Die Frankfurter Innenstadt, im Hintergrund die Skyline (Symbolbild).
Freitag, 08.07.2022 16:53 von | Aufrufe: 2036

WOCHENAUSBLICK: Thema Erdgasversorgung hält Anleger in Schach

Die Frankfurter Innenstadt, im Hintergrund die Skyline (Symbolbild). © querbeet / iStock / Getty Images Plus / Getty Images

FRANKFURT (dpa-AFX) - Auch in der neuen Woche dürften Rezessionsängste und das Thema Erdgasversorgung die Börsen fest im Griff haben. Am Montag beginnen die planmäßigen Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 1. Sie sollen am 21. Juli enden. Derzeit ist ungewiss, ob Russland den Gashahn anschließend wieder aufdreht. Die Gaspreise sind seit dem Überfall Russlands auf die Ukrane schon stark gestiegen, auch das hat die Börse hierzulande schwer belastet. Mit Uniper musste ein deutscher Gasversorger bereits den Staat um Hilfe bitten. Der Leitindex Dax fiel zuletzt auf den niedrigsten Stand seit November 2020.

Erst nach Ende der Wartungsarbeiten am 21. Juli "könnte etwas klarer sein, ob sich Menschen und Wirtschaft in Deutschland auf einen harten Winter einstellen müssen", sagte Marktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Die Unsicherheit darüber werde das Börsengeschehen in Frankfurt in den kommenden zwei Wochen jedenfalls maßgeblich mitbestimmen.

"Üblicherweise dauert die Wartung zehn Tage, und in der Zwischenzeit wird über andere Pipelines mehr Erdgas geschickt", schrieb Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Dieses Mal aber stehe die Befürchtung im Raum, dass Nord Stream 1 dauerhaft abgeschaltet bleibe. In der Folge würden die Erdgaspreise weiter steigen und "einigen Unternehmen vermutlich die Geschäftsgrundlage entzogen". Die Hinweise verdichteten sich, dass der Bund dem Erdgasversorger Uniper zu Hilfe komme, um eine Insolvenz und eine Kettenreaktion in Deutschland und Europa abzuwenden.

Ob und wann die höheren Erdgaspreise an Unternehmen und private Haushalte weitergegeben würden, sei bislang unklar. Das Thema werde die Märkte folglich auf kurze Sicht bewegen. "Denn von den Maßnahmen zur Stabilisierung des Erdgasmarktes wird auch der Konjunkturverlauf in Deutschland abhängen", so der Ökonom.

Die Aussichten für den von Industriekonzernen dominierten deutschen Aktienmarkt sind daher alles andere als rosig. So ist der Dax zuletzt deutlich stärker unter Druck geraten als andere Indizes: Seit dem jüngsten Erholungshoch von Anfang Juni hat er fast 13 Prozent verloren. Beim US-Leitindex Dow Jones Industrial war der Verlust in diesem Zeitraum nicht einmal halb so groß. Auch der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 hat sich besser gehalten.

Einen Blick dürften in der neuen Woche auch die Inflationsdaten aus den USA wert sein. Veröffentlicht werden die Verbraucher- und Erzeugerpreise im Juni. Noch bis Ende des Jahres dürfte der Preisauftrieb hoch bleiben, prognostiziert Chefstratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Die Inflation bremse das Wachstum, die Notenbank Fed halte mit kräftig steigenden Leitzinsen dagegen. Noch Ende 2023 werde die Inflation über drei Prozent liegen - "und damit aus Sicht der Fed weiterhin zu hoch ausfallen".

Auf der Unternehmensseite lässt die Saison der Quartalsberichte noch auf sich warten. Zwar veröffentlichen mit JPMorgan , Morgan Stanley und der Citigroup (Citigroup Aktie) große US-Banken ihre Geschäftsberichte. Deren Einfluss auf den hiesigen Aktienmarkt dürfte sich aber in Grenzen halten. Spannend dürfte die Gestaltung des staatlichen Hilfspakets für Uniper werden./bek/gl/mis/stw

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---


ARIVA.DE Börsen-Geflüster

Kurse

18.188
+0,03%
DAX Realtime-Chart
Werbung

Mehr Nachrichten zum DAX kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.


Andere Nutzer interessierten sich auch für folgende News