Donnerstag, 11.04.2024 10:23 von Frankfurter Börsenexperten | Aufrufe: 304

Rohstoffe: Goldpreisrally ohne Ende

Der Goldpreis knackt einen Rekord nach dem anderen. Doch viele hatten sich 2023 und Anfang 2024 verabschiedet – zu früh. Auch Öl- und Industriemetalle wie Kupfer sind im Preis gestiegen, dank etwas besserer Konjunkturaussichten.

11. April 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Rohstoffpreise sind derzeit im Höhenflug. Die Gründe: zunehmender Konjunkturoptimismus und im Fall von Gold die Aussicht auf sinkenden Zinsen. Für den Goldpreis geht es seit nunmehr fast zwei Monaten nur noch bergauf: Gold kostete am Dienstag dieser Woche in der Spitze 2.365 US-Dollar pro Unze – so viel wie noch nie. Mitte Februar waren es noch weniger als 2.000 US-Dollar. Auch in Euro wurde ein neues Allzeithoch markiert. Der Silberpreis ist ebenfalls stark gestiegen.

Das schlägt sich auch im ETC-Handel nieder: „Bei uns dreht sich im Moment sehr viel um Gold- und Silber-ETCs“, berichtet Leo Puschmann, der bei Lang & Schwarz ETFs und ETCs handelt. Viele Käufe sieht Puschmann vor allem für Xetra-Gold (DE000A0S9GB0), aber auch mehrfach gehebelte Gold- und Silberpreis-Tracker (IE00B8HGT870IE00B7XD2195), ). Ebenfalls guter Nachfrage erfreuten sich Goldminen-ETFs wie der iShares Gold Producers- (IE00B6R52036) und der VanEck Junior Gold Miners-ETF (IE00BQQP9G91).

Noch höheres Niveau oder alles nur Blase?

Mit dem starken Preisanstieg wird so mancher auf dem falschen Fuß erwischt. Denn die ersten Wochen dieses Jahres waren – wie das gesamte Vorjahr – von Abflüssen aus Gold-ETCs geprägt. Auch im März hat sich der Negativtrend fortgesetzt, wie Mobeen Tahir von WisdomTree berichtet.

Für die weitere Entwicklung des Goldpreises ist Tahir zuversichtlich: Der Preis könne zwischenzeitlich zwar noch nachgeben. „Sobald die Zinssenkungen jedoch zur Gewissheit werden, könnte der Goldpreis auf ein höheres Niveau steigen.“ Die Commerzbank ist hingegen skeptischer. „Zunehmend drängt sich der Eindruck einer rationalen Blase am Goldmarkt auf, also einer Bewegung, die weniger durch fundamentale Argumente als durch die Erwartung getrieben wird, dass sich der Preisanstieg fortsetzt“, stellt Rohstoffanalystin Thu Lan Nguyen fest.

Rege gehandelt werden auf Xetra neben Xetra-Gold aktuell vor allem andere Gold-ETCs, etwa von Amundi, Invesco, iShares oder Xtrackers (DE000A2T5DZ1DE000A1EK0G3), außerdem viele Silber-ETCs wie der Xtrackers Physical Silver (DE000A1E0HS6) und der WisdomTree Physical Silver (JE00B1VS3333). Der Bestand an Xetra-Gold ist abermals leicht gefallen und liegt derzeit bei 179 Tonnen. Ende 2023 waren es 199 Tonnen, Ende 2022 noch 231 Tonnen.

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Auf der Top-Ten-Liste der umsatzstärksten ETCs auf Xetra im März finden sich fast ausschließlich Gold- und Silberpreis-Tracker, allen voran Xetra-Gold, gefolgt von Xtrackers Physical Gold EUR Hedged (DE000A1EK0G3), Invesco Physical Gold (IE00B579F325), Amundi Physical Gold (FR0013416716) und dem WisdomTree Physical Silver (JE00B1VS3333). Auffällig ist der achte Platz mit dem WisdomTree Cocoa 2x Daily Leveraged (JE00B2NFV803), der den Kakaopreis mit Hebel 2 wiedergibt. Der erste Industriemetall-ETC steht erst auf Platz 18, der WisdomTree Copper (GB00B15KXQ89), der erste Öl-ETCs sogar erst auf Platz 21, der WisdomTree WTI Crude Oil (GB00B15KXV33).

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Öl: „Konjunkturoptimismus und Angebotsrisiken“

Auch der Ölpreis ist dieses Jahr gestiegen und hat sogar wieder die 90 US-Dollar-Marke für das Barrel Brent erreicht – erstmals seit Oktober 2023. „Dazu beigetragen hat eine Mischung aus Konjunkturoptimismus und Angebotsrisiken“, erklärt Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen.

Im Xetra-Handel stehen Ölpreis-Tracker derzeit im Schatten der Edelmetall-ETCs. Puschmann sieht aber durchaus einiges an Umsatz in Öl- und Gasaktien-ETFs wie dem iShares Oil & Gas Exploration & Production-ETF (IE00B6R51Z18>). Der März war WisdomTree zufolge von Abflüssen aus Öl-ETCs geprägt. Tahir macht aber Gründe für den Preisanstieg aus: „Nachdem die Kürzungen der OPEC+ bekräftigt wurden, werden die globalen Ölmärkte nach den jüngsten Prognosen der Energy Information Administration in der ersten Jahreshälfte 2024 wahrscheinlich ein Defizit aufweisen.“  

Stimmungsumschwung bei Industriemetallen

Auch die Industriemetallpreise haben sich nach oben bewegt. Kupfer wurde Anfang der Woche in der Spitze bei fast 9.500 US-Dollar gehandelt, das ist der höchste Stand seit Sommer 2022. „Bei den Industriemetallen gab es ermutigende Anzeichen für eine Erholung“, bemerkt Tahir. Er zeigt sich weiterhin optimistisch bezüglich der langfristigen Aussichten für Kupfer – unter anderem wegen steigender Nachfrage durch die Energiewende. Auch die anziehenden Einkaufsmanagerindizes in China seien ein positives Zeichen. „Tatsächlich deuten die Nettozuflüsse bei Industriemetallen auf einen Stimmungsumschwung im Vergleich zum letzten Jahr hin.“ Viel gehandelt werden der WisdomTree Copper (GB00B15KXQ89) und der WisdomTree Industrial Metals (GB00B15KYG56).

Von Anna-Maria Borse, 11. April 2024, © Deutsche Börse AG


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