Mittwoch, 03.06.2020 07:57 von Sven Vogel | Aufrufe: 297

Amazon hat Appetit auf noch mehr

Bewegt sich der ausgestreckte Zeigefinger von Jeff Bezos und Amazon auch nur in die Richtung einer Branche, zucken die Vertreter dieser zusammen. Schwebt doch das „eure Gewinnmarge ist meine Chance“-Mantra furchteinflößend über Bezos und Amazon.

Und auch wenn oder gerade weil Amazon im ersten Quartal des Jahres 2020 seinen Umsatz im Jahresvergleich einmal mehr um erstaunliche 26 % steigern konnte, ein absolutes Plus von absurden 16 Milliarden US-Dollar, begibt sich Amazon nun mit großem Appetit auf Shopping-Tour. Die auserkorenen Ziele: eine Kinokette, eine Einkaufskette und ein Spezialist für selbstfahrende Fahrzeuge.

Lasst uns einen Blick darauf werfen, was diese Übernahmeziele bedeuten könnten.

Mehr Offline-Flächen, noch schnellere Lieferung und noch mehr Eigenmarken

JCPenney, ein US-Einzelhändler mit einigen hundert Läden, in denen Möbel, Bekleidung und Elektroartikel verkauft werden, ist in argen finanziellen Nöten. Amazon überlegt es sich nun angeblich einzuspringen.

Amazon versucht damit zwei Fliegen mit einer Klappe zu erwischen. Zunächst ist sich der Amazon-Deutschlandchef sicher, „dass Kunden offline einkaufen“ und „dass sie Vielfalt mögen“, und mit den zusätzlichen Verkaufsflächen würde man diesen Umstand befriedigen. Hinzu kommt, dass es sich bei einem großen Teil der bei JCPenney angebotenen Waren um Eigenmarken handelt. Und eine Steigerung des Eigenmarken-Anteils ist eine der vielfältigen Amazon-Anstrengungen. Wieso? Naja, denken wir an die Worte von Jeff Bezos: „Deine Gewinnmarge ist meine Chance.“

Hinzu kommt möglicherweise noch eine dritte Fliege: die Warenhäuser von JCPenney. Mit einem immer weiter verzweigten Netz an Lagerhäusern könnte man den Reiz einer Amazon-Bestellung weiter steigern. Also noch schneller liefern als bisher schon.

Mit Amazon Prime bald umsonst ins Kino

Ebenfalls scheint Amazon auch an der internationalen Kinokette AMC Theatres interessiert zu sein. Bereits vor einigen Wochen berichteten Zeitungen darüber. Auch hier geht es sicherlich um mehr als nur die Flächen der Kinokette. Dahinter dürfte sich vielmehr der Wunsch verstecken, seinen eigenen Filmbemühungen einen weiteren Schub zu verpassen.

Denn würde es nicht sensationell gut klingen, wenn man mit einer Amazon-Prime-Mitgliedschaft nicht nur kostenlos auf dem eigenen Sofa Filme schauen könnte, sondern auch mit Popcorn und Cola im Kinosessel? Ohne dabei zuvor die eigene Geldbörse zücken zu müssen. Falls du dir schon einmal ein Kino in deiner Nähe rauspicken möchtest, in Deutschland versteckt sich AMC Theatres hinter der UCI Kinowelt.

Selbstfahrende Lieferwagen von Amazon

Ebenfalls das Amazon-Interesse hat nun offenbar ein Unternehmen mit dem Namen Zoox geweckt. Zoox rüstet nicht nur andere Fahrzeuge mit Hard- und Softwareergänzungen zu selbstfahrenden Robo-Fahrzeugen auf, sondern versucht sich auch an eigenen Fahrzeugen und Mobilitätsdienstleistungen.

Das ist alles andere als ein neues Thema für Amazon. Immerhin beteiligte man sich jüngst bereits an dem Elektroautobauer Rivian und an Aurora, einem weiteren Spezialisten für selbstfahrende Fahrzeuge. Wobei Aurora sich anders als Zoox ausschließlich darauf konzentriert, Fahrzeuge von anderen Herstellern mit dem Aurora Driver aufzurüsten.

Die Zoox-Übernahme wäre also nun der allererste Schritt eines direkten Einstiegs in die Mobilitätsbranche. Und ein weiteres Indiz dafür, dass Jeff Bezos sehr viel lieber eigene Amazon-Lieferwagen auf den Straßen sehen würde als Fahrzeuge anderer Hersteller und anderer Lieferdienste.

Noch sind die Verträge nicht unterschrieben

Zugegeben, während ich diese Zeilen hier schreibe, handelt es sich lediglich um Gerüchte. Noch sind keine Verträge ausgehandelt und Tatsachen geschaffen. Alle drei Amazon-Überlegungen zeigen aber, wie gewaltig der Amazon-Appetit noch immer ist. Und je größer Amazon selbst wird, auf ein umso hungrigeres Amazon sollten wir uns einstellen.

In diesem Sinne, auf ambitionierte Unternehmen, erfolgreiches Investieren und Fool on!


Offenlegung: John Mackey, CEO von Whole Foods Market, eine Amazon-Tochter, ist Mitglied im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool empfiehlt und besitzt Aktien von Amazon und empfiehlt die folgenden Optionen: short Januar 2022 $1940 calls auf Amazon und long Januar 2022 $1920 calls auf Amazon.

Über den Autor

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Motley Fool Deutschland
Sven ist nun bereits beinahe ein Jahrzehnt ein leidenschaftlicher Investor. Seit 2015 ist er als Freiberufler für The Motley Fool tätig und seit 2017 mit Deutschland-Premiere von Rule Breakers – Unternehmen, die die Welt verändern der verantwortliche Chefredakteur für diesen Service. In seiner Freizeit treib er viel Sport, kocht und isst gerne mediterran und liest meist irgendetwas, was im weitesten Sinne mit Wirtschaft, Börse und Finanzen zu tun hat.
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