Werk der Bayer AG in Krefeld.
Freitag, 11.02.2022 13:11 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 1057

Analysehaus LeanVal: Im Bann der Zinsangst: Strategie anpassen? Worauf es für Anleger jetzt ankommt

Werk der Bayer AG in Krefeld. © Michael-Victor-Photo/iStock Editorial / Getty Images Plus/Getty Images

Es wird ernst. Die Zinserwartungen steigen. Was die Zinswende für Anleger bedeutet und wie man sich zinsunabhängig positioniert, skizziert Prof. Peter Schömig (Bild), Managing Director vom Analysehaus LeanVal Research.

"Die Antwort auf die Frage nach den Auswirkungen einer Zinserhöhung erscheint durchaus komplex, zumal zwischen den realwirtschaftlichen Auswirkungen und den Erwartungen der Marktteilnehmer zu unterscheiden wäre. Da an den Börsen aber die Zukunft gehandelt wird, können antizipierte Zinserhöhungen deutliche Reaktionen auslösen, die in ihrem Ergebnis stärker ausfallen als es die Realität notwendig gemacht hätte.

Bewertungsmethoden der Börse

Die an der Börse üblichen angewandten Bewertungsmethoden benutzen die durchschnittlichen Kapitalkosten eines Unternehmens, um dessen Wert zu ermitteln. Diese setzen sich aus den Eigenkapital- und Fremdkapitalkosten zusammen. Bei einer Zinserhöhung steigen die Kapitalkosten, was folglich zu einer Reduktion der Unternehmenswerte führen sollte. Dieser Umstand wird noch verstärkt, wenn die EZB auch gleichzeitig ihre Anleihekäufe reduziert.

Die in der Vergangenheit hohe Nachfrage nach Anleihen durch die europäische Zentralbank hat zu einer spürbaren Senkung des Risikoaufschlags für Unternehmen auch geringerer Bonitäten geführt. Das bedeutete letztlich, dass auch Unternehmen mit einem nicht unerheblichen Risiko nicht nur vereinfacht, sondern auch billiger zu zusätzlichem Fremdkapital kamen. Allein seit 2015 verbilligte sich der Risikoaufschlag für Anleihen mit einem BBB Rating um 0,5 Prozent.

Der günstige Zugang zu Geld führte aber in der Konsequenz nicht nur zu einem erhöhten Bewertungsniveau (steigende Aktienkurse), sondern auch zu einer erhöhten Fremdkapitalaufnahme und zu einem hohen Akquisitionsniveau. Dies wiederum hatte zur Folge, dass sich die Bilanzstruktur vieler Unternehmen deutlich verschlechterte. Nicht nur höhere Verschuldungsgrade, sondern auch eine massive Ausweitung immaterieller Vermögensgegenstände waren die Folge. Als auffälligstes Beispiel sei die Bayer AG erwähnt.

Reaktionen nach Zinserhöhungen

Als Ergebnis der antizipierten Zinserhöhung lassen sich eine Vielzahl von Reaktionen erwarten. Risikostärkere Geschäftsmodelle mit hohem Kapitalbedarf sowie Unternehmen mit bereits angespannter Kapitalstruktur werden mehr gemieden.


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Darüber hinaus führt ein Anstieg des Zinsniveaus zu Anlagealternativen außerhalb des Aktiensegments zum Beispiel in den Bereich der Festzinsanlagen, was wiederum den Druck auf den Aktienmarkt verstärken würde. Hierbei würden konsequenterweise kleine und mittlere Unternehmen mehr leiden als sehr große Unternehmen.

Fazit

Als Fazit lässt sich festhalten, dass aufgrund von Zinserhöhung Themeninvestments, beispielsweise mit Fokus auf Momentum oder Growth als auch Small Caps signifikant schlechter abschneiden könnten, da dort enthaltene Unternehmen bereits teurer oder aufgrund der oben geschilderten Zusammenhänge risikobehafteter sind. Von fallenden Aktienmärkten können sich auch ETF´s per se nicht abkoppeln, da diese ja genau einen Markt abbilden.

Bei all den hier geschilderten Faktoren bleibt die Inflation als Grundlage der Zinserhöhung noch gänzlich unberücksichtigt. Diese hat jedoch letzten Endes auch einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Gewinn- und Verlustrechnung einzelner Unternehmen, da sich die Kostenstruktur hierdurch verändert und einen Gewinnrückgang zur Folge haben könnte.

In der Konsequenz lässt sich somit schlussfolgern, dass die Erhöhung von Zinsen die lang vernachlässigte differenzierte Aktienselektion in den nächsten Monaten deutlich wichtiger erscheinen lässt."

Text: Prof. Peter Schömig, LeanVal Research und Gina Moesing, wallstreet:online Zentralredaktion

Kurzvita des Autors:

Prof. Dr. Peter Noel Schömig ist Co-Founder und Managing Partner der LeanVal Invest GmbH. Er ist seit mehr als 20 Jahren für diverse Asset Management Gesellschaften in führenden Positionen tätig.

Als Asset Manager und Buy-Side Analyst wurde er sowohl im Rahmen der renommierten Thomson Extel Survey als auch vom Institutional Investor Magazin mehrfach als einer der besten Buy-Side Analysten Europas ausgezeichnet.

 

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