Arkansas und die Gewerkschaft Teamsters. Die Allianz-Managerin Jacqueline Hunt, die in der fraglichen Zeit für die Fondssparte zuständig war, hat den Vorstand bereits vorzeitig verlassen.

Finanzvorstand Giulio Terzariol hielt es im November für denkbar, dass die Allianz Ende 2021 eine Rückstellung für die Folgen des Rechtsstreits bildet. Als sicheren Zeitplan wollte er dies jedoch nicht verstanden wissen.


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Für die kommenden Jahre hat sich die Allianz Anfang Dezember neue Geschäftsziele gesetzt. Demnach sollen Umsatz, Gewinn und Dividenden in den Jahren bis 2024 weiter steigen. Auch für 2021 kündigte der Vorstand eine höhere Ausschüttung an - trotz der drohenden Milliardenbelastung in den USA.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Branchenexperten zufolge dürfte die Allianz ihre eigenen Ziele im Tagesgeschäft im vergangenen Jahr sogar übertroffen haben. Vom Konzern selbst bis 8. Februar befragte Analysten rechnen im Schnitt mit einem operativen Gewinn von 13,2 Milliarden Euro, fast 23 Prozent mehr als im Vorjahr und rund 200 Millionen mehr als zuletzt vom Vorstand vorhergesagt. Alle drei Sparten dürften zu dem Anstieg beigetragen haben. Unter dem Strich erwarten die Analysten einen Überschuss von 8,5 Milliarden Euro, eine Steigerung um fast 25 Prozent.

Eine Rückstellung für die Milliardenklage in den USA ist in den meisten Schätzungen aber nicht berücksichtigt. Branchenexperte Philip Kett vom Analysehaus Jefferies hält eine Rückstellung im 2021er-Jahresabschluss zwar für möglich. Wahrscheinlicher ist dies aus seiner Sicht aber bis zum zweiten Quartal des laufenden Jahres. Er hat seinen Berechnungen für 2022 eine Belastung von 6,5 Milliarden Euro zugrundegelegt.

Sein Kollege Michael Huttner von der Bank Berenberg geht von 5,8 Milliarden Euro aus - und erwartet, dass die Allianz diese Belastung im Jahresabschluss 2021 verbucht. Demnach erwartet er für das abgelaufene Jahr einen Gewinneinbruch auf gut 3,6 Milliarden Euro.

Nachdem die Allianz ihren Aktionären für 2021 eine mindestens fünfprozentige Dividendenerhöhung versprochen hat, rechnen von Bloomberg befragte Analysten sogar mit einer Erhöhung um 11,5 Prozent auf 10,70 Euro.

Die neun von dpa-AFX erfassten Analysten, die ihre Einschätzungen seit dem Jahreswechsel erneuert haben, sind der Allianz-Aktie überwiegend zugetan. Sieben der Experten raten zum Kauf der Aktie, zwei zum Halten. Für einen Verkauf plädiert keiner von ihnen. Im Schnitt schreiben sie dem Papier ein Kursziel von rund 262 Euro zu - gut 16 Prozent über dem jüngsten Börsenkurs. So teuer war das Papier selbst kurz vor dem Ausbruch der Pandemie nicht gehandelt worden.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Corona-Krise hat der Allianz-Aktie zwischenzeitlich ordentlich zugesetzt und Anfang 2020 den stärksten Kursrutsch seit der Finanzkrise 2008/2009 ausgelöst. Damals war der Allianz-Kurs im November 2008 fast bis auf 45 Euro abgestürzt. Seither war es trotz mehrerer Turbulenzen in der großen Linie immer weiter aufwärts gegangen - bis auf 232,60 Euro im Februar 2020. Dann sackte der Kurs im allgemeinen Corona-Crash an den Finanzmärkten binnen weniger Wochen um fast die Hälfte auf gut 117 Euro ab.

Von diesem Einbruch hat sich die Aktie inzwischen wieder weitgehend erholt. Doch die Entwicklung verlief alles andere als gleichmäßig. Ab Mitte Juni 2021 tauchte ihr Kurs wieder ab und entwickelte sich damit deutlich schlechter als der Dax. Die Nachricht von der Milliardenklage in den USA löste Anfang August 2021 im Tagesverlauf sogar einen Kursrutsch um zeitweise fast zehn Prozent aus.

Erst Anfang des neuen Jahres knüpfte das Allianz-Papier mit einem steilen Kursanstieg wieder an die Marktentwicklung an und entwickelte sich seitdem sogar besser als der Leitindex. Vor wenigen Tagen wurde die Aktie mit 232,50 Euro praktisch so teuer gehandelt wie kurz vor dem Corona-Crash 2020. Seitdem ging es wieder bis auf zuletzt rund 225 Euro abwärts.

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 92 Milliarden Euro ist die Allianz an der Börse fast 40 Prozent höher bewertet als ihre französische Konkurrentin Axa (AXA Aktie) und mehr als dreimal so hoch wie der italienische Versicherungskonzern Generali ./stw/lew/mis

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