Ein VW Polo TGI.
Donnerstag, 14.04.2022 13:11 von | Aufrufe: 2079

ROUNDUP: VW mit Ergebnissprung aus Sicherungsgeschäften - Verkäufe sacken ab

Ein VW Polo TGI. ©Volkswagen AG

WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der Automobilkonzern Volkswagen (VW Aktie) (VW ) kann trotz Chipflaute und der Unsicherheiten rund um den Krieg in der Ukraine weiter hohe Gewinne einfahren. Im ersten Quartal half die Bilanzierung von Rohstoffsicherungsgeschäften, mit denen sich die Wolfsburger gegen hohe Preisschwankungen wappnen, den Ergebnissen deutlich auf die Sprünge. Problematisch bleibt nach wie vor der Verkauf von Fahrzeugen, der wegen fehlender Halbleiter stockt - auch wenn der Konzern bei den geförderten vollelektrischen Autos weiter kräftig wächst. Die Unsicherheit um die Lieferketten auch wegen des russischen Kriegs in der Ukraine macht den Wolfsburgern zunehmend Sorgen. Die Vorzugsaktie verlor gegen Mittag spürbar an Wert.

Das VW-Papier schnitt mit einem Minus von 1,8 Prozent auf 148,54 Euro schwächer ab als der Markt. Zunächst war der Kurs nach der überraschenden Mitteilung zu vorläufigen Geschäftszahlen am Donnerstagvormittag sprunghaft auf über 154 Euro angestiegen. In diesem Jahr hat die Aktie bisher rund ein Sechstel ihres Wertes verloren. Nach Ansicht von Analyst Daniel Schwarz von der Investmentbank Stifel ist die Unsicherheit rund um Lieferprobleme bei VW in jüngster Zeit eher noch gewachsen. Die Ergebnisse selbst hätten im Rahmen der Erwartungen gelegen, hieß es vom JPMorgan-Experten Jose Asumendi.

Der andauernde Krieg in der Ukraine habe erhebliche Auswirkungen auf Wechselkurse und die Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten, hieß es vorsichtig von VW. Außerdem seien erste Effekte auf die Lieferketten zu erkennen. Die Auswirkungen des weiteren Verlaufs des Kriegs seien dabei nach wie vor nicht mit hinreichender Sicherheit vorherzusagen. Große Schwankungen auch bei den Rohstoffsicherungsgeschäften sind demzufolge weiter möglich.

Das um Sondereinflüsse aus der Dieselaffäre bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern schwoll in den ersten drei Monaten laut vorläufigen Zahlen auf 8,5 Milliarden Euro an. Allein 3,5 Milliarden Euro kamen aus dem buchhalterischen Wertzuwachs von Sicherungsverträgen. Mit diesen sichert der Konzern bei Zulieferern Preise und Mengen von Rohstoffen ab - und der bilanzielle Wert der Verträge steigt, wenn die Preise stärker schwanken, wie zuletzt geschehen.

Zu Geld machen kann VW diesen Wertanstieg der Verträge in aller Regel am Finanzmarkt nicht, denn die Wolfsburger sind auf die darin vereinbarte Lieferung der Rohstoffe zu den entsprechenden Konditionen angewiesen. VW betonte denn auch, der Großteil der Bewertungseffekte sei "nicht cash-wirksam" - bessert die Kasse der Wolfsburger also nicht auf.

Aber auch ohne die Effekte aus den Sicherungskontrakten hätte ein operatives Ergebnis von rund 5 Milliarden Euro zu Buche gestanden - etwas mehr als vor einem Jahr mit 4,8 Milliarden Euro, als auch schon bestimmte Sicherungsvereinbarungen die Zahlen aufgehübscht hatten. Analysten hatten sich bisher auch ein operatives Ergebnis in dieser Größenordnung ausgerechnet. VW selbst sprach von einer robusten operativen Entwicklung.

Dabei belastet die Situation bei den fehlenden Halbleiterbauteilen die Produktion weiter deutlich. Im ersten Quartal lieferte VW weltweit nur 1,9 Millionen Fahrzeuge aus - gut ein Fünftel weniger als im Vorjahreszeitraum. In den wichtigsten Märkten China und Westeuropa sind die Rückgänge weiter schmerzhaft. In der Volksrepublik stand ein Minus von fast einem Viertel zu Buche. Im weltgrößten Automarkt ist VW Marktführer, rund 40 Prozent der gesamten Konzernauslieferungen macht die Gruppe dort. Im Heimatmarkt Westeuropa gingen die Auslieferungen um knapp 15 Prozent zurück.

Seit geraumer Zeit sorgt die knappe Versorgung mit Neuwagen infolge der Chipkrise bei starker Nachfrage für lange Lieferzeiten am Markt für Privat- und Gewerbekunden. Das lässt die Preise steigen, sowohl bei neuen Pkw als auch bei Gebrauchtwagen. VW profitiert davon nicht nur mit dem Verkauf neuer Autos, sondern auch bei der Wiedervermarktung von Leasing-Rückläufern.

Außerdem versucht VW, die lukrativeren Autos von Porsche und Audi bevorzugt mit den verfügbaren Chips zu bestücken, um die Gewinne zu stützen. Bei der Renditeperle Porsche lag der Rückgang bei den Auslieferungen im ersten Quartal denn auch nur bei knapp 5 Prozent, bei Audi waren es knapp 17 Prozent weniger Verkäufe. Die Auslieferungen der Kernmarke VW Pkw sackten dagegen um mehr als ein Viertel ab.


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Auch die Elektroautos, auf die Konzernchef Herbert Diess den Konzern für die Zukunft ausrichtet, werden bevorzugt mit den knappen Halbleitern ausgerüstet. Die Verkäufe kletterten in den Monaten Januar bis März um 65 Prozent auf 99 100 vollelektrische Autos. Auch in China, wo der viel beachtete Hochlauf der Batterieautos lange holprig verlief, legte VW einen Zahn zu und lieferte mit 28 800 Elektroautos viermal so viel aus wie vor einem Jahr. Die E-Autos sind auch finanziell wichtig: Verfehlt VW die Vorgaben beim Senken der klimaschädlichen CO2-Emissionen, drohen Strafzahlungen und andere Einschnitte.

"Die Nachfrage nach unseren vollelektrischen Fahrzeugen ist weltweit sehr hoch und unsere Auftragsbücher sind entsprechend gut gefüllt", sagte VW-Vertriebschefin Hildegard Wortmann. Der Zuwachs der Elektroauto-Auslieferungen wäre ihr zufolge ohne die aktuellen Versorgungsengpässe noch deutlich höher ausgefallen.

Der Mittelzufluss im Automobilgeschäft belief sich VW-Angaben zufolge im Quartal netto auf rund 1,5 Milliarden Euro. Dabei belastete, dass der Konzern wie saisonal üblich die Vorräte hochfuhr. Laut Analyst Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC lag das unter dem am Markt erwarteten Wert, gleichwohl schlügen hier bei VW oft Einmaleffekte zu Buche. Für Anleger am Kapitalmarkt ist die Kennziffer wichtig, weil sie Aufschluss geben kann über die aktuelle Finanzstärke eines Unternehmens.

Weitere Angaben zu Finanzzahlen machte VW zunächst nicht. Der Konzern will den detaillierten Zwischenbericht zum ersten Quartal am 4. Mai veröffentlichen./men/nas/mis

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