FRANKFURT (dpa-AFX) - In Deutschland gibt es erstmals weniger als 20 000 Bankfilialen. 19 501 mit Mitarbeitern besetzte Standorte betrieben Banken und Sparkassen hierzulande Ende Dezember noch, wie die Bundesbank am Montag in Frankfurt mitteilte. Das waren 945 beziehungsweise 4,6 Prozent weniger als vor Jahresfrist. "Die zunehmende Verbreitung des Online-Bankings sowie der weiterhin bestehende Kostendruck führten zu einer Verschlankung des Filialnetzes in quasi allen Banksektoren", stellte die Bundesbank fest.
Weil viele Menschen Bankgeschäfte am heimischen Computer oder per App auf dem Smartphone erledigen, dünnen Geldhäuser seit Jahren ihr teures Filialnetz aus und versuchen, abseits von festen Standorten ihre Präsenz in der Fläche aufrechtzuerhalten: beispielsweise durch Videoberatung, Beratungscenter mit längeren Öffnungszeiten auch am Samstag, mit Sparkassen-Bussen oder geteilten Filialen über Institutsgrenzen hinweg.
Wege zur Filiale werden weiter - auch für Händler
In einer jüngst veröffentlichten Umfrage des Digitalverbandes Bitkom sagte knapp die Hälfte (49 Prozent) der 1004 Befragten, ihnen würde "nichts fehlen", wenn es gar keine Bankfilialen mehr gäbe. Der Handelsverband HDE dagegen beobachtet die Entwicklung mit Sorge: "In den vergangenen fünf Jahren wurden 30 Prozent der Bankfilialen geschlossen. Damit schließen auch die direkten Kontaktstellen für Händler, die sich mit Wechselgeld eindecken und ihre Bareinnahmen abgeben wollen", ordnete HDE-Zahlungsdiensteexperte Ulrich Binnebößel ein. Dies könne gerade in ländlichen Gebieten erhebliche Kosten verursachen, weil Händler weitere Wege zur nächsten Bankfiliale zurücklegen oder einen Wertdienstleister beauftragten müssten. "Setzt sich dieser Trend weiter fort, müssen neue Wege einer sicheren und effizienten Bargeldlogistik in der Fläche gefunden werden, die die Versorgung mit Wechselgeld und die Entsorgung der Bargeldeinnahmen auch im mittelständischen Handel sicherstellt", mahnte der HDW-Experte.
Tempo des Filialabbaus hat sich etwas verlangsamt
Unterdessen ließ den aktuellen Bundesbank-Zahlen zufolge das Tempo bei den Filialschließungen im vergangenen Jahr nach. In den Corona-Jahren 2021 (2388 Zweigstellen geschlossen) und 2022 (1266) hatte die Pandemie den Trend zum Online-Banking verstärkt, was letztlich zu einem deutlich höheren Prozentsatz an Filialschließungen führte. Reine Automatenstandorte werden in der Statistik nicht berücksichtigt.
Die meisten Zweigstellen betreiben den Bundesbank-Zahlen zufolge nach wie vor die Sparkassen und Landesbanken mit 7104 Standorten Ende vergangenen Jahres. Die Genossenschaftsbanken, zu denen unter anderem die Volks- und Raiffeisenbanken zählen, kommen auf 6588 Filialen.
52 Fusionen vornehmlich im genossenschaftlichen Sektor sind den Angaben zufolge auch der Hauptgrund dafür, dass sich die Zahl der Kreditinstitute in Deutschland im vergangenen Jahr unter dem Strich um 55 auf 1403 Institute verringerte./ben/DP/jha
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