Mehrere Bündel US-Dollar.
Donnerstag, 30.09.2021 12:19 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 839

Warnung der Super-Notenbank : Spekulationsblasen: Nach Eisenbahn-, Dotcom-, Subprime- jetzt die 'grüne Blase'?

Mehrere Bündel US-Dollar. © Adam Gault / DigitalVision / Getty Images http://www.gettyimages.de

Foto: epicioci - pixabay.com

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sieht mögliche Anzeichen für eine 'grüne Blase' am Finanzmarkt und zieht Parallelen zu früheren Spekulationsblasen. Doch es gibt auch Kritik an dem BIZ-Beitrag.

In ihrem jüngsten Quartalsbericht warnt die BIZ, besser bekannt als Notenbank der Notenbanken, vor einer möglichen 'grünen Blase' am Finanzmarkt. Bei dem BIZ-Dokument handelt es sich jedoch lediglich um ein zweiseitiges Arbeitspapier und nicht, wie einige Medien berichten, um eine umfangreiche Studie. Außerdem spiegeln die in dem Beitrag geäußerten Meinungen der Autoren "nicht unbedingt die Ansichten der BIZ wider", heißt es.

Weltweiter Boom nachhaltiger Assets

Die BIZ-Ökonomen Sirio Aramonte und Anna Zaba beschreiben in dem Papier zunächst den Boom nachhaltiger Geldanlagen. Politik und Gesellschaft hätten Marktteilnehmer ermutigt mittels ESG-Anlagen (Environmental, Social and Corporate Governance) "den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu unterstützen", schreiben sie.

Weltweit seien nachhaltige Geldanlagen (Assets, die ESG-, "thematische-", "Impact"- und "Community"-Kriterien beachten) zwischen 2016 und 2020 um fast ein Drittel auf mehr als 35 Billionen US-Dollar gestiegen. Eine genau Quantifizierung sei jedoch wegen der fehlenden einheitlichen Definition nachhaltiger Finanzprodukte schwierig.

Das verwaltete Vermögen von ESG-Fonds und -ETFs habe sich innerhalb der letzten fünf Jahre sogar verzehnfacht und betrage nun rund zwei Billionen US-Dollar, schreiben die Autoren und berufen sich auf Daten der Global Sustainable Investment Alliance (GSIA).

'Grüne Blase' am Finanzmarkt?

Gleichzeitig warnen die BIZ-Ökonomen vor möglichen spekulativen Übertreibungen bei ESG-Produkten: "Angesichts des sehr schnellen Wachstums der neuen Anlageklasse stellt sich die Frage, ob sich nicht eine Blase bilden könnte, wenn die Markttransparenz nicht gewährleistet werden kann.“


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Es gebe konkrete Anzeichen für Überbewertungen bei ESG-Vermögenswerten. So liege trotz des Rücksetzers im Januar 2021 "das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Unternehmen aus dem Bereich der sauberen Energien immer noch deutlich über dem von bereits hoch bewerteten Wachstumsaktien", so die BIZ-Autoren.

Sowohl beim Investitionsvolumen als auch bei der Preisdynamik von ESG-Aktien sehen Aramonte und Zaba Parallelen zu Eisenbahnaktien Mitte des 18. Jahrhunderts, Internetaktien während der Dotcom-Blase, aber auch zu hypothekenbesicherten Wertpapieren während der Weltfinanzkrise 2007.


Bildquelle: BIS Quarterly Review September 2021

Kritik an der BIZ-Studie

Kapitalmarktexperte Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst von Sphene Capital, kritisiert, dass die BIZ-Autoren kaum präzise seien: "Sie sprechen eher von Indizien, wonach die KGV-Bewertung von Clean Energy- bzw. und Clean-Technology-Aktien 'angespannt' sein könnten. Besonders korrekt waren sie auch nicht, denn ungeachtet dessen, ob die Aussage korrekt ist, ist das KGV für Wachstumsaktien keine sinnvolle Bewertungskennzahl."

Weiter erklärte Hasler im Gespräch mit wallstreet:online: „Auch dass die BIZ global tätige Energieerzeuger mit US-amerikanischen Technologietiteln vergleicht, belegt nicht gerade deren fundierten Bewertungssachverstand.“

Eine Presseanfrage von wallstreet:online an das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), mit der Bitte um eine Einschätzung des BIZ-Beitrages, blieb bisher unbeantwortet.

Autor: Ferdinand Hammer, wallstreet:online Zentralredaktion

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