Blick auf das Washington DC Capitol mit wehender amerikanischer Flagge
Mittwoch, 10.11.2021 15:39 von | Aufrufe: 822

ROUNDUP: US-Inflation auf höchstem Stand seit über 30 Jahren

Blick auf das Washington DC Capitol mit wehender amerikanischer Flagge ©iStock

WASHINGTON (dpa-AFX) - Der Preisauftrieb in den USA wird immer stärker. Im Oktober beschleunigte er sich von bereits hohem Niveau aus. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,2 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Das ist die höchste Inflationsrate seit dem Jahr 1990. Analysten hatten mit einer Beschleunigung gerechnet, allerdings nur auf 5,9 Prozent. Im Vormonat hatte die Rate bereits hohe 5,4 Prozent betragen.

Der Preisanstieg fiel laut Ministerium breit aus und betraf zahlreiche Kategorien. Energie, Mieten, Lebensmittel, Gebrauchtwagen und neue Autos seien jeweils deutlich teurer gewesen. Die Teuerungsrate ohne Energie und Nahrungsmittel, die sogenannte Kernrate, stieg von 4,0 auf 4,6 Prozent und damit auf den höchsten Wert seit 1991. Die Rate wird von Ökonomen zumeist als verlässliche Messgröße angesehen, um den grundlegenden Preistrend zu bestimmen.

Die Inflation entfernt sich damit noch mehr vom mittelfristigen Zielwert der US-Notenbank Fed, der zwei Prozent beträgt. Die Fed erachtet die erhöhte Teuerung allerdings als eine von Corona-Sonderfaktoren geprägte, übergangsweise Entwicklung, die sich bald wieder abschwächen sollte. Kritiker monieren, diese Sichtweise gerate um so mehr ins Wanken, je länger die Inflationsrate hoch bleibe und je stärker die Abweichung vom Fed-Ziel ausfalle.

"Die Inflation scheint außer Rand und Band zu sein", kommentierte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Eigentlich sei davon auszugehen gewesen, dass der Inflationsscheitel bereits überschritten sei - doch weit gefehlt: Die Pandemie halte so manche Überraschung bereit, die Inflationsrisiken nähmen weiter zu.

Analysten verwiesen auf die bereits bekannten Inflationstreiber der vergangenen Monate, warnten jedoch zugleich vor einem breiter werdenden Preisauftrieb. Der Druck seitens der vielen Angebotsengpässe - eine Folge des coronabdingt eingeschränkten Welthandels - sei weiterhin stark, erklärte das Analysehaus Capital Economics. Doch selbst wenn diese Effekte irgendwann nachließen, dürfte die Inflation erhöht bleiben, erwartet US-Experte Andrew Hunter.

Ob die Fed ihren lockeren Kurs in diesem Umfeld durchhalten kann, wird zunehmend ungewiss: "Angesichts dieser Zahlen wird es für die US-Notenbank immer schwieriger, die Beschleunigung der Inflation allein auf Sonder- und Nachholeffekte zurückzuführen", erklärte Analyst Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg. "Die Fed dürfte sich spätestens Ende nächsten Jahres gezwungen sehen, ihre zögerliche Haltung aufzugeben und eine Leitzinswende einzuleiten."

Die Federal Reserve hat zwar damit begonnen, ihre extrem lockere Haltung etwas zurückzufahren. Allerdings bezieht sich der Kurswechsel bisher nur auf die zur Konjunkturbelebung aufgelegten Wertpapierkäufe, die schrittweise verringert werden sollen. Mit Zinsanhebung, dem nach Meinung vieler Ökonomen schärfsten Schwert zur Inflationsbekämpfung, will sich die Zentralbank dagegen Zeit lassen, wie Fed-Chef Jerome Powell unlängst wieder betonte./bgf/jsl/mis


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