Die Skyline von Frankfurt am Main.
Donnerstag, 10.02.2022 16:34 von | Aufrufe: 766

ROUNDUP 2: Deutsche Börse weiter ohne große Übernahmen auf Wachstumskurs

Die Skyline von Frankfurt am Main. pixabay.com

(Aussagen des Vorstands und Analyst)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Erträge- und Gewinnplus unter erschwerten Bedingungen rechnet die Deutsche Börse in diesem Jahr wieder mit Rückenwind durch bessere Marktbedingungen. Das Kerngeschäft im Derivate- und Aktienhandel sowie der Abwicklung und Aufbewahrung von Wertpapieren soll nach einem Rückgang im vergangenen Jahr wieder die Erlöse antreiben - bestärkt etwa von der erwarteten Zinswende in den USA. Größere Übernahmen strebt Konzernchef Theodor Weimer trotz gut gefüllter Kasse aber nach wie vor nicht an: "Das Thema großer Deal ist bei uns nicht auf der Agenda", sagte er bei der Bilanzvorlage des Dax-Konzerns am Donnerstag. "Unser Ergebnis nimmt uns den Druck, hier übermäßig aggressiv vorzugehen."

Am Finanzmarkt wurden die Zahlen und der Ausblick verhalten aufgenommen. Die Aktie gab in einem positiven Umfeld zuletzt etwas mehr als ein Prozent auf 156,50 Euro nach - damit gehörten die Frankfurter zu den schwächsten Werten in der ersten Börsenliga. In den vergangenen Wochen ist der Wert der Deutsche-Börse-Anteile aber auch deutlich gestiegen.

Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Börse den mehrheitlichen Erwerb des US-Stimmrechtsberaters ISS sowie des schweizerischen Fintechs Crypto Finance abgeschlossen. Auch dank dieser Zukäufe, mit denen sich das Unternehmen unabhängiger von Marktschwankungen macht, sowie aufgrund eines lebhaften Geschäfts mit Fonds und an der Strombörse steigerte der Frankfurter Marktbetreiber seine Nettoerlöse zum Vorjahr um neun Prozent auf 3,5 Milliarden Euro.

Damit setzte die Deutsche Börse ihren Wachstumskurs fort, obwohl die wichtigen Segmente Aktien- und Derivate-Handel erwartungsgemäß nicht an das hohe Niveau von 2020 anknüpfen konnten. Auch das zweitgrößte Segment Nachhandel stagnierte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um neun Prozent auf gut zwei Milliarden Euro zu, wie das Unternehmen am Mittwochabend mitgeteilt hatte.

Erlöse und operatives Ergebnis entsprachen damit sowohl den Erwartungen der Analysten als auch denen des Konzerns. Unter dem Strich stieg der Gewinn um zwölf Prozent auf etwas mehr als 1,2 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen eine um 20 Cent erhöhte Dividende von 3,20 Euro je Papier erhalten - zwei Cent weniger als von Analysten erwartet.

Wenig überrascht von den Zahlen zeigte sich Analyst Gurjit Kambo von der US-Bank JPMorgan - auch wenn das operative Ergebnis im vierten Quartal leicht über Erwartung ausfiel. Die Prognose für 2022 entspreche den Erwartungen am Markt. "Aber sofern die Deutsche Börse bisher nicht eingepreisten Rückenwind erhält, könnten die Schätzungen am Markt noch steigen." Die Experten der Privatbank Berenberg sowie des Analysehauses Kepler Cheuvreux erhöhten bereits ihre Kursziele.

Mit Blick auf die mittelfristige Prognose zeigte sich Konzernchef Weimer optimistisch. "Wir haben unsere Wachstumsziele erfüllt. Und alles spricht dafür, dass wir auch in den beiden noch verbleibenden Jahren von Compass 2023 wie geplant weiterwachsen werden", sagte er. "Wir werden im Jahresdurchschnitt zehn Prozent Wachstum erreichen: sowohl beim Ebitda als auch bei den Nettoerlösen", bekräftigte Weimer. Von dem Wachstum, das durch Zukäufe entstehen soll, habe der Konzern bereits zwei Drittel erzielt.

Im laufenden Jahr will der Vorstand das Wachstumstempo beibehalten. Die Nettoerlöse sollen auf 3,8 Milliarden Euro steigen, während das operative Ergebnis auf 2,2 Milliarden Euro anwachsen soll. Das entspräche jeweils einem Plus von rund acht Prozent.


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"Wir rechnen mit einer stetigen Verbesserung des zyklischen Umfeldes, wenn die USA im Laufe des Jahres die Zinswende einläuten - und davon können wir nach aktuellem Stand ausgehen", sagte Weimer. Auch geopolitische Spannungen wie in der Ukraine könnten das Kerngeschäft beflügeln. Denn die Börse profitiert von großen Handelsvolumen an den Märkten und dem Bedürfnis der Anleger, Investitionen abzusichern. Bereits in den ersten Wochen des Jahres sei zudem erkennbar, dass sich das starke Ergebnis der Strombörse fortsetze.

Im kommenden Jahr sollen die Erlöse dann auf rund 4,3 Milliarden Euro klettern. Beim operativen Gewinn gibt es kein absolutes Ziel. Doch ausgehend vom 2020er-Referenzwert, dem angepeilten Plus von zehn Prozent pro Jahr und der Aussage, dass die Marge stabil bleiben soll, ergäbe dies 2023 rechnerisch ein operatives Ergebnis von rund 2,5 Milliarden Euro. Diese Ziele halten die meisten Analysten noch nicht für realistisch. Um diese zu erreichen, müsste die Deutsche Börse wohl weiter zukaufen.

Weimer selbst sieht hier ja auch noch Handlungsbedarf. Zwar liege man den angepeilten Übernahmen etwas über dem Ziel, das sich das Unternehmen bei der Verabschiedung der 2023er-Ziele gesetzt hatte. Zwei Drittel davon seien erreicht - was ja aber im Umkehrschluss heißt, dass noch ein Drittel offen ist./jcf/ben/zb/he

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